- Boris Johnson gerät immer weiter unter Druck.
- Nun leitet die Londoner Polizei Ermittlungen ein.
- Es geht um mutmasslich illegale Partys in Johnsons Amtssitz.
Die Londoner Polizei hat offizielle Ermittlungen wegen Partys am britischen Regierungssitz während des Corona-Lockdowns eingeleitet.
"Ich kann bestätigen, dass die Metropolitan Police zu einer Reihe von Veranstaltungen im Zusammenhang mit potenziellen Verstössen gegen die Corona-Auflagen ermittelt (...)", sagte Scotland-Yard-Chefin Cressida Dick am Dienstag in einem Ausschuss des Londoner Stadtrats.
Downing-Street-Partys: Boris Johnson sagt Kooperation bei Ermittlungen zu
Der britische Premierminister steht seit Wochen wegen Berichten über mutmasslich illegale Partys in seinem Amtssitz massiv unter Druck. Kürzlich hatte er im Parlament den Besuch einer Gartenparty am 20. Mai 2020 eingestanden und um Entschuldigung gebeten. Damals waren wegen der Pandemie selbst Treffen von mehr als zwei Menschen im Freien verboten.
Laufend gibt es neue Enthüllungen über Feiern. Erst am Montag berichtete der Sender ITV von einer Geburtstagsparty für Johnson mit bis zu 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Ergebnis von interner Untersuchung wird in dieser Woche erwartet
Für Johnson wird die Lage immer prekärer. Noch in dieser Woche werden die Ergebnisse einer internen Untersuchung der Spitzenbeamtin Sue Gray zu den mutmasslich illegalen Partys erwartet. Vom Ausgang dieser Untersuchung könnte Johnsons politisches Schicksal abhängen.
Eine Handvoll Tory-Abgeordneter hat sich wegen der Berichte bereits offen für ein Misstrauensvotum gegen den Regierungschef ausgesprochen. Johnson und seine Regierung wiesen Rücktrittsforderungen bislang zurück.
Mit einem freiwilligen Abgang Johnsons wird ohnehin kaum gerechnet. Gefährlich werden könnte ihm aber der wachsende Unmut in der eigenen Partei. Der Chef der konservativen Tory-Partei sieht sich dabei einer unübersichtlichen Koalition aus verschiedenen Lagern gegenüber. Sollten sich 54 Mitglieder seiner Fraktion im Unterhaus schriftlich für einen Wechsel aussprechen, käme es zum Misstrauensvotum.
Favorit als Nachfolger gibt es bisher noch nicht
Ein letzter Trumpf Johnsons könnte sein, dass es bislang keinen klaren Favoriten als Nachfolger gibt. Aussenministerin Liz Truss gilt zwar als Liebling der Brexit-Anhänger, hat jedoch in der Bevölkerung nicht den besten Ruf. Schatzkanzler Rishi Sunak konnte während der Pandemie mit dem grosszügigen Furlough-Programm, der britischen Kurzarbeit, punkten.
Als Schwiegersohn eines indischen Milliardärs gilt er aber als wenig geeignet, um die von Johnson erfolgreich umworbene Arbeiterschaft im Norden Englands zu begeistern. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Jeremy Hunt, ist allenfalls ein Aussenseiter.
Arbeitstreffen oder private Gartenparty?
Bereits in der vergangenen Woche sah es brenzlig für den Premier aus. Er hatte zugegeben, bei einer Gartenparty im Mai 2020 in seinem Amtssitz dabei gewesen zu sein, behauptete aber, sie für ein Arbeitstreffen gehalten zu haben.
Dabei hatte sein Privatsekretär in einer E-Mail mit dem Hinweis "bringt euren eigenen Alkohol mit" dazu eingeladen. Die E-Mail will Johnson aber genauso wenig wahrgenommen haben wie Warnungen im Vorfeld, es handele sich um einen Regelbruch. (dpa/afp/ank)
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