Andrea Nahles gibt auf. Nach tagelangem Machtkampf tritt die SPD-Partei- und Fraktionschefin zurück. Sie ruft zu einem geordneten Übergang auf. Die Reaktionen auf den Schritt reichen von Bedauern bis hin zu Erleichterung.
SPD-Partei- und Fraktionschefin
Gemischte Reaktionen in der SPD
Ihr angekündigter Rücktritt löste gemischte Gefühle aus. So bedauerte Vizekanzler
Nahles-Kritiker Florian Post findet den Rücktritt der Parteichefin hingegen "richtig und konsequent". "Das war die letzte Möglichkeit, den Riss und die Spaltung wieder zu kitten." Post hatte Nahles in den vergangenen Tagen scharf kritisiert. In der Fraktion sei nun bis zur für Dienstag anberaumten Neuwahl Zeit, dass sich Kandidaten melden. Er gehe davon aus, dass mögliche Bewerber bereits an exponierter Stelle in der Fraktion gestanden hätten und den Abgeordneten deshalb bekannt seien.
SPD-Vize
Indes hat Ex-SPD-Parteichef
Koalitionspartner CDU steht weiter zu Regierungsauftrag
Währenddessen hat die CDU-Führung nach dem angekündigten Rücktritt von Andrea Nahles die eigene Partei zu Besonnenheit aufgerufen. Alle in der CDU sollten die eigene Bereitschaft verdeutlichen, weiter dem Regierungsauftrag gerecht zu werden, hiess es am Sonntag in der CDU-Führung.
Die CDU-Spitze wollte sich noch vor Beginn der Spitzenklausur am späten Nachmittag über das weitere Vorgehen beraten. Dazu dürfte es zunächst Telefonkonferenzen geben.
Reaktionen aus der Opposition
Auch aus der Opposition gibt es erste Reaktionen: Die Grünen-Vorsitzenden
Der Fraktionsvorsitzende der Linken,
FDP-Chef Christian Lindner sieht durch Nahles' Rücktritt auch die Bundesregierung ins Wanken geraten. Ihr Rücktritt beantworte keine Kursfrage der SPD, sondern beschere Deutschland nur eine instabile Regierung, schrieb Lindner am Sonntag auf Twitter. Zugleich zollte er Nahles Respekt. "Sie ist eine ehrliche und kompetente Politikerin. Der Umgang mit Nahles sollte alle in Politik und Medien zum Nachdenken bringen", mahnte der FDP-Vorsitzende.
Die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel, sieht die grosse Koalition gar vor dem Zerfall. "Nicht nur die SPD befindet sich in Auflösung, auch die GroKo wandelt nur noch als Untoter über die politische Bühne", sagte Weidel am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. "Tag für Tag fallen mehr und mehr Glieder von ihr ab."
Nahles war nach Europawahl stark unter Druck geraten
Nahles war nach dem Desaster der SPD bei der Europawahl vor einer Woche stark unter Druck geraten. Daraufhin hatte sie angekündigt, in der Fraktion mit einer vorgezogenen Vorsitzenden-Neuwahl die Machtfrage zu stellen. Bei einer Sonderfraktionssitzung am vergangenen Mittwoch war deutlich geworden, dass sie für diesen Schritt wenig Rückhalt hatte. Nun hat sie sich zum Rückzug aus ihren Ämtern entschieden.
Als mögliche Kandidaten für eine Nachfolge von Nahles an der Spitze der Fraktion waren zuletzt unter anderem Ex-SPD-Chef Martin Schulz und der Chef der NRW-Landesgruppe, Achim Post, genannt worden. Auch Olaf Scholz werden Ambitionen als möglicher Nachfolger nachgesagt. (mgb/dpa)
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