Angesichts rechtspopulistischer und rechtsextremer Inhalte auf der Videoplattform Tiktok ruft die Bildungsstätte Anne Frank die demokratischen Parteien zum Handeln auf.
Extrem rechtes Gedankengut werde dort als cool präsentiert, sagte die Direktorin der Bildungsstätte, Deborah Schnabel, am Dienstag in Frankfurt. Es werde ein Wir-gegen-die-Gefühl vermittelt und mit der Grenze zu Verbotenem gespielt, was gerade bei Jugendlichen verfangen könne. Accounts der AfD oder aus dem Umfeld der Partei machten dabei immer wieder mit.
Eva Berendsen von der Bildungsstätte forderte die anderen Parteien auf, ihre Aktivitäten auf der Plattform zu verstärken. Denn deren schwacher Auftritt bei Tiktok vermittele den falschen Eindruck, massgeblich die AfD kümmere sich um die Belange und Befürchtungen junger Menschen. Soziale Plattformen spielten bei deren Meinungsbildung eine zentrale Rolle. Die Masse an rechtsextremen Inhalten sei überwältigend. "Das können wir so nicht stehen lassen", sagte Berendsen.
Erklärvideos und Bildungsinhalte auf Tiktok zu stellen, reiche nicht aus, sagte Schnabel: "Jugendliche wollen auch in ihren ästhetischen Haltungen respektiert und auf emotionaler Ebene angesprochen werden." Hier müsse in der politischen Kommunikation umgedacht werden. Dabei dränge die Zeit, da sich die Trends und Plattformen rasch weiterentwickelten und sich dies mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz weiter beschleunige.
Medienkompetenz und politische Bildungsarbeit müssten in den Schulen einen höheren Stellenwert einnehmen, forderte Schnabel. Die Plattformen, Tiktok und andere, müssten zu einem wirksamen Vorgehen gegen rechte Inhalte verpflichtet werden. So habe die Bildungsstätte im Fall eines aus Emojis gebildeten Hakenkreuzes bei Tiktok vergeblich die Löschung beantragt.
Ein am Dienstag vorgestellter Report der Bildungsstätte führt zahlreiche Beispiele für das Vorgehen rechter Akteure auf Tiktok auf. Beispielsweise wird der Hausfrauen-Trend #Tradwife, bei dem etwa Frauen in 1950er-Outfits bei traditionellen Haushaltstätigkeiten gezeigt werden, genutzt, um rechte Inhalte auszuspielen - so werden Fotos mit verbotenen SS-Liedern untermalt. © dpa
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