• 17:44 Uhr: ➤ Taliban wollen nur noch Ausländer zum Flughafen in Kabul lassen
  • 16:29 Uhr: CIA-Direktor soll sich mit Taliban-Vizechef in Kabul getroffen haben
  • 15:46 Uhr: Bundeswehr warnt vor IS-Selbstmordattentätern in Kabul
  • 14:34 Uhr: USA fliegen binnen 24 Stunden mehr als 12 000 Menschen aus Kabul aus
  • 12:22 Uhr: Maas: Evakuierungszeit reicht nicht aus - noch 100 Deutsche in Kabul
  • 11:04 Uhr: Frankreich beendet Evakuierung am Donnerstag bei US-Abzug am 31. August
  • 07:42 Uhr: Norbert Röttgen: Biden hat Afghanistan-Politik Trumps verwirklicht
  • 07:39 Uhr: Bundeswehr hat bisher 3.650 Menschen aus Kabul evakuiert

Mehr News zu Afghanistan

➤ Taliban wollen nur noch Ausländer zum Flughafen in Kabul lassen

17:44 Uhr: Die radikalislamischen Taliban haben die AfghaninNen und Afghanen, die sich derzeit am Flughafen in der Hauptstadt Kabul aufhalten, aufgeFordert nach Hause zu gehen, dort sei ihre Sicherheit gewährleistet. Wegen der chaotischen Situation am Flughafen lasse man keine afghanische Staatsangehörigen mehr dorthin, sagte der Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Dienstag vor Journalisten der BBC zufolge.

Er forderte zugleich die US-Streitkräfte auf, bei ihren Evakuierungseinsätzen keine weiteren afghanischen Fachkräfte ausser Landes zu fliegen: "Wir fordern sie auf, dies zu stoppen."

Mudschahid bezog sich damit auf afghanische Experten wie beispielsweise Ingenieure. Nur Ausländer dürften von den westlichen Einsatzkräften aus Kabul ausgeflogen werden.

Mudschahid wiederholte auch die Warnung der Islamisten, dass nach dem 31. August keine Evakuierungsflüge aus Kabul mehr erfolgen dürften. Die Taliban hatten bereits zuvor vor "Konsequenzen" gewarnt, sollte der Einsatz des US-Militärs am Flughafen verlängert werden.

Die weiteren Afghanistan-News des Tages:

Regierung erweitert wohl Anspruch für afghanische Ortskräfte

17:24 Uhr: Die Bundesregierung erweitert einem Medienbericht zufolge auch den Anspruch für ehemalige afghanische Ortskräfte des Entwicklungsministeriums und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), aus Afghanistan einen Antrag zur Evakuierung stellen zu können. "Grundsätzlich wurde entschieden, dass ab jetzt auch Ortskräfte der Entwicklungszusammenarbeit aufgrund einer Gefährdung für eine Ausreise infrage kommen, deren Beschäftigungsverhältnis schon mehr als zwei Jahre zurückliegt", sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag der "Welt".

Analog zur Regelung des Verteidigungsministeriums für Ortskräfte der Bundeswehr und des Innenministeriums für Ortskräfte der Bundespolizei ist laut dem Bericht nun eine Beschäftigung ab 2013 ausschlaggebend. Auch aus dem Auswärtigen Amt hiess es demnach am Dienstag, dass von nun an Ortskräfte im Verfahren berücksichtigt werden könnten, die sei

CIA-Direktor soll sich mit Taliban-Vizechef in Kabul getroffen haben

16:29 Uhr: Der Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA hat sich einem Medienbericht zufolge in Kabul mit einem Mitbegründer der Taliban getroffen. Das geheime Treffen zwischen William Burns und Mullah Abdul Ghani Baradar habe am Montag stattgefunden, berichtete die "Washington Post" am Dienstag unter Berufung auf US-Quellen.

