• 19:19 Uhr: ➤ Kramp-Karrenbauer: "Unsere Lageeinschätzung war falsch"
  • 15:06 Uhr: Offizielle Stellen fordern Menschen auf, nicht mehr zum Flughafen Kabul zu kommen
  • 12:49 Uhr: Bericht: Briten wollen Biden von längerer Mission in Kabul überzeugen
  • 10:36 Uhr: Laschet: Bidens Afghanistan-Rückzugsankündigung hat mich enttäuscht
  • 09:03 Uhr: Menschenmenge am Flughafen Kabul hat sich weiter vergrössert
  • 03:15 Uhr: Integrationsbeauftragte fordert schnelle Angebote für afghanische Ortskräfte
  • 00:10 Uhr: Bundeswehr evakuiert weitere 179 Schutzbedürftige aus Kabul

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➤ Kramp-Karrenbauer: "Unsere Lageeinschätzung war falsch"

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat eine massive Fehleinschätzung der Bundesregierung angesichts des Vormarschs der Taliban in Afghanistan eingeräumt. "Noch zu Beginn der letzten Woche hat niemand in der internationalen Gemeinschaft damit gerechnet, dass Kabul bereits am Ende der Woche kampflos fallen würde", schrieb Kramp-Karrenbauer in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief an Abgeordnete des Bundestags.

Zuerst hatte der "Spiegel" darüber berichtet. "Unsere Lageeinschätzung war falsch, unsere Annahmen über die Fähigkeiten und die Bereitschaft zum afghanischen Widerstand gegen die Taliban zu optimistisch." Ähnlich hatten sich Aussenminister Heike Maas (SPD) und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am 16. August geäussert, dem Tag nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban.


Die weiteren Afghanistan-News des Tages:

Offizielle Stellen fordern Menschen auf, nicht mehr zum Flughafen Kabul zu kommen

18:35 Uhr: Die US-Botschaft hat amerikanische Staatsbürger am Samstag dazu aufgerufen, den Flughafen Kabul zu meiden. Aufgrund möglicher Sicherheitsbedrohungen rund um die Eingänge rate man US-Bürgern, nicht zum Flughafen zu fahren und die Gates zu meiden, heisst es in einer Mitteilung der Botschaft am Samstag. Ausnahme sei, wenn der Bürger oder die Bürgerin eine individuelle Anweisung von einem Vertreter der US-Regierung erhalten habe.

Erst vor zwei Tagen hatte die Botschaft in einer Aussendung mitgeteilt, US-Bürger sollten zum Flughafen kommen, wenn sie es selber für sicher hielten. Sie sollten versuchen, an jedem geöffneten Gate den Flughafen zu betreten.

In Kabul belagern weiterhin Tausende Menschen die Eingänge zum Flughafen. Sie hoffen auf einen Platz in einem Flugzeug, um nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban aus dem Krisenstaat zu fliehen. Es herrschen chaotische Zustände. Augenzeugen berichten von Schüssen von Sicherheitskräften in die Luft oder dem Einsatz von Tränengas. Taliban sollen Menschen zudem mit Peitschen schlagen.

Die afghanische zivile Luftfahrtbehörde hat mittlerweile dazu aufgerufen, nicht mehr zum Flughafen Kabul zu kommen. Es gebe weiter keine zivilen und kommerziellen Flüge, hiess es in einer am Samstag auf Facebook veröffentlichten Nachricht. Man bitte die Menschen, nicht zum Flughafen zu kommen.

Das deutsche Auswärtige Amt erklärte via Twitter, der Zugang zum Flughafen sei aufgrund der gefährlichen Lage häufig nicht möglich. "Nach unserem Kenntnisstand sind die Gates derzeit geschlossen." Auch die Bundeswehr schrieb bei Twitter von einer "momentan sehr schwierigen" Lage.

