Nach langem Leugnen hat eine konservative Abgeordnete im britischen Oberhaus eingeräumt, dass sie von umstrittenen Regierungsaufträgen für Corona-Schutzkleidung finanziell profitiert. Sie sei eine Nutzniesserin des Vertrags zwischen der Regierung und der Firma Medpro, der Finanzkonstrukten ihres Ehemannes rund 60 Millionen Pfund (69,8 Mio Euro) Gewinn eingebracht hat, sagte Michelle Mone in einem am Sonntag ausgestrahlten BBC-Interview.
Es sei falsch gewesen, wiederholt das Gegenteil zu behaupten. Zugleich sagte Mone, sie und ihr Ehemann würden zu Sündenböcken der chaotischen Ausschreibungspolitik zu Beginn der Pandemie gemacht.
Medpro hatte einen Regierungsvertrag im Wert von 200 Millionen Pfund über die Lieferung von Schutzausrüstung erhalten, nachdem Mone das Unternehmen bei damaligen Kabinettsmitgliedern empfohlen hatte. Millionen Kittel, die das Unternehmen lieferte, wurden nie genutzt. Gegen Medpro läuft eine Klage der britischen Regierung wegen Vertragsbruchs. Die National Crime Agency ermittelt. Mone und ihr Ehemann betonen, sie hätten sich stets an Verträge gehalten.
Die Unternehmerin war 2015 vom damaligen Premierminister und heutigen Aussenminister David Cameron auf Lebenszeit ins Oberhaus berufen worden. Ihr Mandat im House of Lords legte die heute 52-Jährige nach Aufkommen der Vorwürfe vorübergehend nieder.
Zu Beginn der Pandemie hatte die konservative Regierung zahlreiche hoch dotierte Verträge über Masken und Schutzausrüstung ohne Ausschreibung vergeben. Kritiker werfen ihr vor, mit dem Vorgehen Freunde, Verwandte und grosszügige Spender der Konservativen Partei begünstigt zu haben. Später hatte ein Gericht festgestellt, dass Unternehmen zu Unrecht bevorzugt worden waren. © dpa
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