Seit dem 21. März liegt das öffentliche Leben in Bayern grösstenteils lahm. Nun hat die Regierung beschlossen, die strengen Anti-Corona Massnahmen spürbar zu lockern. Der Exit-Fahrplan sieht deutlich mehr Freiheiten für die Bürger des Freistaates vor.
Nach wochenlangen Verboten und Beschränkungen hat auch das bayerische Kabinett eine weitreichende Lockerung seiner harten Anti-Corona-Massnahmen und eine Öffnung der Hotels beschlossen.
Die Ausgangsbeschränkungen werden aufgehoben - gewisse Kontaktbeschränkungen und ein Verbot von Menschenansammlungen im öffentlichen Raum bleiben aber bestehen.
Ab Mittwoch ist es erlaubt, eine Person ausserhalb des eigenen Hausstands und auch enge Familienangehörige zu treffen oder auch zu besuchen.
Biergärten ab 18. Mai wieder geöffnet
Ab kommendem Montag dürfen auch alle Geschäfte wieder öffnen, also auch alle grösseren. Die bisherige Beschränkung auf eine Verkaufsfläche von maximal 800 Quadratmetern entfällt.
Auch die Biergärten öffnen ab dem 18. Mai. Ministerpräsident
In weiteren Schritten sollen in Bayern dann auch weitere Bereiche der Gastronomie geöffnet werden. Ab dem 25. Mai dürfen laut dem Beschluss Restaurants öffnen. Die Gästezahl muss aber begrenzt bleiben, es gibt Vorgaben für die Desinfektion und gesonderte Tische etwa für Familien.
Lesen Sie auch: Alle Entwicklungen rund um das Coronavirus in unserem Live-Blog
Zu Pfingsten, ab dem 30. Mai, wird der Betrieb von Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätzen erlaubt. Die Wellnessbereiche oder Schwimmbäder der Unterkünfte dürfen aber nicht öffnen.
Krippen, Kindergärten und Schulen vor schrittweiser Öffnung
Auch die Hälfte aller Krippen- und Kindergartenkinder sollen bereits bis Pfingsten wieder in die Kitas dürfen. So sollen bestimmte Kinderbetreuungseinrichtungen wieder öffnen, unter anderem Waldkindergärten und Tagespflegeeinrichtungen mit bis zu fünf Kindern.
Mitte Juni sollen alle bayerischen Schüler wieder in die Schule gehen können - "wenn das Infektionsgeschehen es zulässt", sagte Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in Bayern.
Es solle geteilte Klassen und kleine Gruppen geben mit höchstens 15 Schülern. Ausserdem sollen sich Präsenzphasen mit Lernen zu Hause abwechseln, damit Klassen im Wechsel in der Schule sind. Es soll aber "soviel Schule wie möglich" geben. Ausserdem soll es eine Maskenpflicht auf den Fluren und dem Schulhof, nicht aber im Unterricht geben. An den Ferienzeiten soll sich nach Angaben Piazolos nichts ändern. "Die Ferien bleiben."
Die weitere schrittweise Öffnung der Schulen soll am 11. Mai zunächst mit den Jahrgängen weitergehen, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen, sowie mit den Viertklässlern der Grundschulen. Am 18. Mai sollen die 1. Klassen folgen, die 5. Klassen der Mittelschulen sowie die 5. und 6. Klassen der Realschulen und Gymnasien. Alle weiteren kommen dann nach den Pfingstferien.
Söder spricht von "eindeutigen" Corona-Erfolgen
Zuvor hatte bereits Sachsen-Anhalt seine Kontaktbeschränkungen gelockert, auch Niedersachsen war vorgeprescht, Mecklenburg-Vorpommern - Urlaubsland wie Bayern - hatte ebenfalls die Öffnung seiner Hotels für Ende Mai angekündigt.
"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für ein vorsichtiges Öffnen. Die Erfolge sind eindeutig", sagte Söder nach der Kabinettssitzung am Dienstag in München.
Seit dem 21. März hatte es zur Reduzierung der Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 Ausgangsbeschränkungen gegeben, diese waren zwischenzeitlich immer wieder verlängert und der Infektionslage entsprechend angepasst worden.
In Bayern sind laut Söder aktuell nur noch rund 6.400 Menschen am Coronavirus erkrankt. Alleine im Vergleich zur vergangenen Woche habe sich die Zahl der Erkrankten halbiert. Nun sei es daher entscheidend, aus der Krise herauszukommen, langsam und sicher - das bleibe das oberste Gebot. "Heute ist Zeit zum Handeln", betonte der CSU-Chef.
Bayerisches Konzept ist mit Angela Merkel abgestimmt
Das bayerische Konzept sei mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) abgestimmt. Söder betonte mit Blick auf die Konferenz von Bund und Ländern am Mittwoch, dass der bayerische "Pfad der Vernunft" auch für andere Länder eine Blaupause sein könne, die wie Bayern nicht überstürzt handeln wollten.
Nach wochenlangen coronabedingten Sperrungen und Schliessungen dürfen ab diesem Mittwoch Spielplätze in Bayern wieder freigegeben werden. Ab kommenden Montag folgen dann Zoos, botanische Gärten, Museen, Bibliotheken, Galerien, Ausstellungen und Gedenkstätten.
Damit setzt der Freistaat eine Bund-Länder-Vereinbarung aus der vergangenen Woche um. Bayern lockert zudem das strikte coronabedingte Besuchsverbot in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Ab dem Wochenende sind wieder Besuche von einer festen Kontaktperson erlaubt - unter strikten Hygiene- und Schutzmassnahmen. (dpa/thp) © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.