Im Rahmen ihrer Sommer-Pressekonferenz skizzierte Angela Merkel die akutesten Themen, die im Herbst auf sie und die grosse Koalition warten. Die Journalisten interessierten sich vor allem aber auch für den Gesundheitszustand der Bundeskanzlerin und ihren bevorstehenden Abschied aus der Politik.
Die Gesundheit
Angela Merkel: "Habe ein hohes Interesse an meiner Gesundheit"
Es gehe ihr gut, sagte die Kanzlerin und betonte: "Als Mensch habe ich auch persönlich ein hohes Interesse an meiner Gesundheit."
2021 werde sie aus der Politik aussteigen. "Aber dann hoffe ich, dass es noch ein weiteres Leben gibt. Und das würde ich dann auch gerne gesund weiterführen."
Bis dahin ist die 65-Jährige, die seit 2005 regiert, zuversichtlich, dass die grosse Koalition trotz interner Differenzen und des Umbruchs bei der SPD Bestand hat.
Mit den drei Interims-Parteichefs der SPD und Vizekanzler
Die SPD will im Dezember eine Halbzeitbilanz ziehen und entscheiden, ob sie in der Grossen Koalition bleibt.
Angela Merkel glaubt an die Grosse Koalition
Die vergangenen Wochen hätten die Handlungsfähigkeit der Grossen Koalition gezeigt, betonte Merkel. "Es liegen noch viele Aufgaben vor uns. Deshalb wird der Herbst auch sehr arbeitsreich sein."
Für den Frühherbst kündigte sie einen Gesetzentwurf zum Abbau des Solidaritätszuschlags für 90 Prozent der Zahler an.
Mit den Ländern werde man im Herbst ausserdem über das Thema gleichwertige Lebensverhältnisse in Deutschland diskutieren.
Merkel erwähnte zudem das Streitthema Grundrente und stellte weitere Massnahmen beim Thema Wohnraum in Aussicht.
Breiten Raum nahm in Merkels Pressekonferenz die Klimapolitik ein. Nach den Beratungen des Klimakabinetts am Donnerstagabend kündigte Merkel für den 20. September eine Entscheidung über ein Massnahmenpaket an.
Angela Merkel spricht sich für CO2-Preis aus
Die Kanzlerin hält einen CO2-Preis für den effizientesten Weg, damit Deutschland seine Klimaziele bis zum Jahr 2030 erreichen kann. Im Gegenzug müsse aber die soziale Ausgewogenheit beachtet werden.
Es gehe darum, wie die Klimaziele volkswirtschaftlich am effizientesten erreichbar seien und wie die Gesellschaft einbezogen werden könne.
Das Klimakabinett verhandelt derzeit über ein umfassendes Paket, um den Ausstoss von Treibhausgasen in Deutschland schneller zu senken. Es geht dabei um Förderprogramme, neue Vorgaben und einen CO2-Preis, der den Ausstoss von CO2 im Verkehr und beim Heizen verteuern soll.
"Wir müssen die Menschen mitnehmen"
Grundsätzlich liegen zwei Modelle auf dem Tisch: Eine Verteuerung von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas über einen Steueraufschlag oder über einen Handel mit Zertifikaten. Als denkbar gilt auch eine Mischung der beiden Modelle.
"Wir müssen die Menschen mitnehmen", betonte Merkel. Es gehe um eine "sehr umfassende Veränderung" der Vorgehensweise Deutschlands beim Klimaschutz, das müsse "nach allen Seiten abgeklopft werden".
Es sei falsch, dass CO2-Bepreisung und Innovationen oft gegeneinander gestellt würden. "Das Gegenteil ist der Fall", sagte die Kanzlerin: Ein Preis für den CO2-Ausstoss reize Innovationen an.
Zeitgleich zu Merkels Pressekonferenz fand in Berlin eine weitere Klimakundgebung der Bewegung Fridays for Future statt, an der auch wieder die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg teilnahm.
"Sie haben uns sicherlich zur Beschleunigung getrieben", räumte Merkel ein. Die Schüler hätten die Politik dazu gebracht, entschlossener an die Sache heranzugehen.
Die Kanzlerin räumte ein, dass sich die Konjunktur eintrübe. Sie sprach von einer "etwas schwierigeren Phase mit geringerem Wachstum". Dennoch will Merkel an einem ausgeglichenen Haushalt ohne neue Schulden festhalten.
Merkel: Wahl von der Leyens ist gut für Europa
Die CDU-Politikerin verwies auf die alternde Bevölkerung. Sie halte es für wichtig, die immer weniger jungen Menschen nicht mit immer weiter wachsenden Schulden in die Zukunft zu schicken.
Merkel nannte ferner die Wahl von Ursula von der Leyen zur EU-Kommissionspräsidentin eine gute Nachricht für Europa. Die EU habe keine Zeit zu verlieren und müsse handlungsfähig bleiben.
Die Kanzlerin unterstützte zugleich den Anlauf der künftigen EU-Kommissionspräsidentin, die Konstruktionsfehler bei den Dublin-Regeln für Asylverfahren in der EU zu beheben.
Zugleich bekräftigte sie, es könne nicht bei jedem Schiff mit Flüchtlingen erneut über eine Einzellösung verhandelt werden. "Die Seenotrettung ist für uns nicht nur Verpflichtung, sondern sie ist ein Gebot der Humanität", stellte die Kanzlerin klar.
Angela Merkel verteidigt AKK-Ernennung zur Verteidigungsministerin
Merkel verteidigte die Entscheidung, dass CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer den Posten der Verteidigungsministerin übernommen hat. Kramp-Karrenbauer sei eine erfahrene Politikerin und bringe als Parteichefin auch politisches Gewicht mit ein.
Dass Kramp-Karrenbauer schon am kommenden Mittwoch in einer Sondersitzung des Bundestages ihren Amtseid ablegen soll, verteidigte die Kanzlerin mit dem Hinweis darauf, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee sei. Zu Zweifeln an der Doppelbelastung der CDU-Chefin meinte Merkel: "Wo immer sie arbeitet, arbeitet sie gerade mit 100 Prozent."
Den Rückzug vom Parteivorsitz bereut Merkel nicht. "Ich kann aus meiner Funktion als Bundeskanzlerin ja meinen Beitrag leisten, und Annegret Kramp-Karrenbauer leistet ihren Beitrag als Bundesvorsitzende. Ich glaube, wenn wir das ruhig weitermachen, dann werden wir auch wieder etwas bessere Umfragewerte haben."
Zugleich räumte die Kanzlerin der CDU-Chefin gute Chancen auf die nächste Kanzlerkandidatur ein. Sie nehme auf ihre Nachfolge zwar keinen Einfluss. Das müsse die Partei entscheiden.
"Aber Annegret Kramp-Karrenbauer ist Parteivorsitzende und ist damit natürlich in einer wichtigen und auch entscheidenden Position. Das ist ja gar keine Frage", fügte die Kanzlerin hinzu. (hau/dpa)
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