- 21:15 Uhr: ➤ Deutsche Welle: Taliban töten Angehörigen eines Mitarbeiters
- 19:50 Uhr: Trump: USA sollten frühere Stützpunkte in Afghanistan bombardieren
- 16:37 Uhr: Biden droht Taliban bei Angriffen mit höllischer Vergeltung
- 14:15 Uhr: Bundeswehr-General an Flughafen Kabul befürchtet weitere Eskalation
- 10:12 Uhr: Bundeswehrverband: Viele Veteranen verbittert von Entwicklung in Afghanistan
- 07:15 Uhr: Aus Afghanistan Geretteter berichtet von Toten und Schüssen
- 06:33 Uhr: Weitere Flugzeuge mit Evakuierten in Frankfurt gelandet
- 05:49 Uhr: Biden: "Chaos" bei US-Truppenabzug aus Afghanistan war unvermeidbar
➤ Taliban töten Angehörigen eines Deutsche-Welle-Journalisten
Ein Familienangehöriger eines Journalisten des deutschen Auslandssenders Deutsche Welle (DW) ist nach Senderangaben in Afghanistan von Taliban-Kämpfern erschossen worden. Die Taliban hätten im Westen des Landes von Haus zu Haus nach dem DW-Journalisten gesucht, der aber inzwischen in Deutschland arbeite, berichtete die Deutsche Welle am Donnerstag. Ein zweiter Familienangehöriger sei bei dem Angriff schwer verletzt worden. "Weitere Angehörige des Mannes konnten in letzter Sekunde entkommen und sind auf der Flucht", hiess es in dem Bericht.
Der Intendant des Senders, Peter Limbourg, sagte: "Die Tötung eines nahen Verwandten eines unserer Redakteure durch die Taliban ist unfassbar tragisch und belegt die akute Gefahr, in der sich alle unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in Afghanistan befinden. Die Taliban führen in Kabul und auch in den Provinzen offenbar schon eine organisierte Suche nach Journalisten durch. Die Zeit läuft uns davon!"
Die weiteren Afghanistan-News im Überblick
Trump: USA sollten frühere Stützpunkte in Afghanistan bombardieren
19:50 Uhr: Das US-Militär sollte nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten
Der Republikaner kritisiert seinen Nachfolger, den Demokraten
Das US-Militär hat seine Stützpunkte, darunter auch das Drehkreuz Bagram nördlich der Hauptstadt Kabul, beim Abzug an die Afghanen übergeben. Das US-Militär flog jedoch vorher einen grossen Teil seiner Ausrüstung und Waffen ausser Landes. Viele Einheiten des afghanischen Militärs ergaben sich im August weitgehend kampflos den Taliban.
Biden droht Taliban bei Angriffen mit höllischer Vergeltung
16:37 Uhr: US-Präsident Joe Biden hat Probleme bei der Evakuierung von Afghanen eingeräumt. Zwar würden die Taliban "kooperieren" und US-Bürger und Botschaftsmitarbeiter ausreisen lassen, sagte er im Interview mit dem US-Fernsehsender ABC. Mit Blick auf die Evakuierung der früheren afghanischen Mitarbeiter der US-Behörden und Streitkräfte gebe es jedoch "ein bisschen mehr Schwierigkeiten", sie rauszubekommen.
Biden räumte ein, dass es rund um den Flughafen weiter chaotisch zugehe, "aber es wird momentan niemand getötet". Zugleich schickte Biden eine Warnung: "Die Taliban wissen, dass wir zurückschlagen werden wie es die Hölle kaum erlaubt, falls sie amerikanische Bürger oder das amerikanische Militär angreifen sollten."
Biden hatte zuvor betont, das Chaos beim Abzug der US-Truppen unvermeidbar gewesen sei - wegen des Zusammenbruchs der afghanischen Regierung, des Militärs und der schnellen Machtübernahme der Taliban. Er versicherte im Fernsehsender ABC, die US-Soldaten am Flughafen könnten notfalls auch über den geplanten Abzugstermin am 31. August hinaus bleiben. "Wenn dort noch amerikanische Bürger sind, werden wir bleiben, bis wir sie alle rausgeholt haben."
Auf die Frage, ob die US-Regierung Fehler gemacht habe oder ob man besser mit der Lage hätte umgehen können, entgegnete Biden: "Nein. Ich glaube nicht, dass wir es auf eine Weise managen konnten (...), um ohne Chaos rauszukommen. Ich weiss nicht, wie das gehen soll."