Italien hat bisher mehr als 1600 Afghanen evakuiert

17:21 Uhr: Das italienische Militär hat über seine Luftbrücke bislang mehr als 1600 Afghanen aus Kabul ausgeflogen. Das Verteidigungsministerium berichtete am Samstag von einem Flug mit knapp 200 afghanischen Staatsbürgern, der am Flughafen Fiumicino in Rom landete. Am Freitagabend kam nach Angaben der Armee ein Flug mit 103 Menschen dort an.

Auf Fotos der Luftwaffe waren zahlreiche Menschen zu sehen, die in einer Transportmaschine auf dem Boden sassen. In Rom kümmerte sich die Polizei nach eigenen Angaben mit Malbüchern und Stiften um einige Kinder, die dort wegen des Einreiseverfahrens warten mussten.

Italien hatte nach der Einnahme Kabuls durch die Taliban eine Luftbrücke eingerichtet, um italienische Staatsbürger und frühere afghanische Mitarbeiter samt deren Familien aus dem Land über Kuwait auszufliegen. An dem Einsatz sind etwa 1500 Soldaten und mehrere Transportflugzeuge beteiligt.

Von der Leyen: Gespräche mit Taliban bedeuten keine Anerkennung

15:32 Uhr: EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat beim Besuch eines zentralen Erstaufnahmelagers für afghanische EU-Mitarbeiter in Spanien Gespräche mit den neuen Machthabern in Kabul bestätigt. Die Verhandlungen mit den militant-islamistischen Taliban bedeuteten aber keineswegs eine Anerkennung der neuen Regierung, betonte sie am Samstag in Torrejón de Ardoz bei Madrid. Es gehe dabei in erster Linie darum, die Evakuierungen zu erleichtern. Als Allererstes müsse man nämlich den durch die Machtübernahme der Taliban in Gefahr geratenen Menschen "legale und sichere" Fluchtrouten bieten.

Die Deutsche stellte ausserdem eine Erhöhung der humanitären Hilfe der Europäischen Union in Aussicht. Man werde in naher Zukunft dazu einen Vorschlag unterbreiten. "Wir müssen helfen, das ist unsere Verantwortung." Man müsse aber nicht nur den Ausgeflogenen helfen, "sondern auch denjenigen, die in Afghanistan geblieben sind". Es werde allerdings keine Mittel für die Taliban geben, wenn diese nicht die Menschenrechte respektieren sollten, sagte sie bezüglich der Entwicklungsgelder in Höhe von einer Milliarde Euro, die für Afghanistan für die nächsten sieben Jahren vorgesehen sind.

Am Militärflughafen rund zehn Kilometer nordöstlich von Madrid errichteten die Behörden ein Erstaufnahmelager nicht nur für die eigenen aus Afghanistan ausgeflogenen einheimischen Mitarbeiter. Dieses Zentrum dient seit Donnerstag auch als eine Art europäischer Hub für die Erstaufnahme aller geretteten Flüchtlinge aus Afghanistan, die daheim für EU-Institutionen gearbeitet haben, sowie für deren Familien. Nach medizinischen Untersuchungen und Sicherheitschecks sollen diese Menschen auf mehrere Länder der Union verteilt werden.

Beim Besuch des Zentrums wurde von der Leyen unter anderem vom spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez, von Ratspräsident Charles Michel und dem EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell begleitet. Sánchez und von der Leyen stimmten darin überein, der internationale Einsatz der vergangenen Jahre in Afghanistan sei "nicht umsonst" gewesen. Man habe viel getan für das Land, unter anderem im Bildungsbereich. "Wir haben gesät, und wir hoffen, dass diese Saat in Zukunft zu mehr Wohlstand, Sicherheit und Freiheit für das afghanische Volk führen wird", erklärte Sánchez.