Ein CIA-Sprecher wollte den Bericht gegenüber der Nachrichtenagentur AFP nicht bestätigen und erklärte, dass die Behörde "niemals" Auskunft über die Reisen ihres Direktors gebe.

Sollten sich die Informationen der "Washington Post" bewahrheiten, wäre es das bislang hochrangigste Treffen zwischen einem Vertreter der US-Regierung und den Taliban seit der Machtübernahme der Islamisten in Afghanistan. Burns ist einer der erfahrensten Diplomaten in der Regierung von US-Präsident Joe Biden und Baradar einer der führenden Köpfe bei den Taliban.

Über welche Inhalte die beiden gesprochen haben sollen, berichteten die Quellen nicht. Laut "Washington Post" könnte es bei dem Treffen um eine Verzögerung der Frist für den endgültigen US-Truppenabzug aus Afghanistan gegangen sein. Die Evakuierungen von tausenden Menschen am Flughafen von Kabul laufen derzeit weiterhin unter Hochdruck.

US-Präsident Biden hält bislang am Abschluss des US-Truppenabzugs aus Afghanistan zum 31. August fest. Westliche Verbündete befürchten aber, dass bis dahin nicht alle Schutzbedürftigen aus Kabul ausgeflogen werden können.

Grossbritannien, Frankreich und auch Deutschland haben eine Verlängerung des Evakuierungseinsatzes befürwortet. Sie machen ihre Entscheidung jedoch von den USA abhängig, ohne die der Flughafen in Kabul nicht gesichert werden kann.

Bundeswehr warnt vor IS-Selbstmordattentätern in Kabul

15:46 Uhr: Die Bundeswehr sieht eine zunehmende Anschlagsgefahr durch IS-Terroristen in der afghanischen Hauptstadt Kabul. Man habe Signale aus amerikanischen Quellen, aber auch eigene Erkenntnisse, dass zunehmend potenzielle Selbstmordattentäter der Terrororganisation Islamischer Staat "in die Stadt einsickern", sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Montag in Berlin. Man habe von den Amerikanern bereits in der vergangenen Woche Hinweise darauf bekommen. "Das nimmt jetzt zu."

Die US-Regierung hatte am Sonntag erstmals öffentlich Sorgen vor einem IS-Anschlag am Flughafen oder in der Umgebung geäussert. "Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend", sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, im Sender CNN. Man nehme die Warnungen "absolut todernst". Die militant-islamistischen Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft.

Medizinische Hilfsgüter der WHO in Afghanistan gehen zur Neige

15:27 Uhr: Rund zehn Tage nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan gehen die Reserven an medizinischen Hilfsgütern der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in dem Land zur Neige. "Die WHO verfügt im Land nur noch über ausreichend Vorräte für eine Woche", warnte der Leiter des Regionalbüros der WHO für den östlichen Mittelmeerraum, Ahmed al-Mandhari, am Dienstag. 70 Prozent der verbliebenen medizinischen Produkte seien am Montag an die örtlichen Gesundheitseinrichtungen verteilt worden.

500 Tonnen an Medikamenten und Hilfsgüter, die in Dubai gelagert seien, könnten aufgrund der chaotischen Situation am Flughafen Kabul nicht nach Afghanistan geliefert werden, teilte al-Mandhari mit. "Die Länder, die leere Flugzeuge schicken, um die Schutzbedürftigen abzuholen, sehen sich nicht in der Lage, zu helfen", sagte er.

Am Sonntag hatten die WHO und das Kinderhilfswerk Unicef die "sofortige Einrichtung einer zuverlässigen und stabilen humanitären Luftbrücke für den Transport von Hilfsgütern" nach Afghanistan gefordert. Bereits vor den Ereignissen der vergangenen Wochen habe es in dem Land 18 Millionen Menschen gegeben, die auf humanitäre Hilfe angewiesen seien, erklärten die Organisationen.

