Das Zika-Virus breitet sich in Mittel- und Südamerika weiter aus. Über Mücken, aber wohl auch von Mensch zu Mensch. Was bedeutet das für uns in Deutschland? Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie wird das Zika-Virus übertragen?
Ein Patient in den USA soll seinen Partner durch ungeschützten Sex mit dem Zika-Virus infiziert haben. So melden es die amerikanischen Behörden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin sieht darin allerdings keine grosse Gefahr.
Ansteckungen von Mensch zu Mensch spielten kaum eine Rolle bei der Verbreitung des Erregers, heisst es auf der Webseite der Forschungseinrichtung. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass die Viren zum Beispiel über Muttermilch weitergegeben werden könnten.
Zika-Viren werden vor allem durch Gelbfiebermücken, die in den Tropen und Teilen der Subtropen leben, übertragen. Allerdings gehen die Forscher davon aus, dass möglicherweise auch die Asiatische Tigermücke die Erreger verbreiten. Diese gibt es zwar auch in Süddeutschland, aber sehr selten. Zudem müsste sich eine Mücke zunächst selbst an einem Zika-Patienten infizieren.
Wie verläuft eine Infektion in der Regel?
Die Symptome fallen meist leicht aus, manchmal bemerken Betroffene sie gar nicht erst. Typisch sind Beschwerden wie Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, ausserdem Bindehautentzündung und Fieber.
Die Symptome beginnen laut RKI meist drei bis sieben Tage nach dem Stich und dauern bis zu einer Woche. Es gibt zwar Menschen, die nach einer Zika-Infektion verstorben sind. Aber die Experten gehen davon aus, dass die Patienten an schweren Vorerkrankungen litten.
Der Virologe Professor
Für wen ist die Infektion besonders gefährlich?
Dramatisch kann die Infektion offenbar für Babys im Mutterleib werden. Das brasilianische Gesundheitsministerium bemerkte erstmals Ende des vergangenen Jahres auffällig viele Geburtsschäden im Nordosten des Landes – zeitlich passend zu einer Zika-Epidemie.
"Der Verdacht auf eine Fruchtschädigung bei Infektionen mit dem Virus während der Schwangerschaft liegt nahe", erklärt Professor Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), in einer Pressemitteilung.
Viele der Babys hätten bei der Geburt einen sehr kleinen Kopfumfang, oft seien sie geistig behindert oder stürben sogar vor der Geburt. In einzelnen Fällen wurde laut RKI im Gewebe von Föten und Neugeborenen oder im Fruchtwasser das Zika-Virus nachgewiesen.
Um dem genauer nachzugehen, brauchen die Wissenschaftler weitere Nachweise oder ähnliche Beobachtungen in anderen Gebieten, ausserdem labordiagnostische Untersuchungen und Studien.
Nach Meinung der Gesellschaft für Virologie sollten nun "die Erforschung des Zika-Virus und die Entwicklung einer Impfung im Fokus stehen". Dafür habe die Europäische Union gerade zehn Millionen Euro Forschungsgelder zur Verfügung gestellt.
Welche Medikamente gibt es?
Spezielle Medikamente für Patienten, die mit dem Zika-Virus infiziert sind, gibt es nicht. Sie werden stattdessen je nach Symptomen behandelt: mit Schmerzmitteln oder fiebersenkenden Medikamenten, mit viel Ruhe und ausreichend Flüssigkeit.
Auch ein Impfstoff fehlt bislang: "Bis zum aktuellen Ausbruchsgeschehen in Mittel- und Südamerika war nur bekannt, dass Infizierte meist nicht sehr schwer erkranken. Daher war das Zika-Virus bislang kein Kandidat für die Impfstoffentwicklung", erklären die Experten vom Robert-Koch-Institut.
Besteht eine Gefahr für Deutschland?
"Das Zika-Virus wird sich nicht in Deutschland ansiedeln", versichert Professor Christian Drosten von der GfV. Das liege vor allem am Klima: "Wären die Bedingungen in Deutschland ganzjährig gegeben, wäre es längst ein Verbreitungsgebiet des Dengue-Fiebers, das sich seit Jahren sehr viel stärker ausbreitet als das Zika-Virus."
Auch sein Hamburger Kollege Jonas Schmidt-Chanasit beruhigt: "Ein Ausbruch wie in Brasilien ist nicht zu erwarten."
Wie viele Menschen in Deutschland sich in den vergangenen Jahren auf Reisen mit dem Zika-Virus infiziert haben, ist unklar - es besteht keine gesetzliche Meldepflicht. Das Bernhard-Nocht-Institut hat allerdings aktuell einzelne Infektionen bei Rückkehrern aus Mittel- und Südamerika verzeichnet.
Was bedeutet das für bestehende Reisepläne?
Generell müssen Reisende ihre Pläne nicht verwerfen – abgesehen von Schwangeren. Das Auswärtige Amt rät Frauen, die ein Kind erwarten, auf Reisen in entsprechende Gebiete zu verzichten.
Wer aber nicht schwanger ist und ausserdem gesund, für den sehen die Virologen keine besondere Gefahr. Natürlich raten sie aber zu Hilfsmitteln wie Mückenschutzspray, langer Kleidung und Moskitonetzen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.