• Es ist ein dramatischer Auftakt des Evakuierungseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan.
  • Von Schusswechseln am Flughafen begleitet werden die ersten Menschen ausgeflogen.
  • Es sind allerdings nur sieben Passagiere, die evakuiert werden können – warum nur so wenige?

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Airbus ist offiziell für 114 Passagiere ausgelegt

Der Airbus A400M der Bundeswehr ist offiziell für 114 Passagiere ausgelegt. Doch in der Maschine des ersten Evakuierungsflugs aus der von der Taliban eroberten afghanischen Hauptstadt Kabul am späten Montagabend sassen nur sieben Passagiere: fünf Deutsche, ein Niederländer und eine Ortskraft aus Afghanistan, die für die Bundeswehr oder ein Bundesministerium tätig war oder ist.

Dass das Bundeswehr-Flugzeug fast leer zurückfliegen musste, ist der gefährlichen Lage am Flughafen Kabul geschuldet. "Aufgrund der chaotischen Umstände am Flughafen und regelmässiger Schusswechsel am Zugangspunkt war gestern Nacht nicht gewährleistet, dass weitere deutsche Staatsangehörige und andere zu evakuierende Personen ohne Schutz der Bundeswehr überhaupt Zugang zum Flughafen erhalten würden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Dienstag zur Begründung.

Menschen konnten Bundeswehr-Flieger auf Rollfeld nicht erreichen

Statt der zugelassenen 114 Passagiere hätten während der Evakuierungsaktion bis zu 150 Menschen mit ihm transportiert werden können.

Doch dazu kam es nicht, weil mehr Menschen die Maschine auf dem Rollfeld nicht erreichen konnten. Ein Zugang von Personen, die sich am zivilen Teil des Flughafens aufgehalten hätten, sei "von den Partnern, die die Sicherheitsverantwortung am Flughafen ausüben, nicht ermöglicht" worden, erklärte der Sprecher weiter.

Das Flugzeug habe den Flughafen ausserdem nach kurzer Zeit wieder verlassen müssen. "Aufgrund der gerade abends und nachts äusserst gefährlichen Lage auf den Zufahrtswegen zum Flughafen wäre es ein untragbares Risiko für Leib und Leben der Menschen vor Ort gewesen, die zu Evakuierenden vor Erteilung der Landeerlaubnis und vor Sicherung des Zugangs durch Bundeswehrkräfte aufzurufen, sich zum Flughafen zu begeben."

Maschine kreiste fünf Stunden über Kabul

Die Bundeswehr hatte erst mit dieser ersten Maschine die Fallschirmjäger der für Evakuierungsaktionen speziell ausgebildeten Division Schnelle Kräfte nach Kabul bringen können. "Mit Unterstützung der jetzt in Kabul eingetroffenen Kräfte der Bundeswehr arbeiten wir unter Hochdruck daran, dies im Laufe der nächsten Stunden für erste Evakuierungsgruppen zu ermöglichen", erläuterte der Sprecher.

"Bis zur letzten Minute" sei unsicher gewesen, ob der Airbus A400M überhaupt in Kabul landen könnte, berichtete "Spiegel"-Chefkorrespondent Matthias Gebauer auf Twitter unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Maschine kreiste fünf Stunden über Kabul, bis sie schliesslich zur Landung ansetzen konnte.

Der "Bild"-Zeitung zufolge sei der verfügbare Treibstoff fast verbraucht worden, nur wenige Minuten länger und das Flugzeug hätte Richtung der usbekischen Hauptstadt Taschkent abdrehen müssen. Von dort richtet die Bundeswehr eine Luftbrücke nach Kabul ein.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte am Morgen in der ARD gesagt, dass der Flug unter äusserst schwierigen Bedingungen erfolgt sei. "Wir haben eine sehr unübersichtliche, gefährliche, komplexe Situation am Flughafen, vor allen Dingen durch die Menschenmengen", sagte die CDU-Politikerin. (dpa/mf)

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