Der erste schwere Sturm des Jahres ist über die Schweiz hinweggefegt. Orkantief "Burglind" brachte Gewitter, Böen und Verkehrsprobleme mit sich.
Wintersturm "Burglind" hat die Schweiz voll getroffen: Zahlreiche Bäume und Baugerüste stürzten um, ein Kleinflugzeug wurde aufs Dach gelegt und im gesamten Kanton Zürich fielen vielerorts Ampelanlagen aus.
Windböe pustet Zugwaggon vom Gleis
Ein Zugwaggon der Montreux-Berner Oberland-Bahn (MOB) entgleiste an der Lenk im Simmental. Nach Angaben des Lenker Gemeindepräsidenten René Müller entgleiste der Bahnwagen wegen einer Windböe.
Der Unfall sei aber relativ glimpflich verlaufen, sagte Müller der Schweizer Nachrichtenagentur sda. Acht der 22 Passagiere wurden verletzt, zumeist leicht.
Nachdem mehrere Bäume auf die Tragseile der Pizolbahn bei Bad Ragaz gestürzt sind, mussten die dort festsitzenden Wintersportler von der Rettungsbergwacht evakuiert werden. Klaus Nussbauer, Geschäftsführer der Pizolbahnen AG gegenüber Radio Top erklärte: "Wir mussten den Seilen entlang zu jeder einzelnen Gondel, um dort die Passagiere einzeln zu befreien." Die Aktion hat über drei Stunden gedauert.
In der Region Stäfa durchtrennte ein umgstürzter Baum eine Hochspannungsleitung. In der Folge waren mehrere Tausend Menschen ohne Strom. Sogar die Kirchturmuhr blieb stehen.
In Oerlikon hagelte es wie aus Kübeln, über den Zugersee wurde das Wasser geradezu hinweggepeitscht, wie ein Foto von SRF Meteo zeigt.
Windrekord in Wädenswil
Einen neuen Windrekord verzeichnete Wädenswil im Bezirk Horgen: Hier wurden Orkanböen von 151 km/h gemessen - die stärksten Böen, die dort je erreicht wurden. Allerdings geht die Messung nur bis 1981 zurück.
Im Appenzellerland auf dem Kronberg verzeichnete Meteocentrale an einer Station sogar Böen von 200 km/h. Die stärkste Windböe mit 201 km/h wurde auf dem Gütsch oberhalb von Andermatt/UR gemessen.
Schäden in Luzern, ein Verletzter
Am Mittwochmorgen gingen bei der Luzerner Polizei über 80 Schadensmeldungen ein. Es handelte sich dabei hauptsächlich um umgestürzte Bäume, Signaltafeln, Container, Baugerüste und abgedeckte Dächer. In Emmen wurde ein Lastwagen samt Anhänger umgeweht, und in Eschenbach kippte ein Lieferwagen zur Seite.
Eine Person wurde verletzt: Sie befand sich in einem Auto, als die Frontscheibe in Brüche ging. Die Person erlitt Schnittwunden im Gesicht und begab sich selbstständig in ärztliche Pflege.
Sturm legte zeitweise auch Flugverkehr lahm
Wegen heftiger Sturmböen waren am Flughafen Zürich zahlreiche Flüge verspätet oder mussten annulliert werden.
Das stürmische Wetter hat auch den Verkehr am Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg im Elsass beeinträchtigt. Er sei am Mittwochvormittag kurzzeitig eingestellt worden, sagte ein Sprecher der französischen Luftfahrtbehörde DGAC am Mittwochvormittag, Grund waren starke Windböen.
Am Mittag hiess es aber bereits, die schlechten Wetterbedingungen seien vorbei: "Rückkehr zur Normalität", so der Sprecher.
Die Sprecherin des französisch-schweizerischen Flughafens Basel-Mulhouse-Freiburg sagte, dass in diesem Zeitraum nur ein Flug umgeleitet worden sei. Insgesamt wurden bis zum Mittag fünf Flüge umgeleitet und sechs gestrichen.
"Der Flughafen ist offen", versicherte sie. Er liegt auf französischem Staatsgebiet in der Nähe der Grenze zu Baden-Württemberg und wickelt nach Angaben auf seiner Webseite rund 100 bis 120 Flüge pro Tag ab.
Laut DGAC war auch am deutlich kleineren Flughafen Strassburg kurzzeitig der Luftverkehr gestoppt, allerdings war bei der Pressestelle des Airports nichts davon bekannt. Es gebe keine Auswirkungen des Sturms, hiess es.
Training für Bergisel-Springen abgebrochen
In Innsbruck musste das erste Training der Skispringer bei der Vierschanzentournee zunächst verschoben werden. Grund waren zu starke Winde.
Um 12:15 Uhr wurde das Training trotz immer noch starker Winde gestartet: Der Österreicher Clemens Leitner aus der nationalen Gruppe ging wie geplant als erster Athlet von der Schanze.
Der zweite Trainingsdurchgang wurde jedoch abgebrochen, weil er nicht mehr pünktlich vor der Qualifikation (14:00 Uhr) fertiggesprungen werden konnte.
Neben dem Wind machten den Veranstaltern auch Schneeregen und Nebel zu schaffen. Die Schanze auf dem Bergisel war aus der Stadt teilweise kaum noch zu erkennen. Die Qualifikation sollte trotz Sturmtief "Burglind" plangemäss gestartet und durchgeführt werden.
Richtige Entspannung erst am Donnerstag
Zwar ist das Gröbste wohl vorbei, doch erst am Donnerstag werden die Winde laut Meteo Schweiz wirklich nachlassen.
Am Donnerstag bringt jedoch ein weiteres Sturmtief über den Britischen Inseln eine aktive Warmfront in Richtung Schweiz, wo sie anhaltende Niederschläge auslöst.
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