Merkel zu Rettungsaktion in Afghanistan: "Hochkomplizierter Einsatz"
15:09 Uhr:
Mit Usbekistan gebe es eine sehr intensive Zusammenarbeit, so die Kanzlerin. Bei den Rettungsflügen werden die Menschen von Kabul zunächst in die usbekischen Hauptstadt Taschkent gebracht, von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland. "Ich hoffe, dass es uns gelingt, noch möglichst viele Menschen nach Hause zu bringen oder in Schutz und Sicherheit zu bringen", sagte Merkel.
Nach ihrem Eroberungszug haben die Taliban die Macht im Land übernommen. Viele Afghanen befürchten eine Rückkehr der Schreckensherrschaft der Islamisten der 1990er-Jahre, während der etwa Frauen vom öffentlichen Leben ausgeschlossen waren und die Vorstellungen der Islamisten mit barbarischen Strafen durchgesetzt wurden. Viele Menschen wollen deshalb das Land verlassen. Deutschland, die USA und andere Staaten fliegen derzeit eigene Staatsangehörige und afghanische Helfer aus.
Zypern dementiert Asylantrag des früheren Präsidenten Afghanistans
14:58 Uhr: Der aus Afghanistan geflüchtete Präsident Aschraf Ghani hat keinen Asylantrag in Zypern gestellt. Dies teilte der zyprische Regierungssprecher Marios Pelekanos am Donnerstag mit. "Weder bei der Asylbehörde hier noch in einer unserer Botschaften liegt ein solcher Antrag vor", hiess es.
Der Sprecher des EU-Landes Zypern reagierte damit auf Informationen türkischer Medien, wonach Zypern eines der Länder sei, wohin Ghani zu gehen plane. Ghani hatte angesichts des Vormarsches der militant-islamistischen Taliban am Sonntagvormittag sein Land verlassen. Bereits am Sonntagabend rückten die Taliban in die Hauptstadt Kabul ein.
China hofft auf gemässigten Kurs der Taliban
14:47 Uhr: Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hofft China auf eine gemässigte Politik der militanten Islamisten in seinem Nachbarland. Aussenamtssprecherin Hua Chunying verwies am Donnerstag in Peking auf jüngste Zusicherungen der Taliban, eine offene und inklusive Regierung bilden zu wollen sowie die Rechte von Frauen auf Arbeit und Meinungsfreiheit zu achten und Diskriminierung abzulehnen.
"Wir hoffen, dass die Taliban diese positiven Erklärungen wahr machen und Einheit unter den politischen Parteien und ethnischen Gruppen durch Dialog und Konsultationen herstellen", sagte die Sprecherin. "Wir hoffen, dass sie eine gemässigte, umsichtige Innen- und Aussenpolitik verfolgen, sich von Terrorismus und kriminellen Akten lossagen und einen reibungslosen Übergang sicherstellen. "
Unter Hinweis auf das Misstrauen in der internationalen Gemeinschaft gegenüber den Taliban wegen deren Vergangenheit sagte die Sprecherin: „Nichts ist für immer unverändert.» Auch fügte sie hinzu: "Wir müssen die Vergangenheit und die Gegenwart sehen. Wir müssen den Worten zuhören und die Taten sehen. "
Am Vortag hatte ein Pekinger Aussenamtssprecher auf die Frage nach einer formellen Anerkennung der neuen Machthaber in Kabul durch China gesagt: "Es ist übliche internationale Praxis, dass die Anerkennung einer Regierung nach ihrer Bildung erfolgt." China hoffe, dass die Taliban eine weitgehend repräsentative Regierung bildeten, die die Wünsche der Volkes und der internationale Gemeinschaft widerspiegele.
Nach Einschätzung von Experten will China vermeiden, dass das Nachbarland ein Nährboden für Terrorismus wird. Es fordert von den Taliban, gegen Terrorgruppen und Separatisten vorzugehen, die in der angrenzenden Region Xinjiang in Nordwestchina für eine Unabhängigkeit des früheren Ostturkestans kämpfen könnten. Um frühzeitig Kontakt aufzunehmen, hatte Aussenminister Wang Yi einer ranghohen Taliban-Delegation schon Ende Juli einen grossen Empfang bereitet und sie damit diplomatisch aufgewertet.
