- Gil Ofarim ist in einem Leipziger Hotel Opfer von Antisemitismus geworden.
- Nun äussert sich der Musiker bei "stern TV" erneut zu dem Vorfall und der Verleumdungsklage.
- UPDATE vom 7. Oktober, 09:50 Uhr: Der Hotelmanager äussert sich zu den Vorwürfen und erklärt die nächsten Schritte.
Gil Ofarim hat sich als Gast bei "stern TV" zu dem mutmasslichen antisemitischen Vorfall in einem Leipziger Hotel geäussert. In einem Instagram-Video hatte der Musiker davon berichtet, dass er eigenen Aussagen nach nicht in das Hotel einchecken durfte, weil er einen Davidstern offen an einer Kette getragen hatte. Sein Clip ging daraufhin viral.
Im Gespräch mit Moderator
Dem Hotel-Angestellten sei gar nichts anderes übriggeblieben, erklärte Ofarim, denn: "Ich glaube nicht, dass er den Mut hat zu sagen, ich stehe zu meinen Worten." Folglich müsse er Ofarim zwangsläufig der Lüge bezichtigen, wie durch die Anzeige geschehen.
Hotelmanager Hachmeister äussert sich zu Ofarims Vorwürfen
Gleichzeitig stellte Ofarim klar, dass man auf keinen Fall das gesamte Hotel-Personal über einen Kamm scheren dürfe. Nach den Vorwürfen gegen die Mitarbeiter will der Betrieb eigenständige Nachforschungen anstellen. Das Hotel habe begonnen, alle Gäste, die Zeugen des Vorfalls um den Sänger Gil Ofarim gewesen sein könnten, zu befragen, sagte Hotelmanager Andreas Hachmeister der "Leipziger Volkszeitung". "Wir haben aber inzwischen auch alle Gäste kontaktiert, die in der Schlange hinter Herrn Ofarim standen und etwas von dem Vorfall mitbekommen haben müssten."
In den nächsten Tagen wolle Hachmeister die Ergebnisse öffentlich machen. Ein Gast habe sich von sich aus an die Hotelleitung gewandt. "Er hat uns gesagt, es stimme alles nicht, was in dem Video zu hören ist", sagte der Geschäftsführer.
Antisemitismus-Vorfall in Leipziger Hotel: Wird Gil Ofarim Anzeige erstatten?
Zwei Dinge haben Ofarim an dem Vorfall besonders schockiert: "Ich war alleine, ich hatte keinen, der mir helfen konnte. Keiner hat den Mund aufgemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das keiner gehört hat." Ausserdem kann er nicht fassen, dass so ein Verhalten in aller Öffentlichkeit "in Deutschland möglich ist".
Die beiden Mitarbeiter des Hotels sind vorerst freigestellt worden. Ofarim selbst hat bislang noch gegen keine Person Anzeige erstattet. Ob er in Erwägung zieht, dies noch zu tun, will Hallaschka von ihm wissen. "Ich habe heute mit meinem Anwalt telefoniert, der mir dazu geraten hat", antwortet der Musiker.
Ermittlungen wegen Verleumdungsklage
Wie ein Sprecher der Leipziger Polizei am Mittwoch (6. Oktober) RTL bestätigte, wird gegen den Sänger ermittelt. Der betroffene Hotelmitarbeiter habe Ofarim wegen Verleumdung angezeigt, sagte der Polizeisprecher: "Inhaltlich weichen die Schilderungen von dem ab, was der Musiker in seinem Video angibt."
Darüber hinaus liege der Polizei eine Anzeige wegen Bedrohung vor. Die richte sich aber nicht gegen den Musiker, sondern gegen zahlreiche Social-Media-User. Die Polizei werde den Fall in den kommenden Tagen genau untersuchen. Erste Massnahmen wie Zeugenbefragungen hätten demnach bereits stattgefunden.
So schildert Gil Ofarim den Vorfall
Gil Ofarim durfte eigenen Aussagen zufolge in dem Leipziger Hotel nicht einchecken, da er einen Davidstern offen an einer Kette trug, als er an der Rezeption wartete. Dort habe es zunächst aufgrund eines technischen Defekts eine lange Schlange gegeben, aus der jedoch immer wieder Gäste vor ihm bedient worden wären.
In einem Instagram-Video berichtete er noch vor dem Hotel von den Vorkommnissen, die sich dann ereigneten.
Nach einer längeren Wartezeit habe er sich beim Personal beschwert. Der Rezeptionist, von Ofarim "Herr W." genannt, habe zunächst behauptet, die Schlange damit entzerren zu wollen.
"Und dann ruft irgendeiner aus der Ecke: Pack deinen Stern ein' Und dann sagt der Herr W.: Packen Sie Ihren Stern ein." Erst wenn er den ablegen würde, würde er auch einchecken können, berichtete der 39-Jährige. Am Ende des Clips zeigte er sich den Tränen nahe. "Wirklich? Deutschland 2021", sagte er abschliessend.
Solidarität für Ofarim, Kritik am Banner vom Hotel
Nachdem das Video von Ofarim innerhalb kürzester Zeit viral gegangen war, rollte eine Welle der Solidarität durchs Land. Die meisten Kommentatoren aus Politik, Öffentlichkeit und Bevölkerung zeigten sich fassungslos aufgrund der Vorkommnisse. Noch am Abend des Vorfalls kam es vor dem Leipziger Hotel zu einer spontanen Demonstration.
Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hotels zeigten am Dienstagabend ihre Solidarität und hielten ein Banner hoch, auf dem neben dem Hotelnamen auch die Flagge Israels und der islamische Halbmond zu sehen waren.
Das stiess auf Kritik des Zentralrats der Juden. Bei dem Hotel gebe es offenbar wenig Bewusstsein dafür, dass Juden ein Teil der deutschen Gesellschaft seien. Nach Recherchen der "Leipziger Volkszeitung" hatte das Hotel das Banner von einer früheren Veranstaltung wiederverwertet. Demzufolge stammt es aus dem Mai, als der Israel-Gaza-Konflikt erneut Schlagzeilen machte. (dpa/sap/spot) © 1&1 Mail & Media/spot on news
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