Rund 13 Jahre nach dem Ende seiner Amtszeit als Bundeskanzler hat Gerhard Schröder seine Nachfolgerin Angela Merkel in einem Interview kritisiert. Seiner Ansicht nach hat sie im Asylstreit Führungsschwäche gezeigt. Die Strategie der CSU nannte er einen "schaurigen Irrtum".
Altkanzler
Niemals dürfe sich ein Regierungschef oder eine Regierungschefin ein Ultimatum von einem Minister setzen lassen.
"Gelegentlich ist ein Basta notwendig", sagte der SPD-Mann im Interview mit dem Magazin "Stern".
Schröder sieht "Nichtlinienkompetenz"
Richtlinienkompetenz heisse, dass der Kanzler etwas vorgebe, auch per Einzelweisung, und der Minister dies dann umzusetzen habe. "Aus einer Richtlinienkompetenz wurde eine Nichtlinienkompetenz", urteilte Schröder über Merkels Verhalten gegenüber
Bei einem nicht auflösbaren Streit habe ein Kanzler zwei Möglichkeiten: "Entweder er zwingt den Widersacher über die Verbindung der Vertrauensfrage mit einer Sachfrage in die Solidarität. Oder er entlässt den Minister", sagte Schröder.
Die SPD hätte auf diese Vertrauensfrage im Bundestag drängen müssen, befand er.
CSU-Strategie ist "schauriger Irrtum"
Zum politischen Kurs der CSU sagte der Altkanzler, das Kalkül, durch das Hochziehen des Konflikts die AfD bekämpfen zu können, werde sich als "schauriger Irrtum" erweisen.
Die Auseinandersetzung innerhalb der Regierung habe Deutschlands Ansehen geschadet: "Mancher in Europa, der die deutsche Rolle nicht schätzt, wird klammheimliche Freude empfinden", sagte der 74-Jährige weiter.
Der Konflikt zwischen Kanzlerin und Innenminister, in dessen Verlauf Seehofer mit Rücktritt drohte und die Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU an den Rand des Bruchs geriet, war erst vergangene Woche beendet worden. (jwo/dpa) © dpa
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