Bundeswehr-General an Flughafen Kabul befürchtet weitere Eskalation
14:15 Uhr: Der Leiter der Bundeswehr-Evakuierungsmission am Flughafen in Kabul hat vor einer weiteren Eskalation der instabilen Lage dort gewarnt. "Ich befürchte, dass sich das Ganze noch zuspitzen wird", sagte Brigadegeneral Jens Arlt in einem Telefon-Briefing für Journalisten. Die Lage am Flughafen sei derzeit "dramatisch". Es gebe vor dem Airport einen Ansturm verzweifelter Menschen, die das Land verlassen wollen.
"Wir sehen die verzweifelten Augen der Afghanen und der Staatsbürger anderer Nationen", sagte der General. "Die Personen, die nach innen wollen, haben das Gefühl, dass die Zeit ihnen davonläuft." Unter den Ausreisewilligen spielten sich "dramatische Szenen" ab. Arlt berichtete davon, dass im Umfeld des Flughafens regelmässig Schüsse von afghanischen Kräften abgegeben würden.
Für die Bundeswehrkräfte bestünden grosse Schwierigkeiten, die Ausreisenden zu identifizieren und sicher zum Flughafen zu bringen, sagte Arlt. Zum einen sei es für viele Ausreisewillige schwierig, überhaupt zum Flughafen zu kommen, weil sie von Taliban-Kontrollpunkten aufgehalten würden. Zum anderen sei das Chaos auf dem Flughafengelände dermassen gross, dass selbst diejenigen die es bis dorthin geschafft haben, oft nicht bis zum Abflug-Gate gelangten.
Die Bundeswehrkräfte wagten sich deshalb auf das Gelände vor dem Flughafengebäude vor, um dort die Menschen zu finden, sie ausgeflogen werden sollten. Es werde versucht, "wie die Nadel im Heuhaufen jemanden herauszupicken", sagte Arlt. Diese Menschen müssten "dann in den inneren Bereich des Flughafens gebracht werden, das ist die grosse Herausforderung". Grössere Menschengruppen könnten auf diese Art und Weise aber nicht zum Gate gebracht werden: "Das führt sofort zu einem riesigen Auflauf, und die Menschenmassen drücken sofort rein", sagte der Brigadegeneral.
Zu Berichten, dass Ausreisewillige, die von der Luftwaffe ausgeflogen werden sollten, am Flughafen Kabul von US-Kräften abgewiesen worden seien, sagte Arlt: "Dass es in Einzelfällen dazu kommen kann, möchte ich gar nicht ausschliessen." Eigentlich müssten aber alle Ausreisewilligen, die über die nötigen Dokumente verfügten und deren Name auf den Ausreiselisten stehe, durchgelassen werden.
Sohn von Taliban-Gegner bittet USA um Waffen für afghanische Widerstandsgruppe
12:55 Uhr: Der Sohn einer Symbolfigur des afghanischen Kampfes gegen die Taliban hat die USA um Unterstützung für seine Widerstandsgruppe im Kampf gegen die Islamisten gebeten. Ahmed Massud, Sohn des früheren Kriegsherrn Ahmed Schah Massud, schrieb in einem am Donnerstag veröffentlichten Gastbeitrag in der "Washington Post", er sei bereit, "in die Fussstapfen meines Vaters zu treten". Er verfüge über die nötigen Kräfte für einen wirksamen Widerstand, brauche aber "mehr Waffen, mehr Munition und mehr Nachschub".
Er befinde sich im Pandschirtal nordöstlich von Kabul, das in den 90er-Jahren als Hochburg des Widerstandes gegen die Taliban galt und nie unter die Kontrolle der Islamisten fiel. Seine "Mudschahedin-Kämpfer" seien "bereit, es erneut mit den Taliban aufzunehmen", erklärte Massud.
Zu ihnen seien ehemalige Angehörige der afghanischen Streitkräfte gestossen, die "von der Kapitulation ihrer Kommandeure angewidert" seien. In Onlinenetzwerken waren Bilder von Massud mit dem ehemaligen Vizepräsidenten des Landes, Amrullah Saleh zu sehen, die offenbar eine Guerilla-Bewegung gegen die Taliban planen.
Ahmed Massuds Vater hatte in den 1980er Jahren gegen die sowjetische Besatzung Afghanistans gekämpft, von 1996 bis 2001 bekämpfte er dann die Taliban. Am 9. September 2001 wurde er von zwei Selbstmordattentätern des Terrornetzwerks Al-Kaida getötet - zwei Tage vor den Anschlägen in den USA, die zu dem internationalen Militäreinsatz in Afghanistan führten.
