So gefährlich war die Schneelage in den Alpen seit 1999 nicht: Allein innerhalb der vergangenen Nacht hat es in der Schweiz und Westösterreich vielerorts einen halben Meter geschneit. Im halben Land gilt die höchste Lawinenwarnstufe.

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In Zermatt herrscht Ausgangssperre. Zumindest indirekt: Zermatt Tourismus hat die von der Umwelt abgeschnittenen Menschen im Ort aufgerufen, wegen der immensen Lawinengefahr in den Häusern zu bleiben oder sich nur im Dorfzentrum aufzuhalten.

Das Dorf ist zum zweiten Mal innert zwei Wochen nicht mehr erreichbar. Seit Sonntag sitzen rund 9.000 Touristen in dem Ort fest.

Zumindest bis 11:00 Uhr gibt es keine Luftbrücke nach Zermatt: Schlechte Sicht und Staublawinen machen den Helikopterpiloten das Leben schwer. Die Winterwanderwege und das Skigebiet sind geschlossen.

Zahlreiche Strecken sind gesperrt

Der Wintereinbruch beeinträchtigt den Bahnverkehr. Und auch viele Strassen sind gesperrt. Reisende sollten in jedem Fall mehr Zeit einrechnen und Geduld mitbringen.

Übersicht über die gesperrten Zugstrecken

  • Chur - Arosa: Sperre auf unbestimmte Dauer wegen Lawinengefahr. Es fahren Ersatzbusse.
  • Filisur - Davos: Strecke ist wegen starken Schneefalls auf unbestimmte Zeit unterbrochen. Es gibt Ersatzbusse.
  • Cinous-chel-Brail - Scuol-Tarasp: Züge fallen auf unbestimmte Zeit aus. Zwischen Klosters und Sagliains fahren Shuttlezüge. Ersatzbusse bringen Reisende von Sagliains nach Scuol-Tarasp und Zemez. Auf der Strecke von Zemez nach Cinous-chel-Brail ist keine Ersatzbeförderung möglich. Wer Richtung St. Moritz will, reist über Thusis.
  • Ilanz - Disentis/Mustér: Strecke ist wegen Lawinengefahr unterbrochen. Es gibt Ersatzbusse zwischen Ilanz und Sumvitg-Cumpadials.
  • Andermatt - Disentis/Mustér: Auch hier verkehren keine Züge. Es gibt Ersatzbusse. Die Sperre dauert mindestens bis 20:00 Uhr.
  • Erstfeld-Biasca: Sperre wegen Lawinengefahr bis mindestens 12:00 Uhr. Es gibt Ersatzbusse.
  • Andermatt - Göschenen: Die Strecke ist wegen Lawinengefahr bis mindestens 23:15 Uhr gesperrt. Hier ist keine Ersatzbeförderung möglich.
  • Fiesch - Andermatt: Dauer der Sperre bis mindestens 23:00 Uhr. Zwischen Fiesch und Niederwald gibt es Ersatzbusse. Wer nach Chur reisen möchte, muss über die Strecke Bern - Zürich Hauptbahnhof fahren.
  • Lauterbrunnen - Wengen: Ein Erdrutsch legt die Strecke auf unbestimmte Zeit lahm.
  • Wengen - Kleine Scheidegg: Der Bahnverkehr ist wegen Lawinengefahr auf unbestimmte Zeit unterbrochen.
  • Kandersteg - Ausserberg: Die Strecke bleibt wegen Lawinengefahr den ganzen Montag gesperrt.
  • Visp - Zermatt: Die Strecke ist wegen Lawinengefahr bis mindestens Dienstag 01:00 Uhr gesperrt. Zwischen Visp und Täsch fahren Ersatzbusse.
  • Saas-Grund - Saas-Almagell: Es gibt keine Möglichkeit, zwischen den Orten zu verkehren. Die Dauer der Sperre ist nicht absehbar.
  • Zermatt - Gornergrat: Wegen Unwetterschäden ist die Strecke auf unbestimmte Zeit unterbrochen.
  • Le Châtelard-Frontière - Chamonix-Mont-Blanc: Hier geht gar nichts, es fahren auch keine Ersatzbusse. Die Dauer der Sperre ist unbestimmt.
  • Les Aviolats - Les Diablerets: Sperre wegen Lawinengefahr. Es gibt Busse und Minibusse.
  • Villars-sur-Ollon - Col-de-Bretaye: Die Regionalzüge auf der Strecke fallen aus, eine Ersatzbeförderung ist nicht möglich. Die Sperre dauert zumindest bis 24. Januar um 08:00 Uhr.
  • Haut-de-Caux - Rochers-de-Naye: Die S-Bahn-Züge fallen aus. Ein Ersatz ist nicht möglich. Eine Dauer der Sperre wegen Unwetter ist noch nicht absehbar.
  • Vevey - Aigle: Bahn und S-Bahn sind lahmgelegt. Es liegt ein umgestürzter Baum auf der Fahrbahn. Dauer der Sperre voraussichtlich bis 11:00 Uhr.

