Das Sommermärchen kommt auch in Deutschland doch noch vor Gericht. Drei Wochen nach der Anklageerhebung in der Schweiz müssen sich drei ehemalige DFB-Funktionäre und ein früherer FIFA-Top-Mann nun doch auch in Frankfurt verantworten.
Die ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger müssen sich wegen der Sommermärchen-Affäre nun doch auch in Deutschland vor einem Gericht verantworten. Das Oberlandesgericht Frankfurt am Main liess die Anklage wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung zu. Es bestehe bei insgesamt vier Angeklagten ein hinreichender Tatverdacht, gab das OLG am Montag bekannt. Auch der frühere DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und der ehemalige FIFA-Generalsekretär Urs Linsi gehören zu den Beschuldigten.
Oberlandesgericht revidiert Entscheidung des Landesgerichts Frankfurt
Das Oberlandesgericht revidierte damit eine Entscheidung des Landesgerichts Frankfurt, das im Oktober 2018 die Eröffnung eines Hauptverfahrens abgelehnt hatte. "Weder die Tatsache noch der Inhalt des Beschlusses ändern etwas an der von hier aus vertretenen Rechtsauffassung, wonach die Vorwürfe gegen meinen Mandanten unbegründet sind", hiess es in einer Mitteilung des Anwaltes von Zwanziger.
Das OLG bewertete die Sachlage anders: "Nach vorläufiger Bewertung liegt ein hinreichender Tatverdacht dafür vor, dass die vier Angeklagten im Zusammenhang mit der als Betriebsausgabe 'Kostenbeteiligung FIFA'Gala 2006' bezeichneten Rückzahlung eines Darlehens an den Fussballer F.B. in Höhe von 6,7 Mio. Euro im Jahr 2006 eine Steuerhinterziehung bzw. Beihilfe zur Steuerhinterziehung begangen haben", hiess es in einer Pressemitteilung.
Es drohen Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren
Nach Angaben des OLG drohen den Angeklagten Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren oder Geldstrafen. Dazu verurteilt werden könne man "bei unrichtigen oder unvollständigen Angaben über steuerlich erhebliche Tatsachen"; wenn man die Behörden "über steuerlich erhebliche Tatsachen in Unkenntnis" lasse oder "pflichtwidrig die Verwendung von Steuerzeichen oder Steuerstemplern unterlässt und dadurch Steuern verkürzt oder für sich oder einen anderen nicht gerechtfertigte Steuervorteile erlangt", wie es in der Mitteilung des OLG hiess.
Anfang des Monats waren Zwanziger, Schmidt und Linsi von der Schweizer Bundesanwaltschaft wegen der weiterhin dubiosen Millionenzahlungen rund um die Fussball-WM 2006 wegen des Verdachts des Betrugs in Mittäterschaft und Niersbach wegen des Verdachts des Betrugs in Gehilfenschaft angeklagt worden.
Der in der Mitteilung des OLG als "Fussballer F.B." abgekürzte Franz Beckenbauer gehört beim Verfahren in Frankfurt nicht zu den Beschuldigten. In der Schweiz wurde sein Verfahren von den weiteren Beschuldigten wegen des Gesundheitszustands des Kaisers abgetrennt.
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