Zum zweiten Mal ist in Myanmar eine Zwangsversteigerung des Hauses der inhaftierten Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gescheitert. Es habe sich erneut kein Käufer für das Anwesen gefunden, bestätigte ein Augenzeuge, der anonym bleiben wollte, der Deutschen Presse-Agentur. "Vor dem Haus standen einige Anwälte und Journalisten, aber keiner kam, um das Haus zu kaufen", berichtete er. In dem Haus hatte Suu Kyi unter einer früheren Militärregierung insgesamt 15 Jahre im Hausarrest verbracht.
Beobachtern zufolge hat die 79-jährige frühere Freiheitsikone im Land noch immer viele Anhänger. Das Desinteresse am Kauf erklären einige mit Angst vor Angriffen auf den zukünftigen Besitzer.
Bereits bei einem ersten Versteigerungsversuch im März hatte sich kein Bieter gefunden. Ein von der regierenden Militärjunta kontrolliertes Gericht habe das Mindestgebot zwar von umgerechnet etwa 315 Milliarden Kyat (88 Millionen Euro) auf 300 Milliarden Kyat (knapp 84 Millionen Euro) gesenkt, berichteten lokale Medien. "Aber auch das hat nicht funktioniert, um einen Käufer zu finden", sagte eine dem Gerichtsverfahren nahestehende Quelle.
Familienstreit um das Anwesen
Das oberste Gericht des Landes hatte die Villa am Inya-See in der grössten Stadt Yangon (früher Rangun) 2022 zum Verkauf freigegeben. Der ältere Bruder der Ex-Regierungschefin, Aung San Oo, hatte gefordert, seine Hälfte des Anwesens veräussern zu dürfen.
Um das berühmte Haus hatten die Geschwister jahrelang vor Gericht gestritten. Suu Kyi wollte es einer Stiftung vermachen, die den Namen ihrer Mutter trägt. Ihr Bruder - der schon lange in den USA lebt - forderte dagegen seine Hälfte des Vermögens für sich. In einem früheren Verfahren - als sie noch Regierungschefin war - hatte Aung San Suu Kyi Recht bekommen.
Villa war Geschenk an die Mutter
Jedoch sitzt sie seit Juni 2022 im Gefängnis. Zuvor war sie im Hausarrest, seit das Militär im Februar 2021 geputscht hatte. Wegen angeblicher Vergehen wurde sie auf Druck der Junta zu langjähriger Haft verurteilt.
Die Mutter hatte die Villa nach der Ermordung des Vaters, General Aung San, 1947 von Birmas damaliger Regierung erhalten. Sie lebte dort bis zu ihrem Tod 1988.
Suu Kyi war nach der Entlassung aus dem Hausarrest 2016 Regierungschefin geworden. Bei der Wahl 2020 sicherte sie sich eine zweite Amtszeit. Das Militär sprach von Betrug und putschte erneut. Seither versinkt das frühere Birma in Chaos und Gewalt. © dpa
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