Gross war die Überraschung, als am Mittwoch ein Argentinier zum neuen Papst gewählt wurde. Jorge Mario Wer? Damit Sie den neuen Pontifex ein bisschen besser kennenlernen, haben wir die wichtigsten Fakten zusammengetragen - oder wussten Sie schon, dass Franziskus Deutsch spricht und nur noch einen voll funktionsfähigen Lungenflügel hat?

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Die Italiener haben einen halben Papst

Für kurze Zeit hatten die Italiener endlich wieder ihren eigenen Papst - bis der Irrtum um Angelo Scola korrigiert wurde und mit Jorge Mario Bergoglio alias Franziskus der richtige Pontifex verkündet wurde. Kleiner Trost: Bergoglio kam zwar in Argentinien zur Welt, hat aber aufgrund seiner italienischen Eltern auch die Staatsangehörigkeit des südeuropäischen Landes. Daher jubeln jetzt zwar offiziell die Argentinier über ihren Francisco, aber so ein bisschen dürfen sich auch die Italiener als "papa" fühlen.

Der neue Papst kann Deutsch

Wir sind jetzt zwar nicht mehr Papst, aber immerhin versteht uns der neue Pontifex. Er ging nämlich in den 1980er-Jahren für seine Promotion nach Deutschland an die Universität Freiburg und verbrachte auch einige Monate an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Dort hat er zwar nicht studiert, aber den einen oder anderen Brocken wird er aufgeschnappt haben - angeblich spricht er Deutsch neben seinen Muttersprachen Spanisch und Italienisch fliessend.

Erst Chemiker, dann Theologe

Normalerweise stehen sich Naturwissenschaftler und Theologen aufgrund ihrer doch eher unterschiedlichen Weltanschauungen skeptisch gegenüber; der neue Papst ist aber zumindest in dieser Hinsicht schon einmal ein Versöhner: Bevor er in den 1960er-Jahren Theologie studierte und 1969 das Sakrament der Priesterweihe empfing, machte er nämlich eine Ausbildung zum Chemietechniker. Da hat er wenigstens was Solides, falls er als Papst nicht glücklich wird.

Mobil mit Bus und Bahn

Es war in allen Porträts zu lesen: Franziskus gilt also äusserst bescheiden - wie es sich für jemanden gehört, der sich nach Franz von Assisi benennt. Und da der auch keine eigene Limousine hatte, bevorzugt Franziskus die öffentlichen Verkehrsmittel. Und auch direkt nach seiner Wahl zum neuen Papst liess er es sich angeblich nicht nehmen, mit den anderen Kardinälen im Kleinbus nach Hause zu fahren. Um das Papamobil wird er aber wohl nicht herumkommen.

Der digitale Papst

Benedikt XVI. hat es vorgemacht, Franziskus will sich da natürlich nicht hängen lassen: Gerade einmal anderthalb Stunden nach seiner Wahl zum Papst am Mittwochabend twitterte Franziskus (oder sein Social-Media-Adjutant) mit bestechender Nüchternheit über das offizielle Vatikan-Konto "@Pontifex": "Habemus Papam Franciscum." Insgesamt brachte der Tag über sieben Millionen Tweets zu dem Thema - einige der Highlights lesen Sie hier.

Der sportliche Papst

Nicht nur, dass das neue Oberhaupt der katholischen Kirche zur eigenen Leibesertüchtigung gerne schwimmen geht - und das obwohl ihm vor mehr als 50 Jahren nach einer schweren Lungenentzündung ein Teil des rechten Lungenflügels entfernt werden musste. Er ist auch noch Fussball-Fan und Mitglied des argentinischen Erstliga-Clubs San Lorenzo de Almagro. Passenderweise werden das Team und die Fans des Vereins "santos" (Heilige) genannt. Derzeit steht San Lorenzo in bedrohlicher Nähe der Abstiegszone - da muss man schon mal seine Beziehungen spielen lassen, dachte sich wohl ein Fan, der auf die Website des Vereins schrieb: "Bete für uns."

Bergoglio, der Papstmacher

Beim Konklave 2005 war Jorge Mario Bergoglio der härteste Konkurrent von Joseph Ratzinger, der schliesslich zu Papst Benedikt XVI. wurde. Heute heisst es, dass der Argentinier Benedikt die Wahl erst ermöglichte: Im dritten Wahlgang stimmten damals bis zu 40 Kardinäle für ihn - mit diesen Stimmen hätte Bergoglio theoretisch jede andere Wahl blockieren können. Erst als er verzichtete, war der Weg frei für "Papa Ratzi".

Wähle deine Freunde weise

Ob Bergoglio weiss, wem er seine Wahl zu verdanken hat? Weder sind es die anderen Kardinäle, noch ist es Gott - behauptet zumindest Venezuelas Interims-Präsident Nicolás Maduro. Der ist sich sicher, dass der verstorbene venezolanische Staatschef Hugo Chávez seine Hände im Spiel hatte: "Wir wissen, dass unser Kommandant (Chávez) in diese Höhen aufgestiegen ist und Christus gegenübersteht. Er muss einen Einfluss auf die Wahl eines südamerikanischen Papstes gehabt haben."

Und wer küsst jetzt die Flughäfen?

Besuche des Papstes erregen stets grosses Aufsehen, und so spekulieren die Veranstalter des Weltjugendtages im Sommer in Rio de Janeiro bestimmt schon, dass Franziskus' erste Dienstreise ihn nach Brasilien führt. Allerdings wird der Weihbischof von Buenos Aires, Eduardo García, mit der Aussage zitiert, der neue Papst gehe nicht gerne auf Reisen - dabei dachte man bisher eigentlich, dass das Teil der Stellenbeschreibung sei. (cze)

mit Material der dpa
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