Bewegendes Foto zeigt aus Kabul gerettetes Baby im Arm eines Soldaten

13:18 Uhr: Das Foto eines Babys im Arm eines norwegischen Soldaten an Bord eines Evakuierungsflugs aus Afghanistan hat in den sozialen Medien für Erschütterung gesorgt. Das Bild, das eine Korrespondentin des US-Senders CBS News am Samstag auf Twitter teilte, zeigt den in eine helle Decke eingewickelten Säugling auf dem Schoss eines Soldaten in voller Uniform. Ein Sprecher des norwegischen Militärs bestätigte dem Sender NRK die Echtheit des tausendfach geteilten Fotos, wollte aber keine weiteren Informationen geben.

Dem Norweger Terje Watterdal zufolge, der nach eigenen Angaben an Bord desselben Fliegers war, sollen etliche Kinder an Bord des Fluges ins georgische Tiflis gewesen sein. Auch er selbst habe zeitweise einen kleinen Jungen in den Armen gehabt, erzählte Watterdal dem Sender NRK.

Die CBS-Journalistin schrieb auf Twitter ebenfalls von "einer grossen Zahl an Kindern, von Babies bis hin zu Teenagern, die alleine reisten". Etliche Twitter-Nutzerinnen und -Nutzer zeigten sich erschüttert über die Szene und sprachen den Eltern des Kindes ihr Mitgefühl aus. Das norwegische Aussenministerium wollte NRK zufolge keine weiteren Angaben zu den Menschen an Bord der Rettungsflüge machen, um deren Privatsphäre zu schützen.

Acht weitere Menschen von Bundeswehr aus Kabul evakuiert

12:50 Uhr: Die Bundeswehr hat acht weitere Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul evakuiert. Um 11.04 Uhr deutscher Zeit sei ein A400M mit ihnen gestartet, schrieb die Bundeswehr am Samstag bei Twitter. "Die Lage dort ist momentan sehr schwierig. Es wird alles getan, so viele Schutzbedürftige wie möglich pro Flug nach Taschkent auszufliegen", hiess es weiter. Insgesamt haben Flugzeuge der Bundeswehr inzwischen mehr als 1.800 Menschen ausgeflogen. Mehrere Militärtransporter der Bundeswehr pendeln zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent, von wo aus die Evakuierten ihren Weiterflug nach Deutschland antreten sollen.

Augenzeugen berichteten der Deutschen Presse-Agentur von Lautsprecherdurchsagen am nördlichen Eingang des Kabuler Flughafens, laut denen das Gate länger geschlossen sei. In der Nacht auf Samstag hatte die Bundeswehr mit einem Flug sieben Menschen aus der Stadt gebracht, mit einem vorherigen 172.

Bericht: Briten wollen Biden von längerer Mission in Kabul überzeugen

12:49 Uhr: Die britische Regierung will einem Bericht zufolge US-Präsident Joe Biden überzeugen, die Rettungsmission aus Afghanistan über Ende August hinaus fortzusetzen. Das berichtete die "Times" am Samstag unter Berufung auf britische Regierungskreise.

Die USA wollen eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abschliessen, wo die militant-islamistischen Taliban die Macht erobert haben. Biden wollte sich am Freitag nicht dazu äussern, ob der Evakuierungseinsatz darüber hinaus verlängert werden könnte. Er gehe davon aus, dass die Evakuierungen bis dahin abgeschlossen werden könnten, werde dazu aber später eine Entscheidung treffen.

Den britischen Regierungsquellen der "Times" zufolge könnte dieses Enddatum bedeuten, dass Tausende in Afghanistan zurückbleiben müssten, die eigentlich Anspruch auf Rettung hätten. Dies würde demnach vor allem afghanische Ortskräfte treffen, die für westliche Truppen gearbeitet haben. Der konservative Abgeordnete Tobias Ellwood sagte: "Es ist klar, dass eine grosse Zahl an US-Bürgern und Menschen, die nun von den Taliban verfolgt werden, zurückgelassen werden, wenn die Deadline nicht über den 31. August hinaus verlängert wird."

Bislang hat Grossbritannien rund 2.400 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Ziel der britischen Regierung ist es, pro Tag etwa 1.000 weitere zu evakuieren.

