- Nach einem international heftig kritisierten Gerichtsurteil ist der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny Mitte März in ein russisches Straflager gebracht worden.
- Dort soll sich sein Gesundheitszustand rapide verschlechtert haben.
- Nawalnys Anwältin fürchtet sogar um das Leben des Kremlkritikers.
Die Anwälte des in einem Straflager inhaftierten Kremlgegners
"Sein rechtes Bein ist in einem entsetzlichen Zustand", sagte sie in einem Video des Nachrichtenkanals Medusa-Live bei Telegram. Nawalny könne nichts mehr anfangen mit dem Bein. Michailowa fürchte "um sein Leben und seine Gesundheit", sagte sie dem russischen Oppositionssender Doschd.
Michailowa forderte im Beisein ihres Kollegen Wadim Kobsew eine ordentliche Behandlung Nawalnys, damit er am Ende nicht als "Invalide" entlassen werde. Sie kritisierte, dass sie trotz eines Termins Nawalny am Mittwoch nicht haben sehen können. Erst am Donnerstag habe das nach langer Wartezeit geklappt. Nawalny habe dabei berichtet, dass er am Vortag abgeholt worden sei, um sich mit den Anwälten zu treffen. Dann sei er allerdings in ein Krankenhaus gebracht worden zur Untersuchung.
Vertrauter Nawalnys sprach von einem "Folterlager"
"Da wurde auch irgendein MRT gemacht", sagte Michailowa. Dann sei ihm lediglich das Schmerzmittel Ibuprofen als Tablette und Salbe verschrieben worden, aber eben keine Behandlung. "Was für ein fürchterlicher Horror", hiess es in einem Kommentar von Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch bei Twitter.
Zuvor hatte auch der russische Strafvollzug bestätigt, dass Nawalny untersucht worden sei. "Im Ergebnis der Untersuchung wurde sein Zustand als stabil, befriedigend eingeschätzt." Nawalnys Vertrauter Leonid Wolkow sprach von einem "Folterlager", in dem Nawalny die "persönliche Geisel" von Präsident Wladimir Putin sei.
Nawalny ist seit Mitte März im Straflager IK-2 in Pokrow inhaftiert, nachdem er in einem viel kritisierten Verfahren im Februar zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden war. Nawalny macht Putin verantwortlich für einen Mordanschlag auf ihn mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok im August. Er hatte gesagt, dass Putin sich nun mit der Haft dafür räche, dass er das Attentat überlebte. Putin hatte die Vorwürfe zurückgewiesen
Nach dem Mordanschlag wurde Nawalny in Deutschland behandelt. Bei seiner Rückkehr am 17. Januar wurde er am Moskauer Flughafen Scheremetjewo festgenommen. Kurz darauf verurteilte ihn ein Gericht in Moskau zu Haft im Straflager. Der Grund: Er soll während seines Aufenthalts in Deutschland gegen Meldeauflagen bei russischen Behörden in einem früheren Strafverfahren verstossen haben. Die EU und die USA haben gegen Russland Sanktionen verhängt und die Freilassung Nawalnys gefordert. (dpa/afp/mf) © dpa
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