Die Evakuierungen von tausenden Menschen am Flughafen von Kabul laufen derzeit weiterhin unter Hochdruck. Die radikalislamischen Taliban hatten vor "Konsequenzen" gewarnt, sollte der Evakuierungseinsatz über den 31. August hinaus verlängert werden.

USA fliegen binnen 24 Stunden mehr als 12.000 Menschen aus Kabul aus

14:34 Uhr: Die Evakuierungsmission am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul gewinnt weiter an Tempo. Die USA flogen bei dem Einsatz erstmals innerhalb von 24 Stunden mehr als 12.000 Menschen aus Kabul aus. Zwischen dem frühen Montagmorgen und dem frühen Dienstagmorgen hätten 37 Flugzeuge des US-Militärs rund 12.700 Menschen ausser Landes gebracht, teilte das Weisse Haus am Dienstag in Washington mit.

Im gleichen Zeitraum hätten ausserdem 57 Maschinen internationaler Partner rund 8.900 Menschen evakuiert. Seit dem Start der Evakuierungsmission Mitte August hätten die Vereinigten Staaten insgesamt rund 58.700 Menschen entweder selbst aus Afghanistan ausgeflogen oder deren Ausreise ermöglicht.

Das US-Militär kontrolliert den Flughafen in Kabul und hat dort mehrere Tausend Soldaten stationiert, die den internationalen Evakuierungseinsatz absichern. Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hatten die USA und ihre Verbündeten begonnen, in grosser Eile ihre Staatsbürger sowie afghanische Ortskräfte ausser Landes zu bringen.

Russland rüstet an der Grenze zu Afghanistan auf

14:26 Uhr: Angesichts der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat Russland seine Militärbasis im zentralasiatischen Tadschikistan aufgerüstet.

Es seien mehrere Panzerabwehrsysteme des Typs "Kornet" in die an Afghanistan grenzende Ex-Sowjetrepublik gebracht worden, teilte der Zentrale Wehrbezirk der russischen Armee am Dienstag mit.

Mithilfe von "Kornet" sollen feindliche gepanzerte Fahrzeuge sowie Ziele in der Luft mit Raketen abgeschossen werden können.

Russland, das in Tadschikistan seine grösste Auslandsbasis hat, beobachtet den Siegeszug der Taliban in Afghanistan mit Sorge. Befürchtet wird unter anderem, dass Kämpfer in Zentralasien in ehemals sowjetisches Gebiet eindringen könnten. Moskau führt seit langem Verhandlungen mit den Taliban, die die Macht in Afghanistan übernommen haben.

Vor rund einem Monat hatte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu den Ausbau der zentralasiatischen Stützpunkte angekündigt. Russland hatte sich zuletzt an mehreren Militärübungen mit Tadschikistan und weiteren zentralasiatischen Ländern beteiligt. Unweit der afghanischen Grenze trainierten mehrere Tausend Soldaten im August unter anderem die Abwehr von Terroristen.

Aus Kabul ausgeflogener Afghane in Frankreich in Polizeigewahrsam

13:39 Uhr: Ein aus Kabul ausgeflogener Afghane ist in Frankreich wegen möglicher Verbindungen zu den Taliban in Polizeigewahrsam genommen worden.

Wie die Staatsanwaltschaft in Paris am Dienstag mitteilte, wurde der Mann festgenommen, weil er sich am Montag einer Überwachungsmassnahme entziehen wollte.

Der Mann zähle zum Umfeld eines Mannes, der eine "Verbindung zu den Taliban" gehabt habe, die noch geprüft werden müsse, fügte Regierungssprecher Gabriel Attal hinzu.

Wie Attal dem Info-Sender BFMTV weiter sagte, zählt der Festgenommene zum Umfeld des Afghanen mit möglichen Taliban-Verbindungen, der in Kabul bei der Evakuierung von Franzosen und von Personal, das für die Botschaft arbeitete, behilflich gewesen sei. Dadurch habe dieser "wahrscheinlich Menschenleben gerettet".

