- Eigentlich empfängt der Papst keine Minister, sondern nur die Chefs von Staaten und Regierungen.
- Für den früheren Messdiener und heutigen Bundesaussenminister Heiko Maas macht er eine Ausnahme.
- Es geht etwa um Corona, Nahost, die EU - und ein heikles Thema.
Bei der ersten Privataudienz eines Bundesaussenministers beim Papst seit fast 20 Jahren hat
Man habe über die Verantwortlichkeiten in der katholischen Kirche auch in Deutschland geredet, sagte Maas am Mittwoch nach dem Gespräch mit Franziskus im Vatikan, das mit mehr als 40 Minuten aussergewöhnlich lang dauerte.
Die Segnungsgottesdienste auch für homosexuelle Paare, mit denen Katholiken in Deutschland am Montag bewusst gegen ein Verbot des Vatikans verstiessen, waren dagegen kein Thema.
Man habe aber über die Eskalation des Nahost-Konflikts, die Bekämpfung der Corona-Pandemie, die Zukunft der Europäischen Union und die deutsche Lateinamerika-Politik gesprochen, sagte Maas.
Maas thematisiert beim Papst sexuellen Missbrauch von Kindern bei der katholischen Kirche
Der SPD-Politiker hatte bereits vor dem Gespräch angekündigt, dass er mit Franziskus über den sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Priester sprechen wolle. Dies sei eine Frage, die viele Menschen bewege und ihr Verhältnis zu ihrer Religionsgemeinschaft bestimme, sagte er.
Wie der Papst sich zu dem Thema geäussert hat, wollte der SPD-Politiker nicht sagen: "Ich bin nicht befugt, das, was der Papst zu diesem Thema gesagt hat, hier zu verkünden. Es ist aber sicherlich ein Thema, das hier im Vatikan nicht unbekannt ist", sagte er.
Zuletzt hatte vor allem der Umgang des Erzbistums Köln mit dem Missbrauch von Kindern durch Priester für Aufregung gesorgt. Kardinal Rainer Maria Woelki hatte ein Gutachten dazu lange Zeit unter Berufung auf rechtliche Bedenken zurückgehalten.
Maas betonte, dass die Aufarbeitung des Missbrauchs nicht alleine Sache der Kirche sei. Der Staat könne sich gar nicht aus dieser Frage heraushalten, "wenn es Opfer gibt, die ein Anrecht darauf haben, dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden müssen".
Privataudienzen beim Papst eigentlich nur für Chefs von Staaten und Regierungen
Joschka Fischer war vor Maas der letzte deutsche Aussenminister, der von einem Papst empfangen wurde. Das war 2003. Eigentlich sind Privataudienzen beim Papst Staats- und Regierungschefs sowie im Fall Deutschlands auch Ministerpräsidenten der Länder vorbehalten, da diese Kirchenvertragspartner des Heiligen Stuhls sind.
Für die Vier-Augen-Gespräche mit dem Papst sind in der Regel 15 Minuten vorgesehen. Der Katholik Maas, der als Kind fast sieben Jahre lang Messdiener war, redete nun fast drei Mal so lange mit Franziskus. (dpa/ari)
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