Die Taliban stellen laut Massud eine Bedrohung über die Grenzen des Landes hinaus dar. Unter deren Kontrolle werde "Afghanistan zweifellos zu einem Zentrum des radikalislamischen Terrorismus". Seine Kämpfer seien auf den kommenden Konflikt vorbereitet, bräuchten aber US-Unterstützung.
Bei ihrer rasanten Eroberung des Landes haben die Taliban einen riesigen Vorrat an Kriegsgerät von der afghanischen Armee erbeutet, grösstenteils von den USA bereitgestellt. In Onlinemedien zeigen die Islamisten Sturm- und Scharfschützengewehre sowie gepanzerte Humvee-Fahrzeuge. Massud bat die USA in seinem Beitrag, weiterhin die "Sache der Freiheit" zu unterstützen und die Afghanen nicht den Taliban zu überlassen. "Ihr seid unsere letzte Hoffnung", schrieb er.
UN fehlen in Afghanistan Millionen für humanitäre Hilfe
12:38 Uhr: In Afghanistan sind immer mehr Menschen auf internationale Unterstützung angewiesen. Den Vereinten Nationen fehlt es aber an Spendengeldern, wie das UN-Nothilfebüro (OCHA) am Donnerstag in Genf berichtete. Benötigt würden für dieses Jahr mindestens weitere 700 Millionen Euro. Die Vereinten Nationen hatten den Spendenbedarf schon vor dem Siegeszug der militant-islamistischen Taliban auf knapp 1,3 Milliarden Dollar (gut 1,1 Mrd Euro) beziffert. Bis Donnerstag kam etwas mehr als ein Drittel (37 Prozent) der Summe zusammen.
Im zweiten Halbjahr werde der Bedarf wegen einer anhaltenden Dürre mit einer schwachen Weizenernte weiter steigen, warnte das Nothilfebüro. Nach Schätzungen wurden in Afghanistan etwa 3,5 Millionen Menschen vertrieben, davon 550.000 seit Beginn dieses Jahres. Neben den Konflikten zwischen Aufständischen und Regierungstruppen trage auch die Dürre mit schlechten Ernten und wenig Futter für Tiere zu der prekären Lage bei, berichtete OCHA. Die Landwirtschaft dürfte deshalb um 28 Prozent zurückgegangen sein.
Die humanitären Organisationen gehen davon aus, dass in Afghanistan mehr als zwölf Millionen Menschen Probleme haben, ausreichend Lebensmittel zu beschaffen - fast ein Drittel der Bevölkerung. Weizen, Reis, Zucker und Öl zum Kochen sind nach deren Angaben heute mehr als 50 Prozent teurer als vor Beginn der Corona-Pandemie.
CSU-Politiker wenden sich gegen Aufnahme afghanischer Flüchtlinge in Deutschland
12:11 Uhr: Aus der Union kommen weiter Warnungen vor der Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen in Deutschland. Es könne "keine generelle Zusage für die Aufnahme von Flüchtlingskontingenten in Deutschland geben", sagte CSU-Landesgruppenchef
Die Bundesregierung solle stattdessen der UN-Flüchtlingshilfe finanzielle Unterstützung in Milliardenhöhe zuzusagen, um Flüchtlinge aus Afghanistan in Camps in den Nachbarländern unterzubringen und zu versorgen, regte Dobrindt an. "Die Fehler von 2015 nicht zu wiederholen bedeutet auch, dass wir die UN-Flüchtlingshilfe stärker dabei unterstützen, die Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen", sagte er mit Blick auf den Zuzug zahlreicher Flüchtlinge nach Deutschland und Europa im Jahr 2015.
Die Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Andrea Lindholz (CSU), wandte sich insbesondere gegen ein deutsches Vorpreschen bei der Flüchtlingsaufnahme. "Wichtig ist, dass wir jetzt nicht alleine vorneweg marschieren", sagte sie im Radiosender Bayern 2. Niemand wolle, "dass wir quasi unkontrollierte Zuwanderung ermöglichen", sagte Lindholz. "Es muss geordnet, gesteuert und gemeinsam sein."
Bericht: Italien will G20-Sondergipfel zu Afghanistan
11:04 Uhr: Wegen der Entwicklung in Afghanistan will Italien nach einem Zeitungsbericht einen Sondergipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) einberufen. Nach Informationen der Tageszeitung "La Repubblica" (Donnerstag) wird dies mit der Verschlechterung der Lage in Afghanistan nach dem Erfolg der militant-islamistischen Taliban begründet. Von der Regierung gab es auf Nachfrage dazu keinen Kommentar. Italien hat derzeit den Vorsitz der G20 inne.
