Nach fast neun Jahren im Amt ist Angela Merkel beliebter denn je. Im Inland wie im Ausland. Trotzdem soll sie sich bereits Gedanken über das Ende ihrer Kanzlerschaft machen. Manche sprechen gar von einem Rücktritt. Was aber steckt hinter der Erfolgsgeschichte der Bundeskanzlerin?

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Erst nannte man sie "Kohls Mädchen", ganz so, als ob sie ihre Politikerkarriere nur der Unterstützung des Altkanzlers zu verdanken hätte. Mittlerweile gilt Angela Merkel (CDU), die an diesem Donnerstag ihren 60. Geburtstag feiert, als "Mutti" der Nation. Doch, wie auch immer man zu Merkel steht, auch diese Verniedlichung ihrer Person kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die erste deutsche Bundeskanzlerin vor allem eines ist: Eine der mächtigsten Frauen der Welt.

Ihr Aufstieg zur Macht begann 1999 mit der Spendenaffäre um Helmut Kohl. In einem öffentlichen Brief an die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" distanzierte sich die damalige Generalsekretärin publikumswirksam von ihrem politischen Ziehvater. Obwohl daraufhin nicht wenige in der CDU von "Vatermord" sprachen, gelang es Merkel nur sechs Jahre später, Kanzlerin zu werden. Seitdem hat sich noch zweimal gegen ihre politischen Widersacher durchgesetzt.

Freiwilliger Rücktritt?

Jetzt soll Merkel nach fast neun Jahren im Amt noch in dieser Legislaturperiode das Handtuch schmeissen wollen. Zumindest spekuliert das Magazin "Der Spiegel" in diese Richtung und beruft sich dabei auf Merkels Umfeld, das von einem Rücktrittswunsch wissen will. "Das reizt sie wirklich sehr", lässt sich ein Kabinetts-Mitglied zitieren. Demnach wolle Merkel lieber freiwillig aus dem Amt scheiden, als sich parteiintern ablösen zu lassen oder eine Wahlniederlage einzustecken.

"Es gibt keinerlei Anlass, keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass es eine solche Entwicklung gibt", erklärte dagegen Vize-Regierungssprecherin Christiane Wirtz am Montag in Berlin. Merkel selbst hatte dem ZDF bereits am Wochenende gesagt: "Es gibt den Wunsch, diese Legislaturperiode als Bundeskanzlerin ordentlich zu arbeiten, und dann sehen wir weiter". Das gelte "selbstverständlich" für die ganze Wahlperiode, ergänzte Merkel anschliessend.

Ruf einer Krisenmanagerin

Warum auch nicht? Merkel wirkt nicht amtsmüde. Im Gegenteil. Die britische Wochenzeitschrift "The Economist" nannte Merkel kürzlich sogar die "fähigste Politikerin Europas". Sie müsse nur "viel kühner sein in Sachen Reform, um als eine historische Kanzlerin angesehen zu werden". Auch bei den Wählern kommt die studierte Physikerin immer noch gut an. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa hätten im Februar 53 Prozent der Befragten bei einer Direktwahl für sie gestimmt.

Forsa-Leiter Manfred Güllner begründete Merkels Popularität im Deutschlandfunk mit ihrem präsidialen Führungsstil. "Sie hat sich über die Parteien erhoben und damit den Wunsch vieler Bürger nach Konsens in der Politik bedient." Anstatt sich in Parteiengezänk hineinziehen zu lassen, gebe Merkel den Wählern das Gefühl, dass sie sich kümmert. "Sie hat das, als der erste Rettungsschirm für die Banken gespannt wurde, wunderbar formuliert: Wir tun das nicht für die Banken, wir tun das für die Menschen", sagte Güllner. Egal zu welcher Krise, Merkel vermittle den Eindruck, dass Deutschland ein Hort von Stabilität und Sicherheit sei.

Auch ohne Visionen erfolgreich

Merkel kann sich sozial geben und dank der Grossen Koalition auch SPD-Positionen vertreten: "Ja" zum Mindestlohn oder zur Rente ab 63 – Vorhaben also, denen sie sich vor nicht allzu langer Zeit noch verweigert hat. Beim Wahlvolk wird sie kaum mehr als das wahrgenommen, was sie ist: die Vorsitzende der CDU. "Merkel regiert mit der Macht der Mitte", schrieb die "Neue Zürcher Zeitung" über Merkels Führungsstil. Doch was bei den einen pragmatisch daherkommt, gilt den anderen als opportunistisch. Statt Inhalte vorzugeben, richte Merkel ihre Politik nach der Mehrheitsmeinung aus, sagen Kritiker. "The Economist" bringt es auf die Formel: "Merkel is the message" – Merkel ist die Botschaft. Und das reicht offenbar.

Sachlich, zurückhaltend, undurchschaubar. Mit dem Charisma einer Schachspielerin hat sich Merkel von der Aussenseiterposition – jung, weiblich, ostdeutsch – mit der Zeit ins Machtzentrum manövriert. Dass seitdem nicht wenige Männer aus der Union zu Fall kamen, zeugt von Merkels nicht zu unterschätzendem Kalkül und von einem ausgeprägten Willen zur Macht. Auch deshalb ist ein freiwilliger Rücktritt unwahrscheinlich. Merkels Vertrauter, der Vizepräsident des Bundestags, Peter Hitze (CDU), hält es laut der "Westdeutschen Allgemeinen" sogar für möglich, "dass sie die Amtszeit von Kohl übertrifft". Zumindest wenn die Wähler mitmachen.

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