Ein geleaktes Regierungsdokument zeigt, auf welches Chaos Grossbritannien zurast: Demnach gilt es als wahrscheinlich, dass im Falle eines No-Deal-Brexits Lebensmittel, Medikamente und Benzin knapp werden. Ein Appell von Unterhaus-Abgeordneten unterstreicht die Brisanz der Lage.

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Sollte Grossbritannien ohne Abkommen aus der Europäischen Union austreten, rechnet die britische Regierung einem Medienbericht zufolge mit einem Mangel an Lebensmitteln, Medikamenten und Benzin. Darüber hinaus werde von einem mehrmonatigen Zusammenbruch in den Häfen, einer harten Grenze zu Irland und steigenden Sozialkosten ausgegangen.

Die "Sunday Times" beruft sich auf geleakte Regierungsdokumente. Das Dossier, das sich mit den wahrscheinlichsten Auswirkungen eines No-Deal-Brexits beschäftige, wurde den Angaben zufolge vom Cabinet Office zusammengestellt. Das Büro soll den Premierminister und die Minister in ihrer Arbeit unterstützen.

Keine übertriebene Schwarzmalerei

Laut "Sunday Times" listet das Dokument keine Worst-Case-Szenarien auf, sondern die wahrscheinlichen Auswirkungen eines ungeregelten EU-Austritts. Neben den Versorgungsengpässen wird demnach auch mit steigenden Preisen gerechnet.

Dass es zu einem harten Brexit kommt, wird indes immer wahrscheinlicher. Der britische Premierminister Boris Johnson will das Land zum Ablauf der Brexit-Frist Ende Oktober aus der Staatengemeinschaft führen, "komme, was wolle".

Johnson trifft Merkel und Macron

Laut Nachrichtenagentur PA wird Johnson am Mittwoch in Berlin mit Kanzlerin Angela Merkel und am Donnerstag mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zusammentreffen. Es werde erwartet, dass er klar machen werde, dass es einen neuen Brexit-Deal geben müsse und das Parlament das Ergebnis des Referendums nicht aufheben werde.

Die EU lehnt Neu- oder Nachverhandlungen jedoch strikt ab. Die Gefahr eines No-Deal-Brexits ist deshalb gross - der befürchteten grossen Nachteile für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Ärmelkanals zum Trotz.

Abgeordnete schlagen Alarm

Die Brisanz der Lage zeigt sich auch in einem Appell von mehr als hundert Abgeordneten des Unterhauses. Sie haben Boris Johnson am Sonntag aufgefordert, das Parlament sofort für Beratungen über den Brexit aus der Sommerpause zurückzurufen. "Unser Land steht am Rand einer Wirtschaftskrise, da wir auf einen Brexit ohne Abkommen zurasen", heisst es in einem Brief. "Wir stehen vor einem nationalen Notstand und das Parlament muss jetzt zurückgerufen werden."

Das britische Parlament kommt eigentlich erst am 3. September aus der Sommerpause zurück. Danach wird es noch einmal eine Sitzungspause geben: In der Parlamentspause im September halten die britischen Parteien traditionell ihre Jahresparteitage ab.

Die Abgeordneten fordern nun, das Parlament sofort wieder einzubestellen und bis zum Austrittsdatum am 31. Oktober keine Sitzungspause mehr einzulegen. (dpa/afp/mcf)

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