Italiens Ministerpräsident Mario Draghi hatte am Mittwoch mit dem britischen Premierminister Boris Johnson telefoniert. In dem Gespräch unterhielten sich die beiden nach Regierungsangaben über mögliche Initiativen innerhalb der G7- oder G20-Präsidentschaften zur Stabilität Afghanistans. Grossbritannien führt derzeit den Vorsitz von sieben führenden Industrienationen (G7). Der reguläre G20-Gipfel soll im Oktober in Rom stattfinden. Für nächste Woche ist eine Videokonferenz der G7-Staats- und Regierungschefs im Gespräch.
Bundeswehr plante bereits vor Truppen-Abzug Charterflüge für Ortskräfte
10:36 Uhr: Die Bundeswehr hat bereits vor ihrem Abzug aus Afghanistan Charterflüge für die Ausreise von Ortskräften für den Fall geplant, dass der Transport mit Linienmaschinen nicht mehr möglich ist. Das teilte das Verteidigungsministerium der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag nach einem entsprechenden Bericht der "Süddeutschen Zeitung" mit.
Am 17. Juni seien zwei Maschinen spanischer Fluggesellschaften aus einem bestehenden Rahmenvertrag der Bundeswehr abgerufen worden, um bis zu 300 Personen vom nordafghanischen Masar-i-Scharif nach Deutschland zu fliegen.
Die Flüge seien für den 25. Juni geplant gewesen - nur vier Tage vor dem Abzug der letzten deutschen Soldaten aus dem Camp Marmal in Masar-i-Scharif. Zu diesem Zeitpunkt habe man mit 60 verbliebenen Ortskräften plus Familienangehörigen gerechnet - insgesamt bis zu 300 Menschen. Es habe sich dann aber herausgestellt, dass die Flüge nicht notwendig gewesen seien. "Es ist im Nachhinein festzustellen, dass ein Charterflug am 25. Juni nicht notwendig war, weil die Menschen Ende Juni noch auf anderem Wege ausfliegen konnten."
Ein Teil der Ortskräfte habe zu diesem Zeitpunkt keinen Ausreisewunsch gehabt, so das Ministerium. Andere hätten bereits Tickets für Linienflüge gehabt. Für die verbleibenden fünf Ortskräften und ihre Angehörigen seien die Ticketkosten übernommen worden. Der Flughafen Kabul war bis Samstag noch in Normalbetrieb. Auch aus Masar-i-Scharif wurden die Verbindungen ins Ausland erst vergangene Woche eingestellt. "Der Ausfall der Charterflüge (hat) nicht dazu geführt, dass Menschen in Afghanistan festsitzen, die andernfalls ausgeflogen worden wären", betonte das Ministerium.
Es berichtet in seiner Stellungnahme aber auch von möglichen Problemen bei der Visaerteilung für den Fall, dass der Flug stattgefunden hätte. "Zu dem geplanten Durchführungszeitpunkt konnten die Voraussetzungen wie Pass und Visa für die sichere Abfertigung der möglichen Passagiere vor Ort nicht mehr erfüllt werden", heisst es in der Stellungnahme. "Dies betraf insbesondere die Forderung nach eindeutiger Identifikation der Passagiere und einer Berechtigungsprüfung für eine Ausreise nach Deutschland noch vor dem Betreten des Flughafengeländes. Dies war zum damaligen Zeitpunkt auch durch das deutsche Einsatzkontingent nicht mehr leistbar."
Bundeswehrverband: Viele Veteranen verbittert von Entwicklung in Afghanistan
10:12 Uhr: Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, André Wüstner, hat angesichts der Machtübernahme der Taliban in Kabul auf die bittere Reaktion vieler Afghanistan-Veteranen hingewiesen. "Das ist etwas, das treibt die um, dieses 'Wofür?', dieses 'War es umsonst?', sagte Wüstner am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. Viele Soldaten seien bei dem Einsatz in Afghanistan verletzt worden oder hätten Kameraden sterben sehen.
Den Veteranen und ihren Angehörigen sei nur schwer zu vermitteln, dass der Einsatz nach rund 20 Jahren nun faktisch gescheitert ist. "Es geht ja auch darum, dass unwahrscheinlich viele Ehen kaputt gingen über all die Zeit der Belastungen", sagte Wüstner.
