Im Krisenstaat Sudan gehen nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children mehr als 80 Prozent der Kinder seit mehr als einem Jahr nicht mehr zur Schule.
Aufgrund eines Machtkampfs zwischen der Armee und dem Paramilitär habe sich die Zahl der Angriffe auf Schulen und Bildungseinrichtungen seit Beginn des Konfliktes im April 2023 vervierfacht, teilte die Organisation am Dienstag mit. Die meisten Schulen seien daher geschlossen. Mehr als 18 Millionen der rund 22 Millionen Kinder in dem Land am Horn Afrikas sind demnach betroffen.
Der Analyse zufolge gab es in den zwölf Monaten seit April 2023 insgesamt 88 gewaltsame Angriffe auf Bildungseinrichtungen, verglichen mit 23 Angriffen im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Save the Children berichtet von Luftangriffen, bei denen Kinder und Lehrer getötet oder verletzt wurden, Fälle sexualisierter Gewalt in Schulen sowie Folter, Tötung und Entführung von Lehrkräften und die Besetzung von Schulen durch bewaffnete Gruppen. "Der Sudan steht aktuell am Rande der weltweit grössten Bildungskrise", sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland. Bereits vor dem jetzigen Machtkampf galt der Sudan aufgrund von regelmässigen Unruhen und Umstürzen als instabiles Land.
Seit gut 13 Monaten kämpfen in dem nordostafrikanischen Land mit 44 Millionen Einwohnern die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF), angeführt Mohamed Hamdan Daglo, gegen die sudanesischen Streitkräfte, geleitet von De-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan. Die beiden Männer hatten sich einst gemeinsam an die Macht geputscht, dann aber zerstritten. Dieser Konflikt hat bereits die grösste Flüchtlingskrise weltweit ausgelöst. Mehr als acht Millionen Menschen sind nach UN-Angaben auf der Flucht. Zugleich droht der Sudan laut UN auch zur weltweit grössten Hungerkrise zu werden.
Derzeit häufen sich Kämpfe um El Fasher, die Hauptstadt der Region Nord-Darfur, in der viele Flüchtlinge Zuflucht gefunden haben. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) wirft der RSF und ihren Verbündeten ethnische Säuberungen in Darfur vor. Nach Angaben der medizinischen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) sind in den vergangenen zwei Wochen mindestens 134 Menschen in El Fasher getötet worden. Ärzte ohne Grenzen hat nach eigenen Angaben in dem Zeitraum knapp 1000 Verletzte behandelt. © dpa
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