Merkel dankt Soldaten in Afghanistan für "komplizierten Einsatz"

11:58 Uhr: Kanzlerin Angela Merkel hat den Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan für den Einsatz zur Rettung von Deutschen und Ortskräften ihren "tiefen Dank" ausgesprochen. Es sei ein "überaus komplizierter Einsatz", sagte die CDU-Politikerin beim Wahlkampfauftakt der Union am Samstag in Berlin. "In diesen Stunden heisst es jetzt vor allem, Menschen retten."

Merkel bezeichnete die Entwicklung in Afghanistan mit der Machtübernahme der Taliban als "Drama" und "Tragödie". Die afghanische Armee sei "in atemberaubendem Tempo kollabiert".

Merkel sagte, nach der Rettungsaktion werde darüber zu reden sein, was in Afghanistan geschafft wurde und was nicht. Zwar gehe zur Zeit keine akute terroristische Bedrohung von dem Land aus. Der Ansatz des westlichen Engagements dort sei jedoch breiter gefasst gewesen: "Wir wollten möglichst vielen Menschen in Afghanistan ein freies, ein gutes und selbstbestimmtes Leben ermöglichen", sagte Merkel. "Und da müssen wir einfach sagen: Das ist so nicht gelungen."

Laschet: Bidens Afghanistan-Rückzugsankündigung hat mich enttäuscht

10:36 Uhr: Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hat sich enttäuscht geäussert über das Vorgehen von US-Präsident Joe Biden beim Abzug amerikanischer Soldaten aus Afghanistan. Einerseits bekenne der Präsident sich klar zur transatlantischen Partnerschaft, sagte der CDU-Vorsitzende der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Gerade deshalb hat mich seine Ankündigung am 14. April enttäuscht, den von Donald Trump angeordneten Afghanistan-Abzug eins zu eins umzusetzen, ohne die Verbündeten umfassend an dieser folgenreichen Entscheidung zu beteiligen."

Aus Sicht Laschets folgt daraus für Deutschland und Europa, dass es zwar immer am besten sei, sich mit Amerika abzustimmen. Notfalls aber müsse die EU in der Lage sein, ohne die US-Partner zu handeln. "Wir müssen einen Flughafen wie den in Kabul auch alleine sichern können. Wir brauchen mehr Europa in der Aussenpolitik." Auf dem Weg dorthin könnten Frankreich und Deutschland zusammen mit einer "Avantgarde" von EU-Ländern vorausgehen.

Aussenminister Heiko Maas warf Laschet Versagen bei der rechtzeitigen Rettung von Ortskräften in Afghanistan vor, die für die Bundeswehr oder deutsche Organisationen gearbeitet haben. "Noch im Juni hatte sich das Auswärtige Amt dagegen gesträubt, Ortskräfte aufzunehmen, deren Beschäftigungsverhältnis länger als zwei Jahre zurückliegt", sagte der CDU-Vorsitzende der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Der federführende Minister hat versagt. Da hätten wir mehr drängen müssen."

Laschet fügte an: "Seit April hätte sich das Auswärtige Amt besser um unsere Ortskräfte kümmern können und müssen." Zugleich sagte der CDU-Chef: "Auch wenn ich nicht dieser Bundesregierung angehöre - niemand in politischer Verantwortung kann behaupten, hier frei von Fehlern zu sein."

Menschenmenge am Flughafen Kabul hat sich weiter vergrössert

09:03 Uhr: In der afghanischen Hauptstadt belagern weiterhin Tausende Menschen die Eingänge zum Flughafen. Das berichtete ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Die verängstigten Menschen hoffen allesamt auf auf einen Platz in einem Flugzeug, um nach der Machtübernahme der islamistischen Talibankämpfer aus dem Krisenstaat zu fliehen.