Er warnte vor einem Vertrauensverlust in die Politik, insbesondere in Hinblick auf weitere deutsche Soldaten in gefährlichen Auslandseinsätzen. "Wir haben auch Zuschriften aus Mali oder aus anderen Regionen, die natürlich jetzt Fragen stellen zum Thema Fehleinschätzung", sagte Wüstner. Er hoffe, dass das Verteidigungsministerium eine Antwort auf die Sorgen und Fragen dieser Soldaten finde.
Baerbock: Mit Taliban reden, um Menschenleben zu retten
09:39 Uhr: Angesichts der dramatischen Situation in Afghanistan hat die Grünen-Kanzlerkandidatin
Die Bundesregierung habe in den vergangenen Wochen bei der Afghanistan-Politik versagt und Warnungen nicht ernst genommen, so dass viele Ortskräfte nun in dem Land festsässen. "Man muss sich nochmal vorstellen: Das sind Frauen, die sich jetzt irgendwo in Kabul verstecken, das sind Köche, das sind Dolmetscher mit Familienangehörigen, mit Kindern dabei, und deswegen gilt es jetzt alles zu tun, um diese Leben zu retten." Dazu gehöre auch, mit den Taliban zu reden.
Momentan müsse der absolute Fokus auf der Rettung der Menschen liegen, betonte Baerbock. Danach müsse die Bundesregierung mit den Amerikanern und den Kanadiern zusammenkommen, um darüber zu sprechen, wie die nächsten Wochen in Afghanistan gestaltet werden könnten.
Bundeswehrverband spricht bei Afghanistan von "politischem Desaster"
09:04 Uhr: Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, hat den politisch Verantwortlichen in der Afghanistan-Krise Versagen vorgeworfen. "Das ist ein politisches Desaster. Es ist eine Tragödie. Und ich kann dem Bundespräsidenten nur beipflichten: Es ist beschämend, was wir da sehen", sagte Wüstner am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, habe schon vor Monaten Evakuierungspläne ausarbeiten lassen. "Aber es ist immer eine Frage der politischen Lagebewertung, der politischen Entscheidung. Und die ist sehr spät gefallen."
Zugleich bemängelte Wüstner die politische Kommunikation: "Da muss besser erklärt werden. Und ich sage es Ihnen ganz ehrlich: Das hat auch damit zu tun, dass Vertrauen verloren geht in Politik." Das sei für Streitkräfte in einer Demokratie nicht gut. Über das Thema Verantwortung müsse noch gesprochen werden. Es gebe zum Teil "enorme Wut" bei Afghanistan-Veteranen und Hinterbliebenen.
Österreich will "Klarstellung" von EU-Innenkommissarin
08:45 Uhr: Österreichs Innenminister
Er erwarte sich "eine sofortige Klarstellung und Gewissheit darüber, dass die Kommission auch die Meinung der Mitgliedsländer vertritt", betonte Nehammer.
Denn es sei in der Sitzung der EU-Innenminister vom Mittwoch "ganz klar der Tenor" gewesen, "dass sich 2015 nicht wiederholen darf, und deshalb müssen wir auch klar in der Botschaft, die wir als europäische Staatengemeinschaft senden, sein, dass wir Schutz und Hilfe vor Ort in der Region leisten wollen und das oberste Priorität hat".
Johansson hatte darauf gedrängt, legale und sichere Fluchtrouten aus Afghanistan nach Europa zu schaffen. "Die Lage in Afghanistan ist eindeutig nicht sicher und wird es auch noch einige Zeit nicht sein", sagte sie laut einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung bei dem Ministertreffen.
Zudem betonte sie, wie wichtig es sei, dass man auch weiterhin andere Länder - vor allem in der Nachbarschaft Afghanistans - dabei unterstütze, Flüchtlinge aufzunehmen. Johanssons Angaben zufolge sind 80 Prozent der zur Flucht gezwungenen Menschen Frauen und Kinder.
Ortskräfte berichten von Schwierigkeiten am Flughafen Kabul
08:25 Uhr: In Afghanistans Hauptstadt Kabul haben einheimische Helfer von deutschen Organisationen Schwierigkeiten, zu Evakuierungsflügen auf den Flughafen zu kommen. Das berichteten zwei Ortskräfte der dpa.
Einerseits seien die Strassen zu den Flughafen-Eingängen völlig verstopft und teils unpassierbar. Andererseits liessen US-Soldaten sie dann direkt bei den Eingängen nicht vor.
"Die amerikanischen Soldaten lassen nur ihre Leute durch", sagte eine Ortskraft. Es habe zu der Zeit, als die Person zum Flughafen gerufen wurde, von deutscher Seite niemanden am Eingang gegeben.
