Der im vergangenen Jahr über Südostafrika wütende Zyklon "Freddy" hat mit 36 Tagen Dauer einen Rekord als am längsten andauernder tropischer Wirbelsturm aufgestellt. Das bestätigte die Welt-Meteorologieorganisation (WMO) am Dienstag nach Überprüfung sämtlicher Daten über den Verlauf des Sturms.
Der Expertenausschuss zur Überprüfung von Extremwetter habe "die 36-tägige Dauer des tropischen Wirbelsturms Freddy im Status eines Tropensturms oder höher als neuen Weltrekord für den am längsten andauernden tropischen Wirbelsturm anerkannt", hiess es. Mit Blick auf die Dauer überholte "Freddy" damit laut WMO den bisherigen Rekordhalter "John", der sich 1994 knapp 30 Tage lang über dem Pazifischen Ozean hielt. "John" bleibt aber der Wirbelsturm, der mit 13.159 Kilometern die grösste Distanz zurücklegte. Bei "Freddy" waren es 12.785 Kilometer.
"Freddy" hatte sich vor der Nordküste Australiens gebildet und war am 6. Februar 2023 offiziell als tropischer Wirbelsturm eingestuft und benannt worden. Er überquerte den gesamten Indischen Ozean und traf am 21. Februar in Madagaskar vor der Südostküste Afrikas auf Land. Ab dem 24. Februar wütete er in Mosambik und Simbabwe, bevor er in einer Kehrtwende auf den Indischen Ozean und dann mit noch grösserer Wucht an die Küste zurückkehrte.
Überschwemmungen und Erdrutsche zerstörten bei der Rückkehr des Zyklons Häuser, Strassen und Brücken in Madagaskar, Mosambik und Malawi. In Malawi wurden laut der WMO mehr als 1200 Menschen als tot oder vermisst gemeldet. In Mosambik waren mehr als 1,3 Millionen Menschen von dem Wirbelsturm betroffen, mehr als 180 Menschen starben. In Madagaskar waren fast 200.000 Menschen betroffen. Erst um den 14. März herum löste "Freddy" sich auf.
Zur Überprüfung der Rekord-Einstufung hatte die WMO Experten vom Nationalen Hurrikan-Zentrum der USA, Meteorologen aus verschiedenen Ländern am Indischen Ozean und Klima-Wissenschaftler zusammengerufen. Bei ihren Beratungen ging es vor allem darum, wie oft und wie lange sich der Wirbelsturm auf seiner Reise abschwächte.
"Freddy war ein bemerkenswerter tropischer Zyklon, nicht nur wegen seiner Langlebigkeit, sondern auch wegen seiner Fähigkeit, mehrere Landfälle zu überstehen, was leider erhebliche Konsequenzen für die Bevölkerung im Südosten Afrikas hatte", sagte Chris Velden, Experte für tropische Zyklone an der Universität Wisconsin in den USA.
Die WMO stellte keinen direkten Bezug zwischen der ungewöhnlichen Langlebigkeit von Zyklon "Freddy" und dem menschengemachten Klimawandel her. Auf ihrer Website heisst es jedoch zu tropischen Zyklonen, dass der Klimawandel nicht nur mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit stärkerer Wirbelstürme verbunden sei, "sondern auch zu einem direkten Anstieg ihrer zerstörerischen Kraft" führe. © AFP
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