Die Todesfahrt eines Lkw auf einem Weihnachtsmarkt in Berlin sorgt weltweit für Entsetzten. 12 Menschen fielen der Tat nach aktuellem Stand zum Opfer. Wie reagieren die Bewohner der Hauptstadt auf den mutmasslichen Terroranschlag?

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Der Morgen danach. Auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche herrscht gespenstische Stimmung. Dutzende Polizeiautos stehen rund um den Breitscheidplatz im Stadtteil Charlottenburg.

Strassen sind abgesperrt, die Blaulichter flackern durch den frühmorgendlichen Nebel, Stille liegt in der Luft. 12 Tote und rund 60 Verletzte sind nach aktuellem Stand zu beklagen, eine rund 60 Meter lange Schneise der Verwüstung zieht sich über das Marktgelände im westlichen Stadtzentrum.


Nach dem mutmasslichen Anschlag in Berlin: Werden Sie weiter Weihnachtsmärkte besuchen?
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Der noch unbekannte Täter - der zunächst am Montag verhaftete 23-Jährige soll nach Polizeiangaben doch nicht verantwortlich sein - hat den in Polen registrierten Lkw wahrscheinlich bewusst durch die Menge gesteuert. Augenzeugen berichten Schockierendes, aber auch viele nicht direkt betroffene Berliner sind besorgt.

"Ich musste sofort an Nizza denken"

Einer ist Marius, der mit seiner Familie in Neukölln rund acht Kilometer vom Ort des Geschehens entfernt lebt. "Ich war geschockt. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Ich musste sofort an Nizza denken."
In der französischen Stadt waren im Juli 86 Menschen getötet und 300 verletzt worden, als ein Attentäter am Nationalfeiertag in einem Lkw über die Strandpromenade raste. In der Stadt selbst sei am Tag danach bis auf die Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden wenig von der Tat zu spüren gewesen. "Ein grauer Wintertag, an dem das Wetter ganz gut zur Stimmung passt", sagte der Berliner, der den betroffenen Markt aufgrund der Distanz zu seinem Viertel noch nie besucht hat.


"Alles wie immer", stellte auch der gebürtige Erfurter Fabian Köhler fest. Der 33-Jährige arbeitet in Berlin als Journalist und Blogger. Nach dem tödlichen Amoklauf eines Schülers 2002 in seiner Heimatstadt, sei eine bedrückende Stimmung zu spüren gewesen. In Berlin gehe dagegen alles weiter wie zuvor, schildert Köhler nach einem Café-Besuch seine Eindrücke.

Wie erklärt er sich das? Die Millionenmetropole sei einerseits so riesig, dass sich "die Leute gar nicht mit der Lage in der gesamten Stadt identifizieren." Viele Berliner bewegen sich vor allem im eigenen Kiez, der Rest ist gefühlt ganz weit weg.

Auch dass die Bevölkerung in den letzten Jahren so oft mit Terroranschlägen konfrontiert wurde, könnte eine Rolle spielen. "Der eigentliche Schock wurde schon vorweg genommen", sagt der Thüringer, der ohnehin keine Weihnachtsmärkte besucht.

Geringe Gefahr, Terroropfer zu werden

Auch die Berlinerin Isabell nutzt den Breitscheidplatz am Kurfürstendamm allenfalls als Durchgangsstation. Sie zeigte sich von der Tat ebenfalls wenig überrascht, nachdem die deutschen Behörden in den vergangenen Monaten immer wieder auf die Terrorgefahr hingewiesen hatten.


"Man hat ja irgendwie damit gerechnet", sagt die Wahlberlinerin, die bis spät am Montagabend mit ihren WG-Mitbewohnern zusammen sass. Gemeinsam verfolgten sie die Nachrichten, die Twitter-Meldungen der Berliner Polizei, beantworteten Mails von besorgten Freunden und diskutierten über das Geschehene.

Werden die Hauptstadtbewohner Grossveranstaltungen künftig meiden? "Es ist schon eine latente Sorge vorhanden", sagt Marius. "Aber ich möchte so etwas ausdrücklich nicht vermeiden. Man muss sich immer wieder vor Augen halten: Die Wahrscheinlichkeit, einem Anschlag zu Opfer zu fallen, ist immer noch sehr gering."

Die diffuse Angst müsse überwunden werden. "Ich möchte mich von dieser Panikmache, die bisweilen stattfindet, gar nicht treiben lassen", betont der Familienvater.

Fabian Köhler sieht es ähnlich. Er ist sich der latenten Terrorgefahr bewusst, die sich "jetzt vielleicht noch mal manifestiert hat. Aber die gefühlte Bedrohung für mich ist trotzdem nicht grösser geworden."
Die Berliner wollen sich nicht verrückt machen lassen. Das Leben in der Hauptstadt wird - zumindest für die nicht direkt Betroffenen - so weiter gehen wie bisher.



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