Früher konnte er keiner Fliege etwas zuleide tun, jetzt tötet er Unschuldige für den sogenannten "Islamischen Staat" (IS): Der in Belgien geborene Marokkaner Hicham Chaib ist einer der vielen IS-Henker, die unzählige Menschen auf dem Gewissen haben. In einem Interview hat sich nun dessen Bruder, Mohammed Amin Chaib, darüber geäussert, welches Leid Hicham über die Familie bringt.
Er war ein glücklicher Junge, der stets für seinen jüngeren Bruder da war, wenn dieser in Probleme geriet. Er wurde von Eltern erzogen, die einen friedfertigen muslimischen Glauben vorlebten. Und dennoch wurde Hicham Chaib zu einem barbarischen Mörder, der Unschuldige aufgrund einer kruden Auslegung des Islams hinrichtet.
Vor wenigen Tagen ist erneut ein Video des IS-Henkers aufgetaucht. In diesem preist er die Terroranschläge von Brüssel an, bei denen mehr als 30 Menschen getötet und über 300 Menschen verletzt wurden. Er kündigt an, dass es weitere Anschläge geben wird. Dann schiesst er einem unbekannten Gefangenen in den Hinterkopf.
Hicham Chaib entehrte die Familie mit seinen Taten
Wie wurde aus Hicham Chaib solch ein skrupelloser Mörder? Der Nachrichtensender "CNN" ist dieser Frage auf den Grund gegangen und hat dessen Bruder, den 22-jährigen Mohammed Amin, im belgischen Antwerpen interviewt.
Hicham habe die Familie, die sich trotz ihrer marokkanischen Herkunft als Belgier sehen, mit seinen Taten entehrt, sagt Mohammed Amin. Hicham sei nicht mehr die Person, mit der er aufgewachsen sei.
Hicham Chaib erlebte normale Kindheit
"Er war jemand, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte und immer lachend durchs Leben gelaufen ist", berichtet Mohammed Amin weiter. Die Familie könne immer noch nicht glauben, was aus Hicham geworden ist.
Hicham sei in einem kleinen, ruhigen Vorort von Antwerpen aufgewachsen, berichtet Mohammed Amin. Sein Bruder habe eine normale Kindheit erlebt - bis ihn radikale Personen mit einer "verdrehten" Auslegung des Islams angelockt hätten. Ein Islam, den sie auf ihre eigene Weise interpretieren - und der im Gegensatz zum friedfertigen Islam stehe, den die Familie vorgelebt habe.
Seit 2013 hat Mohammed Amin seinen Bruder nicht mehr gesehen. Damals ging Hicham nach Syrien. Danach war er in zahlreichen IS-Propaganda-Videos zu sehen, in denen er als Henker Menschen auf fürchterliche Weise tötet.
Die Familie distanziert sich von diesen schrecklichen Taten. "Wir verabscheuen jede Form des Terrors und Gewalt überall auf der Welt. Diese Taten stehen im Gegensatz zur Lehre des Islams", sagen sie im CNN-Gespräch.
Mohammed Amin wendet sich direkt an seinen Bruder
Die Gründe für die Radikalisierung Hachims können sie nicht nachvollziehen. "Die schockierende Wahrheit ist, dass wir unseren Sohn und Bruder nicht wiedererkennen", sagen sie.
Am Ende des Interviews guckt Mohammed Amin direkt in die Kamera und sendet Worte an seinen Bruder: "Hisham, denk ernsthaft nach, du hast eine Familie hier. Deine Mutter denkt jede Nacht an dich und weint ständig wegen dir. Dein Vater ist alt, er wird dich immer lieben. Denk an die Konsequenzen für deine Familie - sie sind gewaltig."
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.