Zwei Themen liegen Papst Franziskus besonders am Herzen: Der interreligiöse Dialog und Flüchtlinge. Beide Themen stehen im Zentrum seiner Reise nach Marokko. Das Königshaus steht immer wieder wegen seines Umgang mit Migranten in der Kritik.

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Bei einem Treffen mit Flüchtlingen in Marokko hat Papst Franziskus mehr Möglichkeiten für eine legale Migration gefordert. Migranten und Flüchtlingen müssten breitere Möglichkeiten für eine sichere und legale Einreise in die Zielländer angeboten werden, sagte Franziskus am Samstagabend während seines zweitägigen Besuchs in Marokko. "Ihr seid keine Aussenseiter, ihr seid in der Herzmitte der Kirche."

Das Oberhaupt der katholischen Kirche reiste am Samstag nach Marokko, um sich seinen beiden Herzensthemen zu widmen: Der Migration und dem Dialog zwischen Christen und Muslimen. Bevor sich Franziskus im Caritas-Zentrum von Rabat mit 60 Flüchtlingen traf, die sich teils legal, teils aber auch illegal in Marokko aufhalten, wurde Franziskus vom marokkanischen König Mohammed VI. empfangen.

Die Realität dieser Welt mache deutlich, dass der Dialog zwischen Christen, Muslimen und Juden ungenügend sei, sagte der König, der sich als "Oberhaupt aller Gläubigen" bezeichnet und damit auch die Minderheit der Christen und Juden in Marokko mit einschliesst. "Der Dialog dauert seit langer Zeit an, und trotzdem hat er sein Ziel noch nicht erreicht", erklärte Mohammed VI. Auf dem Esplanade-Platz vor dem Hassan-Turm waren trotz strömenden Regens auch zahlreiche Migranten aus Ländern südlich der Sahara anwesend.

Notwendigkeit von Kooperation

Papst Franziskus rief alle Gläubigen zu mehr Dialog auf, um die Probleme der Welt anzugehen. "In diesem Land, einer natürlichen Brücke zwischen Afrika und Europa, möchte ich einmal mehr die Notwendigkeit von Kooperation betonen", sagte Franziskus nach seiner Ankunft in der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Es müssten neue Impulse für eine Welt mit grösserer Solidarität gegeben werden.

Der Papst besuchte am Nachmittag auch das Mausoleum von König Mohammed V. und eine Imamschule. Die Solidarität aller Gläubigen müsse gegen Fanatismus und Extremismus stehen, sagte Franziskus. Im Krieg in Syrien haben sich auch viele Marokkaner der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Erst Ende des vergangenen Jahres wurden zwei skandinavische Studentinnen in Zentralmarokko brutal ermordet. Die Behörden sahen Hinweise auf eine Terrortat.

In Marokko ist der Islam Staatsreligion. Laut Vatikan sind dort nur rund 23 000 Menschen katholisch. Die meisten von ihnen sind zugezogen, entweder aus Europa oder vor allem aus Ländern südlich der Sahara.

Im Vorfeld des Besuchs hatten die beiden katholischen Bischöfe in Marokko auf die Schwierigkeiten für die Minderheiten in dem nordafrikanischen Land hingewiesen und damit eine Diskussion entfacht. Der Papst äusserte dagegen die Hoffnung, dass Marokko weiterhin "ein Beispiel für Menschlichkeit für Migranten und Flüchtlinge", bleibe.

120 Flüchtlinge sind allein in diesem Jahr gestorben

Am Samstagabend traf Franziskus dann ohne König Mohammed VI. Flüchtlinge aus den Ländern südlich der Sahara. Die illegale Migration und den harschen Umgang mit Flüchtlingen bezeichnete der Pontifex dabei als eine "grosse und schwere Wunde". Es gehe um das Bild, "das wir als Gesellschaft abgeben wollen und um den Preis eines jeden Lebens". Allein in diesem Jahr sind bereits mehr als 120 Menschen beim Versuch gestorben, illegal über das Mittelmeer von Marokko nach Spanien zu gelangen.

Immer wieder wird von Nichtregierungsorganisationen auch der Umgang der marokkanischen Sicherheitskräfte mit Migranten angeprangert. Seit einiger Zeit werden Migranten aus Ländern der Subsahara in Bussen von der Mittelmeerküste in südliche Landesteile transportiert, um sie von den Grenzen Richtung Europa fernzuhalten.

Marokko rückte beim Thema Migration zuletzt verstärkt in den Fokus, seit Rom seinen harten Kurs fährt und die Überfahrt von Libyen nach Italien stark erschwert ist. Die Hauptroute hat sich nach Ansicht der EU-Grenzschutzagentur Frontex inzwischen ins westliche Mittelmeer verlagert. Das spanische Festland ist von Marokko aus zwischen 15 und 150 Kilometer entfernt.

Für Franziskus ist es die erste Reise nach Marokko. Vor ihm besuchte Papst Johannes Paul II. 1985 das nordafrikanische Königreich. Die Reise steht auch im Kontext seines Besuchs auf der Arabischen Halbinsel Anfang Februar. Dort hatten Papst Franziskus und der Grossimam der Al-Azhar-Universität gemeinsam ein Dokument für den interreligiösen Dialog unterzeichnet.

(dpa/fra)

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