Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die in Afghanistan herrschenden Taliban dazu aufgefordert, keine Hinrichtungen mehr durchzuführen und die Todesstrafe abzuschaffen. Die unter den Islamisten praktizierten, öffentlichen Exekutionen seien ein grober Angriff auf die menschliche Würde, so die Organisation am Freitag. "Die Durchführung von Hinrichtungen in der Öffentlichkeit verstärkt die der Todesstrafe innewohnende Grausamkeit und kann nur eine entmenschlichende Wirkung auf das Opfer und eine verrohende Wirkung auf diejenigen haben, die Zeugen der Hinrichtungen sind", hiess es von Amnesty. Auch seien unter den Taliban unfaire Gerichtsverfahren zu befürchten.
Am Donnerstag haben die Islamisten in einem Fussballstadion in der Provinz Ghasni zwei Personen hinrichten lassen, die laut Oberstem Gerichtshof zuvor wegen Mordes verurteilt worden waren. Es handelt sich um die dritte und vierte bekannte öffentliche Hinrichtung unter ihrer Herrschaft. Laut Amnesty schauten Tausende Menschen zu; die tödlichen Schüsse seien von Verwandten der Männer abgegeben worden. Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) forderte die Taliban "nachdrücklich" dazu auf, ein sofortiges Moratorium für die Anwendung der Todesstrafe als Schritt zu ihrer Abschaffung zu erlassen.
Bei ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 inmitten des chaotischen Abzugs der internationalen Truppen aus dem Land hatten die Taliban einen moderateren Kurs versprochen. Sie haben jedoch wiederholt öffentliche Bestrafungen durchgeführt. Auch die Vereinten Nationen haben die Taliban dafür scharf kritisiert und sie aufgefordert, solche Praktiken einzustellen. Während der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 wurden Auspeitschungen, Amputationen oder Steinigungen regelmässig in der Öffentlichkeit vollzogen. © dpa
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