Der französische Innenminister Gérald Darmanin erinnerte daran, dass alle Afghanen, die Kabul verlassen, über den französischen Militärstützpunkt in Abu Dhabi ausgeflogen werden sollten.

Am Wochenende hatten fünf Afghanen bei ihrer Ankunft die Mitteilung erhalten, dass sie vom französischen Inlands-Geheimdienst (DGSI) überwacht werden. Unter ihnen war laut Darmanin auch der Mann, der bei der Evakuierung der französischen Botschaft "sehr hilfreich" gewesen sei.

WHO: Taliban wollen UN-Mitarbeiter in Afghanistan behalten

13:20 Uhr: Nach ihrer Machtübernahme in Afghanistan wollen die militant-islamistischen Taliban die Mitarbeiter der Vereinten Nationen sowie von UN-Hilfsorganisationen offenbar im Land behalten.

"Sie haben klar gemacht, dass die UN bleiben sollen", sagte Richard Brennan, Regionaldirektor für Nothilfe bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), am Dienstag in Kairo.

"Es gab einige ermutigende Zeichen und Gespräche." Über den Verbleib der UN-Mitarbeiter liefen derzeit "auf hoher politischer Ebene" Verhandlungen zwischen Taliban-Vertretern und ranghohen Vertretern der Vereinten Nationen.

Kanadas Premierminister spricht sich für Sanktionen gegen die Taliban aus

13:02 Uhr: Kanadas Premierminister Justin Trudeau hat sich vor dem G7-Gipfel zur Lage in Afghanistan für Sanktionen gegen die radikalislamischen Taliban ausgesprochen.

"Wir sind dabei, weitere Sanktionen in Betracht zu ziehen", sagte er am Montag. Die Taliban würden in Kanada bereits als terroristische Vereinigung eingestuft, "aber wir werden mit unseren G7-Partnern über die nächsten Schritte sprechen."
Kanada hatte am Donnerstag mit Evakuierungsflügen aus Kabul begonnen. Die Situation in der Nähe des Flughafens sei jedoch nach wie vor "sehr unbeständig und chaotisch", warnten kanadische Regierungsbeamte am Montag.

Das Land hatte kürzlich zugesagt, 20.000 afghanische Flüchtlinge im Rahmen eines Einwanderungsprogramms aufzunehmen. Die Frage, ob er eine Verlängerung des US-Rettungseinsatzes aus Kabul über den 31. August hinaus befürworte, wollte Trudeau indessen nicht beantworten.

Maas: Evakuierungszeit reicht nicht aus - noch 100 Deutsche und ihre Familien in Kabul

12:22 Uhr: Die Bundeswehr hat in den vergangenen Tagen über ihre Luftbrücke rund 3.800 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen, darunter 351 deutsche Staatsbürger. Das hat Aussenminister Heiko Maas am Dienstag im TV-Sender Bild gesagt. Zugleich äusserte sich Maas skeptisch zu weiteren Rettungsaktionen: "Die Zeit wird nicht ausreichen, alle auszufliegen, die wir ausfliegen wollen", sagte er.

Deshalb arbeite man neben der laufenden Rettungsaktion an einem Plan, um Menschen auch nach der militärischen Evakuierung aus Afghanistan zu retten, schreibt der SPD-Politiker auf Twitter. Man führe dazu zum Beispiel Gespräche über den weitern Betrieb des Flughafen Kabul und stocke Visastellen in den Nachbarländern auf.

Deutschland spreche auch mit den Taliban, um etwa zu gewährleisten, dass deutsche Staatsbürger Kontrollpunkte der Islamisten passieren können. Dies sei "schrecklich", aber dazu gebe es derzeit keine Alternative, bemerkte Maas.

