Es ist der Terroranschlag in Brüssel, den nach der Verhaftung des mutmasslichen IS-Terroristen Salah Abdeslam am Freitag alle befürchtet haben. Bei den Attacken auf den Hauptstadtflughafen Zaventem sind viele Menschen ums Leben gekommen. Zudem gab es auch in der Brüsseler Metro Explosionen mit zahlreichen Opfern.
Aus Brüssel berichtet unsere Redakteurin Mirjam Moll
Belgien steht unter Schock. Die Hauptstadt Brüssel wurde zum Ziel terroristischer Anschläge. Mittlerweile soll sich die Terrormiliz "Islamischer Staat" zu den Anschlägen bekannt haben.
Schüsse und Explosionen am Flughafen Brüssel
Zunächst sollen Schüsse gefallen sein, anschliessend erschütterten zwei Explosionen die Abflughalle im Brüsseler Flughafen Zaventem. Sie setzten dem allmorgendlichen Gedränge ein jähes Ende.
Teile der Deckenkonstruktion sind eingestürzt, die vielen hundert Scheiben sind in zig Tausende Splitter zersprengt. Augenzeugen sprechen von einem Mann mit Rucksack, der den verheerenden Sprengsatz in unmittelbarer Nähe der Schalter der American Airlines gezündet haben soll.
Eine völlig aufgelöste Frau erzählt mit zitternder Stimme von ihren Erlebnissen: "Ich habe meinen Freund, der heute fliegen wollte, hierher gebracht und hab noch einen Kaffee getrunken. Dann ging plötzlich eine Bombe hoch... Es war schrecklich. Teile der Decke stürzten ein, ich glaube, da lag jemand drunter."
"Alles ist weg", sagt ein Mann. "Es ist ein völliges Chaos." Eine Frau, die Glück hatte, nicht von der Bombe getroffen worden zu sein, sah die Explosion direkt vor sich: "Einfach alles ist kaputt, die Wände, die Fenster, es ist unglaublich."
Amateurvideos zeigen, wie zahlreiche Menschen panisch aus dem Flughafen rennen, später werden sie auf dem Gelände versammelt, viele weinen, starren entsetzt auf das Gebäude, aus dem noch immer Rauch quillt.
Der sonst vom Verkehrschaos verstopfte Parkbereich vor der Abflughalle ist von zahlreichen Rettungswagen blockiert. Flugzeuge werden umgeleitet, der Flughafen selbst ist abgeriegelt. Viele wollen weg, doch ihre Auto- und Hausschlüssel sind noch in der Halle.
Explosionen auch in der Brüsseler Metro
Die Nachricht war gerade erst an die Öffentlichkeit gelangt, als bereits neue Terrormeldungen folgten: Maelbeek, eine Metrostation nur etwa 100 Meter von der Europäischen Kommission entfernt, wurde von einer weiteren Explosion erschüttert.
Rauch dringt aus den Ausgängen, schreiende Menschen stürzen auf die Rue de la Loi, einer der Hauptschlagadern der Hauptstadt. Verletzte liegen auf den Gehwegen.
Unmittelbar danach wird auch die Metrostration Schuman geschlossen – jene Haltestelle, die direkt vor der EU-Kommission liegt, auch hier steigt Rauch auf. Die Terroranschläge von Brüssel sollen zahlreiche Todesopfer und Verletzte gefordert haben - der Nachrichtensender n-tv berichtet von über 25 Toten in Flughafen und Brüsseler Metro.
Die 41-jährige Lina wollte ihre Kinder zur Schule bringen, als ihre Metro plötzlich liegenblieb und es stockfinster wurde: "Plötzlich spürten wir einen Stoss, als ob die Metro von hinten angeschoben wurde", erzählt sie erschüttert. Sie habe sofort nach ihren Kindern gegriffen.
Die Metro wird evakuiert, der gesamte Metroverkehr eingestellt, der Nationale Sicherheitsrat ruft wie bereits im vergangenen November nach den Anschlägen in Paris die höchste Terrorwarnstufe Vier aus. Kurz darauf gibt es die ersten Meldungen von weiteren Anschlägen in der Rue de la Loi.
Alle Brüsseler sind aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben. In kürzester Zeit bricht Verkehrschaos aus: Statt Staus stadteinwärts drängen sich die Autos nun stadtauswärts.
Racheakt für Festnahme von Salah Abdeslam?
Das Europäische Parlament wurde bis auf einen Eingang abgeriegelt, die Kommission forderte ihre Mitarbeiter auf, zu Hause zu bleiben.
Die Regierungsgebäude des Landes werden von schwerbewaffneten Sicherheitskräften bewacht. Derzeit wird darüber beraten, grössere Bahnhöfe wie etwa Antwerpen in Belgien zu schliessen.
Ob es einen Zusammenhang mit der Festnahme von Salah Abdeslam am vergangenen Freitag gibt, wollen die Behörden derzeit noch nicht sagen. Abdeslam soll an den verheerenden Anschlägen in Paris im vergangenen November beteiligt gewesen sein und war 126 Tage auf der Flucht, bevor er vergangene Woche gefasst wurde.
Aufatmen wollten die Behörden deshalb aber nicht. Der französische Präsident François Hollande hatte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem belgischen Premier Charles Michel von einem "sehr grossen Netzwerk" gesprochen.
Ein Racheakt des IS für Salah Abdeslam liegt nahe – zumal, seit bekannt wurde, dass Abdeslam in Brüssel ein neues Netzwerk errichten wollte: offenbar mit Erfolg.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.