Seit einigen Wochen haben Zoos und Tiergärten aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen. Die Tiere müssen jedoch auch ohne die Eintrittsgelder der Besucher versorgt werden. Erste Parks haben bereits drastische Massnahmen für den Notfall geplant. Hoffnung hingegen geben Wiedereröffnungen in einigen Bundesländern sowie Unterstützung durch Spenden und Tierpatenschaften.
Die finanzielle Lage der Zoos in Deutschland spitzt sich weiter zu. Fehlende Einnahmen stellen die Einrichtungen verstärkt vor finanzielle Probleme, denn die Ausgaben für Pflege, Futter und Gesunderhaltung der Tiere bleiben unverändert hoch.
Mittlerweile spitzt sich die Situation in den deutschen Zoos dramatisch zu. "Anders als andere Einrichtungen können wir unseren Betrieb nicht einfach herunterfahren – unsere Tiere müssen ja weiterhin gefüttert und gepflegt werden", erklärt Jörg Junhold, Zoodirektor in Leipzig und Präsident des Verbandes der Zoologischen Gärten.
Die grössten Kosten entfallen dabei auf die Arbeitskräfte, die man im Zoo nur bedingt einsparen kann. Es sind Fachkräfte, die ihren Job gelernt haben und nicht einfach ersetzt werden können.
Kein Geld für Futter
Viele Zoos und Tierparks machen in den Wintermonaten keinen oder nur wenig Umsatz. Im Frühjahr muss das Geschäft wieder anlaufen. Doch in diesem Jahr bleiben die Pforten geschlossen – auch über die sonst so lukrativen Ostertage. Wie gravierend die Lage ist, lässt sich daran erkennen, dass ein einzelner grosser Zoo aktuell einen wöchentlichen Umsatzverlust von etwa einer halben Million Euro zu verkraften hat.
Für den Tierpark Neumünster sei die Zwangsschliessung existenzbedrohend, sagte Direktorin Verena Casparin kürzlich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Allein mit den Einnahmen an Ostern könne der Zoo mit seinen 700 Tieren normalerweise genug für den nächsten Winter ansparen. Jetzt wird das Geld für Futter knapp und drastische Massnahmen könnten die Folge sein. Der Tierpark habe eine Liste erstellt, welche Tiere als erstes geschlachtet werden müssten, erzählte die Direktorin kürzlich der "Welt".
Bedrohte Tierarten schützen
Andere Zoos distanzieren sich von diesem Ansatz. "Wir haben keine Liste von Tieren, welche aufgrund der Corona-Pandemie verfüttert werden müssten", betont Christian Schreiner, Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim Zoo Duisburg.
Trotz der schwierigen Zeiten sind die Mitarbeiter weiterhin im Einsatz und versorgen fast 7.000 Tiere. "In unserem Zoo pflegen wir einen wertvollen und teils hochbedrohten Tierbestand. Unter anderem durch die Pflege und Haltung dieser Tierarten sowie die Beteiligung an internationalen Zuchtprogrammen tragen wir zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei."
Insgesamt 56 deutsche Zoos sind im Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) organisiert. Hier werden mehr als 180.000 Wirbeltiere gepflegt und gezüchtet. "Wir hoffen, dass es nicht so weit kommt, dass Zoos schliessen müssen", betont Volker Homes, Geschäftsführer des VdZ. "Das war in der jüngsten Vergangenheit vor der Corona-Pandemie nur sehr selten der Fall."
Denn generell haben Zoos einen hohen Zuspruch in der Bevölkerung. "Das sieht man auch an den 35 Millionen Gästen, die wir jedes Jahr begrüssen können", erklärt Homes. "Diese Einnahmen fehlen uns jetzt zum Teil. Aber derzeit wissen wir noch von keinem Fall, dass ein Zoo kurz vor dem Aus steht." Wenn es tatsächlich so weit wäre, dann müssten Unterbringungsmöglichkeiten für die Tiere in anderen Zoos gesucht werden.
Finanzielle Hilfe für Zoos und Tierparks
Ende März hatte der Verband der Zoologischen Gärten unter anderem die Bundeskanzlerin mit der Bitte um ein Soforthilfe-Programm in Höhe von 100 Millionen Euro angeschrieben. Aktuell haben jedoch lediglich Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein eigene Rettungsschirme entwickelt, die auch für Zoos nutzbar sind.
Nach den ersten Lockerungen der Pandemie-Massnahmen entschieden zudem nur wenige Bundesländer, Zoos und Tierparks wieder zu öffnen. Zu den Vorreitern zählen Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz. "Für alle anderen ist neben den fehlenden Einnahmen vor allem der fehlende verbindliche Zeitplan für eine Öffnung das grösste Problem", betont Jörg Junhold vom VdZ.
"Bei allem notwendigen Schutz der Bevölkerung muss ein konkreter Plan her, wie die Zoos unter Auflagen wieder Besuchereinnahmen generieren können, um die seit mehr als vier Wochen laufenden Kosten für unseren wertvollen Tierbestand, das Personal und das Futter zu finanzieren."
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Wer helfen will, soll Tierpatenschaften abschliessen
Viele Tierparks bieten virtuelle Einblicke ins Gehege und nutzen Live-Streams oder Fotos, um Besucher trotz der Schliessungen am Zooleben teilhaben zu lassen. Im Gegenzug hoffen sie auf Unterstützung.
Wer helfen will, spendet für Zoos und Tierparks in seiner Region oder übernimmt eine Tierpatenschaft. "Wir freuen uns über jeden, der uns in der aktuellen Situation hilft", betont Christian Schreiner vom Zoo Duisburg. Dort läuft seit einigen Wochen die Aktion "Futterheld": Bereits über 1.000 Helfer unterstützen den Zoo symbolisch und erhalten für ihre Spende eine Urkunde. "Was uns besonders freut: Es kommen stetig neue Futterhelden hinzu."
Quellen:
- Redaktionsnetzwerk Deutschland: In existenzieller Not durch Corona – das Leiden der Tierparks
- welt.de: Zoos in der Krise
- Verband der Zoologischen Gärten e.V.: Zoos benötigen 100 Millionen Euro Soforthilfe
- Zoo Duisburg: Aktion "Futterheld"
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