Insgesamt hat die Bundeswehr in den vergangenen Tagen über ihre Luftbrücke rund 3.800 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen, darunter die bereits erwähnten 351 deutsche Staatsbürger. Mit weiteren rund 100 Deutschen und ihren Familien, die noch vor Ort ausharrten, stehe man in Kontakt, deren Standorte seien bekannt.

Die Bundeswehr versuche weiterhin, diese Menschen einigermassen sicher an den Flughafen zu bringen. Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban drängen sich am Airport Tausende verzweifelte Menschen in der Hoffnung, einen Flug ins Ausland zu erwischen.

Auch die Niederlande wollen Evakuierungseinsatz verlängern

11:52 Uhr: Die Niederlande haben sich für eine Verlängerung des Evakuierungseinsatzes verschiedener westlicher Staaten in Afghanistan ausgesprochen. Aussenministerin Sigrid Kaag warnte am Dienstag, ansonsten müssten viele gefährdete Menschen zurückgelassen werden.

Die Frist für den Truppenabzug müsse deshalb über den 31. August hinaus verlängert werden, sagte Kaag nach einem Bericht der niederländischen Nachrichtenagentur ANP. "Andernfalls werden viele Menschen nicht in die Niederlande, nach Deutschland, Grossbritannien oder Frankreich fliegen können."

Am Nachmittag befassen sich die Staats- und Regierungschef von sieben grossen Industrienationen (G7), darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, in einer Video-Schaltkonferenz mit dieser Frage.

Auch mehrere andere westliche Staaten haben schon dafür plädiert, auch über den 31. August westliche Staatsangehörige und afghanische Ortskräfte aus Kabul auszufliegen. Die militant-islamistischen Taliban, die Mitte August die Macht übernommen haben, lehnen eine Verlängerung der Frist für den Truppenabzug bislang ab.

Von der Leyen kündigt mehr als 200 Millionen Euro für Afghanen an

11:32 Uhr: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zum G7-Sondergipfel eine deutliche Erhöhung der humanitären Hilfe für notleidende Afghanen angekündigt.

Nach Angaben vom Dienstag sollen in diesem Jahr aus dem EU-Haushalt mehr als 200 Millionen Euro für Unterstützungsleistungen zur Verfügung gestellt werden. Das ist rund vier Mal so viel Geld wie ursprünglich geplant. Die Hilfen werden laut von der Leyen sowohl Menschen innerhalb Afghanistans als auch Flüchtlingen zugutekommen.

Angesichts der Machtübernahme dermilitant-islamistischen Taliban in Afghanistan wollen die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten an diesem Dienstagnachmittag bei einer Videokonferenz über das weitere Vorgehen und über Hilfen für die Bevölkerung beraten.

Zu der Gruppe der wichtigen Industrieländer gehören die USA, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan und Kanada. Die Spitzenvertreter der EU sind zudem auch immer mit dabei.

Frankreich beendet Evakuierung am Donnerstag bei US-Abzug am 31. August

11:04 Uhr: Frankreich wird seine Evakuierungsflüge aus Kabul am Donnerstag beenden, falls die USA ihre Truppen wie geplant zum 31. August vollständig aus Afghanistan abziehen.

Wenn die USA an ihrem Abzugsplan festhielten, "heisst das für uns, dass unser Einsatz Donnerstagabend endet", sagte Nicolas Roche, Bürochef des französischen Aussenministers Jean-Yves Le Drian, am Dienstagmorgen dem französischen Regierungschef Jean Castex in Gegenwart von Journalisten. "Also bleiben uns drei Tage", fügte er hinzu.

Frankreich hat seit der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Kabul am 15. August fast 2.000 Franzosen, afghanische Ortskräfte und afghanische Aktivisten aus dem Land ausgeflogen.

Die Taliban haben mit "Konsequenzen" gedroht, sollten die USA ihre Truppen nicht wie vorgesehen bis zum 31. August komplett aus Afghanistan und damit auch vom Kabuler Flughafen abziehen.