Der Augenzeuge hatte bereits den gesamten Freitag an einem Eingang verbracht. Als er am Samstagmorgen (Ortszeit) dorthin zurückkehrte, habe sich die Menschenmenge noch einmal verdoppelt. Es fielen weiter praktisch durchgehend Schüsse. Am nördlichen Eingang habe es zudem Lautsprecherdurchsagen gegeben, dass das Gate nun zwei Tage geschlossen sei, sagte die Person.

Ein zweiter Augenzeuge sagte der dpa, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten befänden sich dort. Er habe Schauspieler in der Menge gesehen, bekannte Fernsehpersönlichkeiten, Jugendliche, Frauen mit neugeborenen Babies oder Menschen im Rollstuhl.

In einem Schreiben der deutschen Botschaft in Kabul mit Informationen zu den Evakuierungsflügen hiess es in der Nacht zu Samstag, die Lage am Flughafen sei weiterhin äusserst unübersichtlich. Es komme immer häufiger zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen an den Gates.

Der Zugang zum Flughafen sei nicht durchgehend gewährleistet und es sei wegen der unklaren Situation nicht möglich, vorab Informationen zu geben, wann die Tore geöffnet sein würden. Das US-Militär entscheide über Öffnung und Schliessung der Tore, je nach Lage.

In dem Schreiben hiess es zudem, der Weg zum Flughafen erfolge auf eigene Verantwortung. Ein Transport vom individuellen Aufenthaltsort im Stadtgebiet zum Flughafen könne durch die deutsche Botschaft nicht geleistet werden. Am Samstagmorgen (Ortszeit) waren zwei Hubschrauber der Bundeswehr in Kabul angekommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums geht es dabei um eine "Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten". Die Maschinen könnten für die Rettung einzelner Bundesbürger oder auch Ortskräfte aus Gefahrenlagen eingesetzt werden.

Zwei Hubschrauber der Bundeswehr in Afghanistan angekommen

08:30 Uhr: Die Bundeswehr hat zwei Hubschrauber für die Evakuierung von Menschen in die afghanische Hauptstadt Kabul gebracht. "Die beiden gestern in Wunstorf verladenen Hubschrauber vom Typ Airbus H145M sind in Kabul angekommen", schrieb die Bundeswehr am Samstagmorgen bei Twitter. Mit ihrer Hilfe sollen gefährdete Menschen in Sicherheit gebracht werden, die es wegen der gefährlichen und unübersichtlichen Lage nicht aus eigener Kraft zum Flughafen schaffen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums können die Maschinen dazu eingesetzt werden, einzelne Bundesbürger oder auch Ortskräfte aus Gefahrenlagen zu retten.

Die beiden Maschinen des Typs H-145M sind Spezialkräften zugeordnet und wurden von den USA angefordert. Die US-Truppen flögen hauptsächlich mit grossvolumigen Hubschraubern und benötigten im städtischen Umfeld eine kleinere Maschine, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn am Freitag in Berlin.

Im Einsatz sollen die Bundeswehrmaschinen immer von Hubschraubern der USA begleitet werden. Im Hintergrund gebe es zudem von US-Seite eine "luftbewegliche Eingreifreserve". "Das ist eine wirkliche Luftoperation. Das ist kein 'Taxi-Service'", sagte Zorn. Die Helikopter seien sehr beweglich und könnten selbst in eng bebauten Städten landen.

Bisher ist die Bundeswehr nur innerhalb des Flughafens Kabul im Einsatz, der von US-Truppen abgesichert wird.

Integrationsbeauftragte fordert schnelle Angebote für afghanische Ortskräfte

03:15 Uhr: Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), fordert rasche Förderangebote für afghanische Ortskräfte in Deutschland. "Es ist gut, dass sich die Innenminister von Bund und Ländern darauf verständigt haben, besonders schutzwürdige Menschen aus Afghanistan aufzunehmen und darüber auch mit den anderen EU-Staaten zu verhandeln", sagte Widmann-Mauz der "Rheinischen Post".

