- Einen Tag nach der erzwungenen Landung eines Passagierflugzeuges in Belarus hat sich Roman Protassewitsch in einem Video zu Wort gemeldet und ein "Geständnis" abgelegt.
- Die EU hat unterdessen wegen der Zwangslandung strenge Sanktionen gegen Belarus verhängt. Unter anderem wird der europäische Luftraum für Airlines aus Belarus gesperrt.
Regierungskritiker Roman Protassewitsch hat in einem vom belarussischen Staatsfernsehen veröffentlichten Video die gegen ihn erhobenen Vorwürfe gestanden. "Ich werde weiter mit den Ermittlern zusammenarbeiten und gestehe, Massenproteste in der Stadt Minsk organisiert zu haben", sagte er in dem am Montag ausgestrahlten Video. "Das Personal geht mit mir völlig angemessen um und respektiert die Gesetze", sagt der an einem Tisch sitzende Protassewitsch in die Kamera.
Nach Einschätzung der Opposition ist das Video unter Druck zustande gekommen. "Roman hat nie freiwillig gesagt, was er jetzt in die Kamera gesagt hat", hiess es bei Telegram. Er sehe zudem "ziemlich gefoltert" aus. "Sein Gesicht ist geschminkt, Spuren von Schlägen sind sichtbar, seine Nase ist gebrochen."
Eine Sprecherin des belarussischen Innenministeriums teilte im Messengerdienst Telegram mit, Protassewitsch befinde sich in Untersuchungshaft im Haftzentrum Nummer eins im Zentrum von Minsk. Es gebe von Seiten der Verwaltung "keine Klagen über seinen Gesundheitszustand", fügte sie hinzu. Zuvor hatte die Mutter des 26-jährigen Protassewitsch oppositionsnahen belarussischen Medien gesagt, ihr Sohn befinde sich möglicherweise wegen Herzbeschwerden in einem Krankenhaus. "Diese Informationen sind falsch", erklärte das Ministerium.
EU sperrt Luftraum für Airlines aus Belarus
Die EU-Staaten verhängen unterdessen nach der erzwungenen Landung der Passagiermaschine in Minsk neue Sanktionen gegen die frühere Sowjetrepublik Belarus. Wie ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel am Montagabend nach Beratungen der Staats- und Regierungschefs in Brüssel mitteilte, sollen belarussische Fluggesellschaften künftig nicht mehr den Luftraum der EU nutzen dürfen und auch nicht mehr auf Flughäfen in der EU starten und landen dürfen. Zudem soll es zusätzliche gezielte Wirtschaftssanktionen und eine Ausweitung der Liste mit Personen und Unternehmen geben, gegen die Vermögenssperren und EU-Einreiseverbote gelten.
Fluggesellschaften mit Sitz in der EU werden darüber hinaus aufgefordert, den Luftraum über Belarus zu meiden. "Der Europäische Rat verurteilt nachdrücklich die erzwungene Landung eines Ryanair-Fluges am 23. Mai 2021 in Minsk (Belarus) und die Inhaftierung des Journalisten Roman Protassewitsch und von Sofia Sapega durch die belarussischen Behörden", heisst es in einer Erklärung der Staats- und Regierungschefs. Der Blogger und seine Partnerin müssten umgehend freigelassen werden. Die Internationale Zivilluftfahrt-Organisation forderte der EU-Gifpfel auf, den "beispiellosen und nicht hinnehmbaren Vorfall" dringend zu untersuchen.
Merkel fordert sofortige Freilassung Protassewitschs
Merkel kritisierte das "beispiellose Vorgehen der belarussischen Autoritäten" und sprach von einer erzwungenen Landung. "Alle anderen Erläuterungen für diese Landung des Ryanair-Flugzeuges sind vollkommen unglaubwürdig."
Behörden der Republik Belarus hatten am Sonntag ein Ryanair-Flugzeug mit mehr als 100 Passagieren auf dem Weg von Athen nach Vilnius zur Landung gebracht - angeblich wegen einer Bombendrohung. Dabei stieg auch ein Kampfjet vom Typ MiG-29 auf, wie das Militär in Minsk bestätigte. An Bord war auch der von der Führung des Landes international gesuchte Blogger Protassewitsch, der kurz nach der Zwangslandung in Minsk festgenommen wurde. (afp/dpa/fra)
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