Die Zahl der wegen des Vorwurfs von Drogenvergehen hingerichteten Menschen im Iran hat sich nach Angaben von Amnesty International im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifacht.
Die Menschenrechtsorganisation nannte die hohe Zahl und Geschwindigkeit der Exekutionen am Freitag "schamlos" und prangerte "systematisch unfaire Gerichtsverfahren" an. 173 Menschen waren demnach in diesem Jahr bereits wegen Vergehen mit Drogenbezug verurteilt und gehängt worden.
Solche Hinrichtungen machten Amnesty International zufolge zwei Drittel der Exekutionen in den ersten fünf Monaten des Jahres aus. Die Todesurteile mit Drogenbezug beträfen insbesondere "Menschen aus marginalisierten und wirtschaftlich benachteiligten Verhältnissen", erklärte die Organisation.
Rund 20 Prozent der hingerichteten Menschen seien Mitglieder der Belutschen-Minderheit, "obwohl sie nur fünf Prozent der iranischen Bevölkerung ausmachen", erklärte Amnesty. Die vollstreckten Todesurteile wegen vermeintlicher Drogenvergehen seien ein Verstoss der Behörden gegen das Völkerrecht und offenbarten "ihren Mangel an Menschlichkeit und ihre eklatante Missachtung des Rechts auf Leben", erklärte Julia Duchrow, stellvertretende Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland. Die Hinrichtungen "werden gezielt als Instrument der Unterdrückung und Einschüchterung genutzt".
Duchrow forderte die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Hinrichtungen zu verurteilen und dafür zu sorgen, "dass die Bekämpfung des Drogenhandels weder direkt noch indirekt zu willkürlichen Exekutionen und anderen Menschenrechtsverletzungen in Iran beiträgt".
Von mehr als 300 Hinrichtungen in diesem Jahr sind nach Angaben der Organisation Iran Human Rights allein im Mai 142 vollstreckt worden. So eine hohe Zahl in einem Monat habe es seit 2015 nicht mehr gegeben. Aktivisten argumentieren, dass der Iran mit den Exekutionen versuche, Angst in der Bevölkerung zu schüren und Proteste einzudämmen.
Im Iran fordern die Menschen - und vor allem viele Frauen - seit Monaten mehr Rechte ein. Gegen die damit verbundenen öffentlichen Proteste gehen die Sicherheitskräfte hart vor. Die Zahl der im Zusammenhang mit den Protesten Hingerichteten liegt mittlerweile bei sieben Menschen. © AFP
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