"Dabei muss ein besonderer Fokus auf die Frauen gelegt werden, die in Afghanistan für Menschen- und Freiheitsrechte eingetreten sind und jetzt vom Tod bedroht sind", sagte die CDU-Politikerin. Diese mutigen Frauen seien auch wichtige Brückenbauerinnen bei der Integration. Sie brauchten Hilfe und Begleitung durch bewährte Unterstützungsprojekte, die jetzt ausgebaut werden sollten.

"Wichtig ist zudem, dass diejenigen, die nach Deutschland kommen, zügig Zugang zu Integrationsangeboten und zu bestehenden Hilfestrukturen für Geflüchtete in den Kommunen erhalten", sagte Widmann-Mauz.

Veteranenvertreter spricht von "Retraumatisierung" bei Soldaten, die an Afghanistan-Einsatz beteiligt waren

01:00 Uhr: Die Machtübernahme der Taliban macht vielen ehemaligen Bundeswehrsoldaten aus dem Afghanistaneinsatz psychisch offenbar schwer zu schaffen. "Die dramatischen Ereignisse in Afghanistan haben bei etlichen Veteraninnen und Veteranen zu einer Retraumatisierung geführt"", sagte der stellvertretende Vorsitzende des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, David Hallbauer, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). "Sie haben derzeit enormen Gesprächsbedarf oder suchen psychologischen Beistand bei uns." Die Anfragen und Kontaktaufnahmen von ehemaligen Bundeswehrangehörigen wie auch von Familienangehörigen hätten "in den vergangenen Tagen sprunghaft zugenommen".

Viele frühere Soldatinnen und Soldaten stellten die Sinnfrage, sagte Hallbauer. "Sie haben den Eindruck, dass ihr monatelanger, harter Einsatz - oft unter Todesangst - letztlich vergebens war, und Erfolge aus 20 Jahren Afghanistaneinsatz jetzt von den Taliban mit einem Schlag zunichte gemacht werden." Dinge, die erreicht und erkämpft worden seien, seien verloren. "Viele Veteranen sagen sich: Was ich dort geleistet habe, hat nichts gebracht. Das setzt vielen ehemaligen Soldatinnen und Soldaten ungeheuer zu."

Auch Familienmitglieder von ehemaligen Bundeswehrangehörigen meldeten sich derzeit vermehrt für Beratungsgespräche, sagte Hallbauer. Sie suchten Rat, "wie sie mit dem Trauma ihres Angehörigen umgehen können. Es ist für viele Familien im Moment eine sehr schwierige Situation".

Bundeswehr evakuiert weitere 179 Schutzbedürftige aus Kabul

00:10 Uhr: Die Bundeswehr hat weitere deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte aus Kabul evakuiert. In der Nacht zu Samstag startete in der afghanischen Hauptstadt eine Militärmaschine vom Typ A400M "mit 172 schutzbedürftigen Personen an Bord nach Taschkent in Usbekistan", twitterte die Bundeswehr. In einer weiteren Maschine wurden wenig später sieben weitere Schutzbedürftige nach Usbekistan gebracht. Damit hätten die Flugzeuge der Bundeswehr inzwischen mehr als 1800 Menschen ausgeflogen.

Mehrere Militärtransporter der Bundeswehr pendeln zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent, von wo aus die Evakuierten ihren Weiterflug nach Deutschland antreten sollen.

Die militant-islamistischen Taliban hatten in den vergangenen Wochen viel schneller als erwartet die Macht in Afghanistan übernommen. Jetzt versuchen Deutschland und andere westliche Staaten in Hauruck-Aktionen, ihre Bürger und afghanische Helfer ausser Landes zu bringen.

Wegen chaotischer Zustände am Flughafen Kabul hatte der Evakuierungseinsatz am Montag schleppend begonnen. Inzwischen hat sich die Lage zumindest soweit entschärft, dass das Rollfeld durchgehend für Starts und Landungen genutzt werden kann.

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