Angela Merkel hat sich so klar wie nie zuvor zu ihren Zukunftsplänen geäussert: Sie kündigte an, bei der nächsten Bundestagswahl nicht mehr als Kanzlerkandidatin antreten zu wollen und noch in diesem Jahr den Parteivorsitz abzugeben.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will nach der laufenden Wahlperiode das Kanzleramt abgeben. Das erklärte sie in einer Pressekonferenz. Zuvor hatte sie bereits den CDU-Bundesvorstand über ihre Pläne informiert.

Nach dem schlechten Abschneiden bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen könne die Union nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, sagte Merkel. Die CDU hätte in Hessen ein deutlich besseres Ergebnis erzielen können, wenn sie nicht unter dem schlechten Einfluss aus dem Bund gestanden hätte.

Angela Merkel will "neues Kapitel aufschlagen"

"Ich habe das Gefühl, dass es heute an der Zeit ist, ein neues Kapitel aufzuschlagen", sagte Merkel. Für sie persönlich bedeute das, dass sie beim Parteitag im Dezember das Amt des Parteivorsitzenden zur Verfügung stellen und bei der Bundestagswahl 2021 nicht als Kanzlerkandidatin antreten und auch nicht für den Bundestag kandidieren werde.

Bislang hatte Angela Merkel immer darauf bestanden, den CDU-Vorsitz und des Amt des Bundeskanzlers in einer Person zu vereinen. Mit dieser "Überzeugung" zu brechen, sei "ein Wagnis", sagte Merkel. Sie versuche damit, der CDU die Möglichkeit zu geben, sich auf die Zeit nach ihr einzustellen und einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Bundesregierung sich endlich auf die Sacharbeit konzentrieren könne. "Dieses Vorgehen ist in der Geschichte der Bundesrepublik ohne Beispiel, aber ich bin überzeugt, dass es mehr Chancen bietet als Risiken birgt."

Kramp-Karrenbauer kandidiert für Parteivorsitz

Zuvor war bereits bekannt geworden, dass Merkel auf dem nächsten Parteitag der CDU nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren will. Auch das bestätigte Merkel in der Pressekonferenz. Merkel betont aber auch, Bundeskanzlerin bleiben zu wollen. Bisher hatte sie immer darauf bestanden, dass beide Ämter zusammengehörten.

Merkel ist seit 18 Jahren CDU-Chefin. Wer ihr nachfolgt, klärt sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem CDU-Parteitag Anfang Dezember in Hamburg.

Für den Vorsitz kandidieren will dann die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer. Das kündigte sie am Montag nach Angaben von Teilnehmern in der Sitzung des CDU-Vorstands in Berlin an. Die 56-jährige ehemalige Ministerpräsidentin des Saarlandes gilt als Vertraute Angela Merkels.

Friedrich Merz plant politisches Comeback

Auch der frühere CDU-Politiker Friedrich Merz Friedrich Merz plant offenbar eine Kandidatur. Das erfuhr die dpa aus dem Umfeld von Merz.

Der 62-Jährige war von 1994 bis 2009 Abgeordneter des Bundestags und von 2000 bis 2002 Vorsitzender der Bundestagsfraktion von CDU und CSU.

Seit 2009 macht der Rechtsanwalt Pause von der Politik, arbeitet unter anderem für den Vermögensverwalter BlackRock. Friedrich Merz ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in Arnsberg im Sauerland.

Neben Kramp-Karrenbauer und Merz wirft offenbar auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn seinen Hut in den Ring, wie die Nachrichtenagentur afp aus Parteikreisen erfahren hat. Spahn ist 36 Jahre alt und stammt aus dem Münsterland.

Die Veränderung an der Parteispitze ist die erste Konsequenz, die Angela Merkel aus dem schlechten Abschneiden der Union bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen zieht. Wie zuvor in Bayern hat die Union am Sonntag in Hessen zweistellige Verluste eingefahren. Die CDU mit Ministerpräsident Volker Bouffier an der Spitze büsste nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 11,3 Punkte im Vergleich zur Wahl 2013 ein und kam auf 27,0 Prozent. (mcf/afp/dpa)

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