London: Verlängerung der Evakuierungen aus Kabul "unwahrscheinlich"

10:35 Uhr: Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hält eine Verlängerung der Evakuierungen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul über den 31. August hinaus für "unwahrscheinlich".

"Nicht nur wegen der Äusserungen der Taliban, sondern auch wenn man sich die öffentlichen Erklärungen von (US-)Präsident Biden ansieht, halte ich es für unwahrscheinlich", sagte Wallace dem Sender Sky News am Dienstag. Doch sei es "auf jeden Fall wert, dass wir alle es versuchen".

Die Taliban haben mit "Konsequenzen" gedroht, sollten die USA ihre Truppen nicht wie vorgesehen bis zum 31. August komplett aus Afghanistan und damit auch vom Kabuler Flughafen abziehen.

Die EU und Grossbritannien halten eine Rettung aller Schutzbedürftigen aus Afghanistan bis Ende August angesichts der chaotischen Zustände am Flughafen für nicht machbar - und ohne die US-Militärpräsenz in Kabul müssten auch die anderen westlichen Staaten ihre Evakuierungen einstellen. US-Präsident Joe Biden hält bislang an einem US-Truppenabzug zum 31. August fest, hat aber die Möglichkeit einer Verlängerung offengelassen.

Die G7-Staaten kommen am Dienstag zu einem virtuellen Krisentreffen zusammen, um über die Lage in Afghanistan und die Evakuierungen zu beraten. Grossbritannien will sich bei dem Treffen für eine Verlängerung der Evakuierungen einsetzen.

Mützenich: Fehler in Afghanistan mit Enquete-Kommission aufklären

09:44 Uhr: SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hat seinen Vorschlag bekräftigt, den gesamten Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr in einer Enquete-Kommission aufzuarbeiten.

"Es ist das gute Recht der Opposition, einen Untersuchungsausschuss zu fordern", sagte Mützenich dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). "Für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit nachhaltigen Ergebnissen eignet sich aber aus meiner Sicht eher eine Enquete-Kommission."

Mützenich sprach sich für einen breiteren Ansatz aus. Eine Enquete-Kommission könnte die jüngsten Geschehnisse untersuchen und zugleich die Mission bilanzieren: "Um unser Engagement und auch die jüngsten Ereignisse zu bewerten und entsprechende Lehren für die Zukunft zu ziehen, ist eine Gesamtevaluierung des zivilen und militärischen Engagements in Afghanistan zwingend geboten", sagte der SPD-Politiker.

Ein Untersuchungsausschuss hat deutlich mehr Rechte als eine Enquete-Kommission. Er kann Zeugen vorladen und Akteneinsicht verlangen. Der neue Bundestag konstituiert sich spätestens am 26. Oktober. Danach könnten die Untersuchungen eingeleitet werden, wenn ein Viertel der Abgeordneten dafür ist.

Mindestens drei Babys während Evakuierungsaktion geboren

08:43 Uhr: Im Rahmen der Evakuierungen aus Afghanistan sind nach Angaben des US-Militärs mindestens drei Babys auf die Welt gekommen. Seines Wissens nach seien es bislang drei gewesen, aber es gebe keine formelle Zählung, sagte General Steve Lyons am Montag bei einer Pressekonferenz des Pentagons.

Lyons sprach über die afghanische Frau, die an Bord eines US-Evakuierungsflugzeugs ein Baby zur Welt gebracht hatte. Die Maschine war auf dem Weg zum US-Stützpunkt im pfälzischen Ramstein in Deutschland. Nach der Landung in Ramstein hat die Frau im Laderaum der Maschine mit Hilfe von Soldaten ein Mädchen zur Welt gebracht.

Offen blieb, ob die anderen beiden Babys ebenfalls in einem Flugzeug, in einer Einrichtung zur temporären Unterbringung wie Ramstein oder noch am Kabuler Flughafen zur Welt gekommen waren. Insgesamt sei das aber ein Zeichen der "beeindruckenden Arbeit unser grossartigen Soldaten der Luftstreitkräfte", sagte Lyons.