Lawinengefahr ist immens - und es schneit weiter ...

In weiten Teilen der Schweiz gilt die höchste Lawinenwarnstufe: in einem breiten Streifen von West nach Ost, vom Wallis bis nach Graubünden. Seit 1999 habe es keine vergleichbare Situation gegeben, teilte eine Sprecherin des Schweizer Wetterdienstes mit.

Im Süden des Landes sind innert einer Woche demnach teils drei Meter Neuschnee gefallen.

"Man muss verbreitet in der Schweiz mit grossen Lawinen rechnen", sagte Christine Pielmeier vom Davoser Schnee- und Lawinenforschungsinstitut (SLF) im Schweizer Rundfunk.

Auch Siedlungen sind gefährdet: Laut SLF können die Lawinen sehr weit vorstossen. "Exponierte Siedlungen sowie Verkehrswege sind mehrheitlich gefährdet." Von Wintersport abseits gesicherter Pisten werde "dringend abgeraten".

Am Montag ist noch kein Ende der Schneefälle in Sicht. "Heute ist die heikelste Phase", betonte SLF-Expertin Pielmeier. "Entspannung erwarten wir eigentlich erst im Laufe des Dienstags."

Ein Toter in Gunzwil LU, Restaurant im Wallis zugeschneit

Ein Toter ist unterdessen in Gunzwil im Kanton Luzern zu beklagen: Ein 61-Jähriger kam im Gebiet Chommle am Samstagnachmittag bei Forstarbeiten ums Leben.

Wie die Kantonspolizei gegenüber "20min.ch" bestätigte wurde der Mann von einem herunterfallenden Baumstamm tödlich verletzt. Der Baum war vom Sturm beschädigt worden und habe unter Spannung gestanden.

Im Kanton Bern steigen die Pegel der Seen dramatisch an. Noch liegen sie aber unter der Hochwassergrenze.

Im Unterwallis ist das Restaurant Pas-de-Maimbré total zugeschneit. Der Schnee reicht bis zum Dach, bei der Wand ist er drei Meter hoch.

Nach Informationen von "20min.ch" befinden sich drei Personen in dem Gebäude. Der Schnee sollte sein Problem sein: Das Haus sei so konstruiert, dass es viel Gewicht aushalte, sagte Christophe Rey vom Restaurant dem Portal.

"Wir haben zum Glück einen unterirdischen Eingang ins Gebäude. So viel Schnee in so wenigen Tagen habe ich hier noch nie gesehen."

Auch Westösterreich versinkt im Schnee

Auch in Tirol und Vorarlberg sind wegen des starken Schneefalls mehrere Orte von der Umwelt abgeschnitten. Betroffen sind Lech, Zürs, Stuben und St. Anton am Arlberg und seit Sonntagabend auch Ischgl und das gesamte Paznauntal.

So dramatisch war die Lage zuletzt vor 19 Jahren. Damals kam es im Tiroler Dorf Galtür zu einer Lawinenkatastrophe, bei der 38 Menschen starben.

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