AfD-Politiker André Poggenburg hat seine eigene Partei als "Rattenloch" beschimpft. Zuvor waren persönliche Nachrichten des Politikers veröffentlicht worden. Der Politiker vermutet parteiinterne Gegner hinter der Weitergabe der Nachrichten.

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Der AfD-Politiker André Poggenburg hat seine Partei in einem parteiinternen Chat als "Rattenloch" bezeichnet. Hintergrund sind private Textnachrichten zwischen ihm und einer Frau, die auf dem linken Internetportal indymedia.org hochgeladen wurden.

Nach immer wieder aufkochenden internen Querelen hat Poggenburg seine Parteikollegen in Verdacht, die inzwischen wieder gelöschten Screenshots vom Handy der Frau weitergegeben zu haben. "Für mich ist klar, dass das aus der Partei kommt", sagte der 43-Jährige am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

"Ich habe in der Partei in den letzten Jahren viel erlebt, aber das ist in negativer Hinsicht ein neues Level." Es werde versucht, ihn zu beschädigen und dabei werde in Kauf genommen, dass auch der Frau, seiner Lebensgefährtin und der Partei Schaden zugefügt werde. Er kündigte Anzeige gegen Unbekannt an.

Mit dem "Feind" paktiert

In einer Stellungnahme Poggenburgs für die AfD, die sowohl die "Mitteldeutsche Zeitung" als auch "Spiegel Online" zitieren, bezeichnete er den veröffentlichten Schriftverkehr als äusserst kompromittierend. Bei den Nachrichten handelte es sich um Informationen zu den erotischen Vorlieben des AfD-Politikers. Auch Fotos sollen sich unter dem Material befunden haben.

Nach der Veröffentlichung der Nachrichten habe er in einem internen AfD-Chat "emotionsgeladen" geschrieben, "was für ein Rattenloch eine Partei oder Fraktion überhaupt sein kann", sagte Poggenburg. Damit habe er zwar Parteien allgemein gemeint. "Aber natürlich ist die AfD inbegriffen und mir ist kein anderer Verein oder eine andere Partei bekannt, in der interne Rangeleien solche Ausmasse annehmen."

Zudem kritisierte der Politiker, dass die Daten ausgerechnet an eine linke Internetseite weitergeben worden seien. In der Stellungnahme warf er seinen Gegner vor, mit dem "linken Mob und Feind" zu paktieren. Dieser Schritt habe nichts "mit dem gemeinsamen Kampf zur Rettung Deutschlands" zu tun.

AfD in Sachsen: Immer wieder Machtkämpfe

Poggenburg betont auch, "ausser pikantem 'Schriftverkehr' mit der Frau keinen weitergehenden 'Verkehr'" gehabt zu haben. Zumindest nicht in der Zeit seiner festen Beziehung.

AfD-Landeschef Martin Reichardt wollte den Fall nicht kommentieren. Die AfD in Sachsen-Anhalt ist seit Jahren immer wieder in Machtkämpfe und Querelen verstrickt, die teilweise öffentlich ausgetragen werden. Drei Abgeordnete verliessen bislang die einst 25-köpfige Fraktion.

Poggenburg selbst verlor seinen Posten im Bundesvorstand und zog sich nach einer verlorenen internen Vertrauensabstimmung im März von Partei- und Fraktionsspitze im Land zurück.

Zuletzt zog er sich auch aus dem von ihm mitgegründeten völkisch-nationalen Flügel um Thüringens AfD-Chef Björn Höcke zurück. (dpa/thp)


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