US-Vizepräsidentin Harris verteidigt Afghanistan-Abzug

08:09 Uhr: US-Vizepräsidentin Kamala Harris hat den Abzug der amerikanischen Truppen aus Afghanistan verteidigt. Präsident Joe Biden habe "die mutige und richtige Entscheidung" getroffen, einen seit 20 Jahren dauernden Krieg zu beenden, sagte Harris am Dienstag bei einem Besuch in Singapur.

"Wir hatten das erreicht, wofür wir dorthin gegangen waren." Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban liege der Focus nun auf der Evakuierung von US-Amerikanern, von Bürgern aus Partnerländern und von Afghanen, die mit den USA zusammengearbeitet haben.

Zugleich kritisierte Harris Chinas Auftreten im Streit um mehrere Gebiete im rohstoffreichen Südchinesischen Meer. Peking setze Mittel wie "Nötigung" und "Einschüchterung" ein, um rechtswidrige Ansprüche durchzusetzen.

Die Biden-Stellvertreterin fügte hinzu: "Pekings Aktionen untergraben weiterhin die regelbasierte Ordnung und bedrohen die Souveränität von Nationen."

Bei dem Besuch in Singapur wurden eine Verstärkung der US-Präsenz in dem südostasiatischen Stadtstaat sowie eine engere Zusammenarbeit bei Cybersicherheit und im Finanzsektor vereinbart. Nächste Station der Reise ist Vietnam.

Röttgen: Biden hat Afghanistan-Politik Trumps verwirklicht

07:42 Uhr: Der CDU-Politiker Norbert Röttgen befürchtet, dass das Scheitern des internationalen Militäreinsatzes in Afghanistan weitreichende Folgen für das Verhältnis zu den USA haben wird.

"Es ist ein moralisches und ein politisches Scheitern", sagte er der Deutschen Presse-Agentur vor dem virtuellen G7-Gipfel zu Afghanistan am Dienstag.

Beim letzten Treffen der führenden westlichen Industriestaaten im Juni habe man sich eigentlich vorgenommen, dass die Demokratien stärker zusammenstehen und sich gegen die autoritären Staaten verbünden.

Stattdessen profitierten nun neben den Taliban vor allem China und Russland vom Rückzug aus Afghanistan. "Joe Biden hat in diesem Punkt mit wenigen Monaten Verzögerung die Politik Donald Trumps verwirklicht. Er hat sogar dessen Sprache angenommen, wenn er sagt: Wir haben keine Interessen in Afghanistan", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag.

Röttgen hofft darauf, dass die USA nun zumindest bei der Evakuierungsaktion mit den Bündnispartnern kooperieren. Die von den USA gesetzte Frist 31. August für die Operation sei durch nichts gerechtfertigt.

"Man muss hier zu einer Abstimmung der Bündnispartner kommen", sagte Röttgen. "Ein Teil des Desasters ist ja, dass die USA den Abzug einseitig entschieden haben. Eine erste Lektion daraus sollte sein, dass man sich jetzt bei der Evakuierung abstimmt und koordiniert."

Bundeswehr hat bisher 3.650 Menschen aus Kabul evakuiert

07:39 Uhr: Seit dem Beginn ihrer Evakuierungsaktion hat die Bundeswehr insgesamt 3.650 Menschen aus Kabul bringen können. Zuletzt war am Montag um 22:29 Uhr (MESZ) ein Flugzeug des Typs A440M in Kabul gestartet und um 23:48 Uhr (MESZ) mit 211 Schutzbedürftigen in Taschkent gelandet.

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan haben Deutschland und andere westliche Staaten begonnen, in grosser Eile ihre Staatsbürger und gefährdete afghanische Ortskräfte auszufliegen.

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Mit Material von dpa, afp, sid, reuters und apa.
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