Durch den Putsch im Niger ist der Bürgerkrieg im Sudan aus dem Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Der Kampf zweier rivalisierender Armeeführer fordert dort tausende Tote. Eine Hilfsorganisation warnt vor Seuchen durch die Leichen in den Strassen der Hauptstadt Khartum.

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Wegen der seit Monaten andauernden Kämpfe zwischen der Armee und Milizen im Sudan liegen nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children tausende verwesende Leichen in den Strassen der Hauptstadt Khartum.

Die Leichenhallen seien voll und hätten mit Stromausfällen zu kämpfen, erklärte die Organisation am Dienstag. Die mangelnde Möglichkeit, den Verstorbenen ein würdevolles Begräbnis zu bereiten, "erhöht das Leiden der Familien", beklagte der Gesundheitsdirektor von Save the Children, Bashir Kamal Eldin Hamid.

Im Sudan liefern sich die Armee von Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo seit Mitte April einen blutigen Machtkampf. Mindestens 3.900 Todesopfer wurden nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Acled seit Beginn der Kämpfe gezählt, die tatsächliche Opferzahl dürfte aber weit grösser sein.

71 von 89 Krankenhäusern ausser Betrieb

Seit dem Ausbruch der Kämpfe sind nach UN-Angaben bis Anfang August bereits drei Millionen Menschen im Land vertrieben worden. Zusätzlich sind demnach inzwischen 880.000 Menschen über die Grenzen in Nachbarländer geflohen.

Da die Leichen in Khartum nicht entfernt oder gekühlt werden können, erhöht sich die Seuchengefahr für die Einwohner der Hauptstadt. Von den 89 Krankenhäusern Khartums sind 71 nicht mehr in Betrieb. Ein Mitarbeiter von Save the Children im Sudan schlägt Alarm: "Das Gesundheitssystem im Sudan hängt am seidenen Faden: Krankenhäuser schliessen, weil keine Ärzte mehr da sind, es gibt zu wenig Medizin, Vorräte wurden geplündert, und in den wenigen noch offenen Krankenhäusern ist das Personal völlig überlastet."

Laut Vereinten Nationen kam es seit Beginn des Konflikts zu mindestens 53 Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen im Sudan.

Kämpfe verstärken sich wieder

In den vergangenen Wochen haben sich die Kämpfe in Khartum noch einmal verstärkt. Bei schweren Gefechten in Sudans Hauptstadtregion zwischen der sudanesischen Armee und der rivalisierenden RSF-Miliz sind mindestens 20 Zivilisten getötet worden.

Zudem seien bei den Angriffen in der Stadt Omdurman, die an die Hauptstadt Khartum angrenzt, eine grosse Zahl an Menschen verletzt worden, teilte das sudanesische Gesundheitsministerium am Dienstag mit. In dem nahe liegenden Krankenhaus fehle es an wichtigem medizinischen Material wie Blutkonserven.

In dem nordostafrikanischen Land kämpft die Armee unter De-Facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan seit Mitte April gegen die paramilitärische Miliz RSF des ehemaligen Vizemachthabers Mohammed Hamdan Daglo. Die Generäle hatten sich gemeinsam an die Macht geputscht, dann aber zerstritten. Die Kämpfe konzentrieren sich insbesondere auf Khartum und die angrenzenden Städte sowie die Region Darfur im Westen des Landes. Die Konfliktparteien kämpfen dabei oft in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten. (afp/dpa/lko)

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