Die Afroamerikanerin Breonna Taylor wurde von Polizisten versehentlich in ihrer eigenen Wohnung erschossen. Der Fall löst weltweit Proteste aus - nun wird der Familie des Opfers eine hohe Geldsumme zugesprochen. Die schuldigen Polizisten wurden jedoch noch nicht belangt.
Sechs Monate nach der Tötung der Afroamerikanerin Breonna Taylor bei einem Polizeieinsatz hat die Stadt Louisville einen zivilen Rechtsstreit mit einer hohen Abfindung und einem Versprechen von Polizeireformen beigelegt. Taylors Familie werde 12 Millionen US-Dollar (10 Millionen Euro) erhalten, erklärte Bürgermeister Greg Fischer am Dienstag vor Journalisten.
Das strafrechtliche Verfahren mit der Entscheidung über eine mögliche Anklage gegen die für Taylors Tod verantwortlichen Polizisten stehe noch aus, sagte Fischer. "Die Wahrheit muss ans Licht kommen", forderte er. Dies sei "nur der Anfang, um Gerechtigkeit für Breonna zu bekommen", betonte ihre Mutter Tamika Palmer.
Die Polizei hatte aufgrund eines Durchsuchungsbefehls am 13. März offenbar ohne Vorwarnung die Tür zur Wohnung der 26 Jahre alten Notfallsanitäterin aufgebrochen. Danach kam es zu einem Schusswechsel zwischen Taylors Partner und der Polizei. Taylor wurde Medienberichten zufolge von acht Kugeln getroffen.
Als Teil der Einigung mit Taylors Familie kündigte der Bürgermeister der Stadt im Bundesstaat Kentucky verbindliche Polizeireformen an. Künftig soll unter anderem jeder Gewalteinsatz von Polizisten genau verfolgt und gegebenenfalls von einer neu geschafften Kontrollbehörde untersucht werden. Zudem sollen Polizisten mit Hilfe eines neuen Programms bei Einsätzen auch von Sozialarbeitern begleitet werden können. Fischer versprach zudem eine strengere Kontrolle von Dursuchungsbefehlen und mehr Transparenz bei Polizeieinsätzen. Gute Polizeibeamte schätzten grössere Offenheit, erklärte Fischer.
Reformen nur ein Anfang
Eine Anwältin der Familie, Lonita Baker, betonte, es sei stets um mehr als nur eine Ausgleichszahlung gegangen. Die Polizeireformen seien ein Anfangspunkt, um den strukturellen Rassismus in der Stadt zu bekämpfen. Ein weiterer Anwalt, Ben Crump, erklärte, die Zahlung an die Familie sei die bislang grösste Vergleichszahlung in den USA für einen von der Polizei ausgelösten Tod einer Schwarzen.
Crump forderte, die verantwortlichen Beamten müssten "sofort" verhaftet und angeklagt werden. Der Anwalt vertritt auch die Familie des Afroamerikaners George Floyd, der Ende Mai im Bundesstaat Minnesota von Polizisten getötet worden war. Die brutale und auf Videos festgehaltene Tötung Floyds hatte zu landesweiten Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt geführt. Erst die Entrüstung nach Floyds Tod hatte auch Taylors Fall landesweit bekannt gemacht. Seither fordern viele Politiker und Prominente, darunter unter anderem Pop-Superstar Beyoncé und die Moderatorin Oprah Winfrey, Anklagen in Breonna Taylors Fall. (mss/dpa)
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