Eine andere Ortskraft berichtete, sie habe von 20:00 Uhr abends bis 2:00 Uhr morgens versucht, in den Flughafen zu gelangen. Ein US-Soldat habe gesagt, jemand müsse herkommen und überprüfen, ob er wirklich eine Ortskraft der Deutschen sei. Immer wieder seien Schüsse in die Luft gefeuert worden. Auch Tränengas sei eingesetzt worden. Zudem blockierten Afghanen, die keine Dokumente hätten, den Zugang.
Am Flughafengelände von Kabul gibt es verschiedene Eingänge. Viele Menschen befinden sich beim Zugang zum zivilen Teil, der am südlichen Ende des Flughafens liegt. Von dort aus werden kommerzielle Flüge abgewickelt, die allerdings aktuell eingestellt sind.
Am nördlichen Ende gibt es einen Zugang zum militärischen Teil. Ein weiterer Eingang liegt rund ein Kilometer östlich vom Eingang zum zivilen Teil. Rund um diese Eingänge - aber auch entlang der Sprengschutzwände, die das Gelände umgeben - harren Tausende Menschen aus oder versuchen irgendwie, auf das Gelände zu gelangen.
Bundeswehr-Maschine bringt mehr als 200 Menschen aus Kabul
07:46 Uhr: Die Bundeswehr hat erneut mehr als 200 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ins Nachbarland Usbekistan gebracht. Eine Transportmaschine mit insgesamt 211 Bundesbürgern, afghanischen Ortskräften und weiteren Passagieren landete am Donnerstag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, wie das Verteidigungsministerium in Berlin mitteilte.
Von dort geht es dann mit zivilen Flugzeugen weiter nach Deutschland. Damit wurden nach Angaben des Ministeriums von der Bundeswehr seit dem Machtwechsel in Afghanistan bereits mehr als 900 Menschen evakuiert.
Aus Afghanistan Geretteter berichtet von Toten und Schüssen
07:15 Uhr: Aus Afghanistan in Sicherheit gebrachte Menschen haben nach ihrer Landung in Deutschland von schlimmen Erlebnissen und chaotischen Verhältnissen am Flughafen in Kabul berichtet. Ein Passagier sagte am frühen Donnerstagmorgen am Frankfurter Flughafen, er habe Tote gesehen und Schüsse gehört. "Es ist schrecklich", sagte Mahmud Sadjadi. "Hilflosigkeit, Hoffnungslosigkeit. Nur Chaos", beschrieb er die Zustände in Kabul.
Der Mann aus dem Westerwald war zuvor mit einem Evakuierungsflug der Lufthansa aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent nach Frankfurt geflogen worden. An Bord der Maschine waren nach Airline-Angaben rund 250 Menschen. Die Bundeswehr bringt seit Dienstag Menschen aus Kabul nach Taschkent. Die Rettungsmission gilt als sehr gefährlich.
Sadjadi, der sich drei Wochen in Kabul aufgehalten hatte, bestätigte das, insbesondere am Flughafen der afghanischen Hauptstadt sei es gefährlich. "Man muss beispielsweise auch durch eine Barriere der Taliban durchgehen." Afghanische Sicherheitskräfte hätten geschossen. Er habe mitbekommen, wie Menschen gestorben seien. Ohne Pass sei kein Durchkommen zum Flughafen möglich gewesen.
Ein anderer Passagier, der seinen Namen nicht nennen wollte, berichtete von organisatorischen Schwierigkeiten bei der Rückkehraktion. "Die Situation ist schwer und nicht leicht unter Kontrolle zu bringen", sagte er. Die Menschen in Afghanistan bräuchten aber Hilfe. "Die Welt muss den afghanischen Leuten helfen."
Auch der Passagier Sadjadi dankte der Bundesregierung für die Rettung, beklagte aber auch fehlende Informationen. "Es gab keine Informationen, wo wir uns sammeln müssen, wann wir uns sammeln müssen." Man sei allein gelassen worden, auf seine Mails habe er keine Antwort bekommen. Andere Länder hätten ihre Leute mit Bussen eingesammelt und zum Flughafen gebracht. "Gott sei Dank ist alles gut gegangen."
Dennoch denke er an die vielen Menschen, die noch in Afghanistan seien. Die Situation sei schrecklich, sagte Sadjadi, der in Frankfurt von seinen Kindern empfangen wurde. "Das Billigste, was es gibt, ist das Leben eines Afghanen", sagte der Deutsche mit afghanischen Wurzeln. Mit dem Land würde ein schreckliches Spiel gespielt. Er selbst habe noch Familie in Afghanistan, seine Geschwister lebten dort.
