- Die EU streitet weiter über Geldauszahlung und Rechtsstaatlichkeit.
- Aber: Im Kampf gegen die Pandemie versuchen die Staaten, an einem Strang zu ziehen.
- Merkel will Polen und Ungarn nicht drohen.
Nach der Blockade des EU-Haushalts und der Corona-Konjunkturhilfen durch Ungarn und Polen hat ein Videogipfel der Staats- und Regierungschefs am Donnerstag keinen Durchbruch gebracht.
So könnte schon in der zweiten Dezemberhälfte der erste Impfstoff in Europa zugelassen werden - das sagten sowohl Merkel als auch EU-Kommissionschefin
Coronakrise: EU-Länder wollen einheitliche Regeln für Weihnachtsfeiertage
Die EU-Länder suchen zudem eine gemeinsame Linie bei der Handhabe der Anti-Corona-Massnahmen um die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage. Es gebe eine hohe Bereitschaft, sich abzustimmen, sagte Merkel. Das gilt auch für die Nutzung von Antigen-Tests, die in ihrer Qualität sehr unterschiedlich sind. Eine Bewertung durch die EU-Kommission soll es ermöglichen, dass man die Ergebnisse gegenseitig anerkennt.
Die Zusammenarbeit in der Coronakrise war das eigentliche Thema der Videokonferenz. Sie wurde aber vom Haushaltsstreit überschattet, der die Europäische Union in eine tiefe Krise gestürzt hat.
Ungarn und Polen hatten am Montag ihr Veto gegen einen zentralen Haushaltsbeschluss eingelegt. Sie stossen sich an einer neuen Klausel zur Kürzung von Geldern bei bestimmten Rechtsstaatsverstössen in den Empfängerländern. Mit ihrem Nein ist das gesamte 1,8 Billionen Euro schwere Haushaltspaket für die nächsten sieben Jahre vorerst blockiert. Das schliesst 750 Milliarden Euro an Corona-Hilfen ein, auf die viele EU-Staaten dringend hoffen.
EU-Ratschef Michel drängt auf schnelle Einigung
EU-Ratschef Charles Michel sagte, man brauche dringend eine Lösung: Der Haushalt müsse so schnell wie möglich umgesetzt werden. Eigentlich soll das gesamte Paket zum 1. Januar in Kraft treten. Gelingt keine Einigung, müsste mit einem Nothaushalt gearbeitet werden. Die Corona-Hilfen lägen dann auf Eis.
Deutschland hat derzeit den Vorsitz der EU-Länder, so dass Merkel eine Vermittlerrolle zukommt. Die Bundeskanzlerin wollte sich nicht festlegen, ob bis Weihnachten eine Lösung gefunden werden kann. "Das ist ein schon sehr ernsthaftes Problem, das wir zu lösen haben", sagte sie. "Wir werden hart und ernsthaft daran arbeiten." Deutschland werde alle möglichen Optionen ausloten. "Da stehen wir noch ganz am Anfang", sagte die Kanzlerin.
Merkel: Für mich ist das Wort Drohung falsch
Auf die Frage, ob es für sie eine Option sei, Polen und Ungarn mit einem Entzug der Stimmrechte zu drohen, sagte Merkel: "Für mich ist das Wort Drohung in diesem Zusammenhang sowieso kein Wort. Wir haben die Pflicht, zu versuchen, einen Weg zu finden."
Sie habe in der Runde am Abend deutlich gemacht, dass sie den mit dem EU-Parlament ausgehandelten Kompromiss für gut und ausgewogen halte, sagte Merkel. Auf der anderen Seite hätten auch Ungarn und Polen bekräftigt, dass sie der Rechtsstaatsklausel nicht zustimmen könnten. Im EU-Parlament werde es in der nächsten Woche daher keine Abstimmung geben.
Die neue Rechtsstaatsklausel war im Prinzip bereits im Juli vereinbart worden, als die Staats- und Regierungschefs bei einem fünftägigen Gipfel das 1,8 Billionen Euro schwere Haushaltspaket schnürten. Doch war die Formulierung damals sehr vage. Ungarn und Polen bemängeln, die damaligen Absprachen seien nicht korrekt umgesetzt worden. Die Details hatte die deutsche EU-Ratspräsidentschaft mit dem Europaparlament ausgehandelt.
EU-Parlament will Formulierung nicht ändern
Das EU-Parlament will davon nicht mehr abrücken, wie Präsident David Sassoli gemeinsam mit den Fraktionschefs erklärte. Europapolitiker fast aller Parteien sind erbost über die Haltung Ungarns und Polens, für die auch Slowenien Sympathie zeigt.
Die EU-Kommission hat Polen und Ungarn immer wieder wegen Rechtsstaatsverstössen kritisiert, unter anderem wegen des Umbaus der Justiz. Beide Staaten könnten also vom Rechtsstaatsmechanismus betroffen sein. (dpa/sap)
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