Zumeist sind es furchtbare Bilder von den Autobahnen: Die Unglücke mit Reise- und Fernbussen häufen sich mit zunehmendem Verkehr. Vergleichsweise preiswert von A nach B kommen zu wollen, scheint immer gefährlicher zu werden.
Ein Feuer im Motorraum und ein Zusammenprall mit einem Lkw - in der Nacht zu Mittwoch hat es gleich zwei schwere Unfälle auf deutschen Autobahnen mit Fernbussen von Flixbus gegeben.
Der ADAC versucht, Fahrgästen die Angst zu nehmen
Erst zweieinhalb Wochen zuvor war ein Bus der Firma bei Leipzig von der Spur abgekommen und umgekippt. Flixbus betonte am Mittwoch, die Sicherheit von Fahrgästen und Fahrern habe höchste Priorität. Der ADAC beruhigte: Fernbusse seien ein sehr sicheres Verkehrsmittel.
Sieben Menschen wurden verletzt, als ein Flixbus auf der Autobahn 5 bei Weingarten im Landkreis Karlsruhe in der Nacht zu Mittwoch auf einen Lkw auffuhr.
Laut Polizei wollte ein Lastwagen auf einen Parkplatz fahren. Weil die Einfahrt aber von einem anderen Laster blockiert war, scherte der Fahrer wieder auf die Autobahn ein. Der folgende Fernbus konnte nicht mehr ausweichen. Der Bus war von München nach Amsterdam unterwegs.
Ein weiterer Flixbus fing auf der Autobahn 1 am Bremer Kreuz Feuer im Motorraum, verletzt wurde hier niemand. Die Fahrerin evakuierte den Bus auf dem Weg von Bremen nach Hamburg noch rechtzeitig.
Flixbus betont hohen Ausstattungs- und Sicherheitsstandard
Flixbus selbst bedauerte die beiden Zwischenfälle. Ein Sprecher bekräftigte die Sicherheitsbestrebungen des Unternehmens.
Die Ausstattung der Fahrzeuge gehe mit Features wie dem Spurhalteassistenten, Abstandsregeltempomaten und Fahrdynamikregelung "weit über die geforderten Standards hinaus". Jeden Monat würden Busse inspiziert. Auch die Einhaltung der gesetzlichen Lenk- und Ruhezeiten werde intern und extern überprüft.
Trotz einiger schwerer Unfälle zählen Fernbusse nach wie vor zu den sichersten Verkehrsmitteln. "Das Risiko, mit einem Reisebus zu verunglücken, ist deutlich geringer als wenn Sie mit dem eigenen Auto unterwegs sind", erklärte ein Sprecher des ADAC.
Laut Statistischem Bundesamt sind Busse nur in etwa 0,7 Prozent aller Verkehrsunfälle ausserhalb von Ortschaften involviert. Die deutliche Mehrheit geht auf das Konto der Autofahrer.
Doch nicht nur die Zahl der Busunfälle ist geringer als die mit dem Auto. Im Unfallrisikovergleich schneiden Busse auch besser ab, weil pro zurückgelegter Strecke und Personenzahl weniger Menschen zu Schaden kommen.
Die Unfall-Bilanz spricht klar gegen das Auto
Von 2011 bis 2015 starben bei Unfällen mit dem Auto etwa 15 mal mehr Menschen als bei Unfällen mit dem Bus.
Um für zusätzliche Sicherheit zu sorgen, mahnte der ADAC-Sprecher Fahrgäste, sich auch im Bus an die Anschnallpflicht zu halten.
Der Flixbus-Sprecher versicherte, dass die Busfahrer die Fahrgäste in mehreren Sprachen zum Anschnallen aufforderten - es sei aber schwierig, dies zu kontrollieren. Der ADAC rät ausserdem, sich mit den Sicherheitsmassnahmen in Bussen vertraut zu machen, ähnlich wie bei Flugreisen.
Mit einem Marktanteil von 95,4 Prozent ist Flixbus laut IGES-Institut "unangefochtener Marktführer". Täglich bietet die Firma 350.000 Verbindungen an. Dafür stehen dem Unternehmen rund 2.000 Busse und 7.000 Fahrer zur Verfügung.
Von den Busfahrern ist aber kein einziger bei Flixbus selber angestellt. Sie alle arbeiten für Subunternehmen. Insgesamt sind es knapp 300 Firmen, mit denen Flixbus kooperiert.
Während Flixbus für Planung, Marketing und Vertrieb zuständig ist, liegt das operative Geschäft ganz in der Hand der Partner.
Flixbus hat keinen Busfahrer direkt unter Vertrag
Auch für die Ausbildung der Busfahrer sind diese zuständig. Flixbus unterstützt lediglich mit einem Training zu Beginn der Tätigkeit. Das Unternehmen betonte, es sei "essenziell", dass die Fahrer den Standards entsprächen.
Schuld an den Unfällen sind Busfahrer ausserorts in den wenigsten Fällen. Laut Statistischem Bundesamt verursachte 2017 genau dreimal ein übermüdeter Busfahrer einen Unfall auf der Autobahn oder der Landstrasse. Bei Autofahrern waren es mehr als 1.200. (dpa/hau) © dpa
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