Weitere Flugzeuge mit Evakuierten in Frankfurt gelandet
06:33 Uhr: Am Frankfurter Flughafen sind in der Nacht zum Donnerstag zwei weitere Maschinen mit insgesamt rund 500 Menschen gelandet, die aus Afghanistan in Sicherheit gebracht worden sind. Die Flugzeuge - eines von Lufthansa und eines von Uzbekistan Airways - waren wenige Stunden zuvor in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet.
An Bord der Lufthansa-Maschine waren nach Airline-Angaben rund 250 Menschen, die zuvor mit einer Bundeswehr-Maschine von Kabul nach Taschkent geflogen worden waren. Im Flieger der staatlichen Fluggesellschaft Uzbekistan Airways sassen laut Auskunft des Flughafenbetreibers etwa 240 Menschen.
Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion für Deutsche und Afghanen begonnen, um sie nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen.
Linke: Nicht nur Menschen aus Kabul evakuieren
06:14 Uhr: Die Linke fordert eine Ausweitung der laufenden Evakuierungen von gefährdeten Menschen in Afghanistan über die Hauptstadt Kabul hinaus. "Die meisten Ortskräfte, Lehrerinnen oder auch mutige Lokalpolitikerinnen oder Journalistinnen leben nicht in Kabul, sondern verteilt über die Provinzen Afghanistans", sagte Fraktionschef und Spitzenkandidat Dietmar Bartsch der Deutschen Presse-Agentur. "Die bereits existierenden Verabredungen mit den Taliban sollten schleunigst ausgeweitet werden."
Nach Angaben des Nationalen Sicherheitsberaters von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, hatten die militant-islamistischen Taliban zugesagt, Zivilisten unbehelligt zum Flughafen in Kabul zu lassen, damit sie das Land verlassen könnten. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes hatte am Mittwoch gesagt, man habe nur in Kabul die Möglichkeit, Menschen auszufliegen und auch dort nur, wenn sie es zum Flughafen schafften. Für Deutschland führt der Botschafter in Afghanistan, Markus Potzel, nach Angaben von Aussenminister Heiko Maas (SPD) derzeit im Golf-Emirat Katar Gespräche mit Taliban-Vertretern.
Es müsse geprüft werden, wie Evakuierungen auch über andere Flughäfen, mit Transporthubschraubern oder auch über Strassen aus Städten wie Masar-i-Scharif, Kundus oder Kandahar möglich würden, forderte Bartsch. "Die Nato-Staaten sind es ihren Ortskräften und Familien schuldig, alles in Bewegung zu setzen, um sie zu retten."
Bartschs Co-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl und Parteichefin Janine Wissler sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe mit Blick auf mögliche Flüchtlingsbewegungen, es sei zu befürchten, dass nur sehr wenige Menschen das Land überhaupt verlassen könnten. "Als reichster Staat in der Europäischen Union muss Deutschland natürlich einen grossen Teil dieser Menschen aufnehmen, die jetzt aus Afghanistan kommen. Kapazitäten dafür sind vorhanden."
Biden: "Chaos" bei US-Truppenabzug aus Afghanistan war unvermeidbar
Das Chaos beim Abzug der US-Truppen war nach Ansicht von Präsident Joe Biden unvermeidbar - aufgrund des Zusammenbruchs der afghanischen Regierung, des Militärs und der schnellen Machtübernahme der Taliban.
Er wisse nicht, wie man es hätte schaffen können, den Abzug angesichts dieser Lage "ohne Chaos" zu meistern, sagte Biden am Mittwoch (Ortszeit) in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Gleichzeitig versicherte er, die US-Soldaten am Flughafen Kabul könnten notfalls auch über den geplanten Abzugstermin am 31. August hinaus bleiben, falls bis dahin noch nicht alle ausreisewilligen Amerikanerinnen und Amerikaner evakuiert worden seien.
"Wenn dort noch amerikanische Bürger sind, werden wir bleiben, bis wir sie alle rausgeholt haben", sagte Biden in dem Interview. Auf die Frage, ob die US-Regierung angesichts des jüngsten Chaos am Flughafen in Kabul Fehler gemacht habe oder ob man besser mit der Lage hätte umgehen können, entgegnete Biden: "Nein. Ich glaube nicht, dass wir es auf eine Weise managen konnten (...), um ohne Chaos rauszukommen. Ich weiss nicht, wie das gehen soll."
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