Am 4. Dezember wird Didier Burkhalter (53) neuer Bundespräsident der Schweiz. Er übernimmt damit das Amt von Bundesrat Ueli Maurer (63), dessen Aufgaben er ab dem Neujahrstag ausführen wird. Mit diesem Wechsel in der Bundesratsriege ändert sich nicht nur das Gesicht des "Ersten unter Gleichgestellten", sondern auch die First Lady, die politische Linie und möglicherweise die Zukunft der Schweiz. Ein Vergleich.

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Politische Laufbahn

Ueli Maurer startete seine politische Karriere mit der Wahl in den Gemeinderat Hinwil 1978. Nach dem Zürcher Kantonsrat folgte 1991 schliesslich seine Wahl in den Nationalrat. Von 1996 bis 2008 präsidierte er die SVP, bis er 2008 in den Bundesrat gewählt wurde und seither das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) führt. 2013 trat er die Nachfolge von Eveline Widmer-Schlumpf als Bundespräsident an. Am Neujahrstag überträgt er dieses Amt nach erfolgreicher Wahl an seinen Vize-Präsidenten Didier Burkhalter.

Didier Burkhalter, seit 1985 Mitglied der FDP, wurde 1991 in die Neuenburger Stadtregierung gewählt, die er dreimal präsidierte. Nachdem er 2003 in den Nationalrat und 2007 in den Ständerat gewählt wurde, wechselte er 2009 in den Bundesrat. Zwei Jahre lang leitete er dort das Eidgenössische Departement des Innern (EDI), seit 2012 das Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Als Vize-Präsident obliegt es Burkhalter, nach erfolgreicher Wahl der Parlamentarier 2014 das Amt des Bundespräsidenten zu übernehmen. Er führt die besondere Repräsentationspflichten für die Schweiz - wie bereits sein Vorgänger - zum ersten Mal aus.

Politische Einstellung

Ueli Maurer ist SVP-Politiker durch und durch. Für ihn bedeutet die Schweiz alles - weshalb er an der Wahl zum "Schweizer des Jahres" 2012 auch den sechsten Platz belegte für sein ausserordentliches politisches Engagement. Aufgrund seiner Wurzeln als Geschäftsführer des Zürcher Bauernverbands und als Präsident des Verbandes Schweizerischer Gemüseproduzenten ist Maurer ein Mann des Volkes, der bodenständig und nicht immer unvoreingenommen für das Land eintritt. Unabhängigkeit, freiheitliche Ordnung, Volkssouveränität und direkte Demokratie stellen für Ueli Maurer ein bewährtes Erfolgsmodell dar, dem die Schweiz treu bleiben sollte.

Didier Burkhalter sieht als grossen Vorteil der Schweiz, dass das Volk als Souverän stets das letzte Wort hat und dadurch eigenständig agieren kann. Doch er setzt sich nicht nur für die Eidgenossen ein, sondern auch für das Bilaterale. Von CVP-Präsident Christophe Darbellay wurde er deshalb als "Nachgeber-Minister" gegenüber der EU beschimpft.

Die First Lady

Anne-Claude Maurer wurde von ihrem Mann stets gehütet wie ein kostbarer Schatz. Lange war nicht viel über sie oder die sechs gemeinsamen Kinder bekannt. Denn: "Es ist meine Ehefrau, und nicht jene der Öffentlichkeit", so Ueli Maurer in einem Interview mit der "Berner Zeitung". Deshalb lässt sich der SVP-Politiker bei Auftritten und an Veranstaltungen meist von seiner Tochter Sidonia begleiten, nicht von Anne-Claude. Letztere stammt aus einer Schweizer Missionarsfamilie, lernte ihren Mann am Flughafen in den USA kennen. Sie arbeitete in den Vereinigten Staaten als Au-pair, er war auf der Suche nach den Goldgräber-Wurzeln seiner Familie. 1976 heirateten die beiden. Bis heute gibt es nur wenige Bilder von der Frau, die Maurers Politik unterstützt und sich um die Grossfamilie kümmert.

Friedrun Sabine Burkhalter ist fast ebenso ein Mysterium wie Anne-Claude Maurer. Die verschwiegene Schönheit an der Seite des neuen Bundespräsidenten stammt ursprünglich aus Österreich und lernte Burkhalter bereits im Alter von nur 16 Jahren während eines Sprachaufenthalts in London kennen. Die beiden verliebten sich, sie zog zu ihrer Schwester in der Schweiz. Als eines von insgesamt neun Kindern - wobei zwei ihrer Brüder bei Unfällen starben - weiss Friedrun, wie wichtig Familie ist. Sie selbst zieht mit ihrem Mann drei Söhne gross. Diese Aufgabe bindet sie aber keineswegs ans Haus: Sie begleitet ihren Mann auf Auslandsreisen und zu Empfängen - dafür erntete sie von Seiten der Politik zeitweise Kritik: "Ihre häufige Präsenz entspricht nicht unbedingt der schweizerischen Tradition", merkte etwa CVP-Politikerin Kathy Riklin gegenüber "Blick.ch" an.

Die Zukunft der Schweiz

Ueli Maurer war während seiner Amtszeit stets besorgt, dass die Schweiz von grossen Staaten und internationalen Organisationen unter Druck gesetzt werde. Er fürchtete, dass die "Grossen uns Befehle erteilen", was die Schweiz ihre Freiheit und Unabhängigkeit kosten könnte. Aufgrund dessen bemühte sich Maurer fast ausschliesslich um seine Wirkung im Inland, weniger im Ausland oder der EU.

Didier Burkhalter gilt als zurückhaltender Pragmatiker und erfahrener Exekutivpolitiker. Die Frage wird sein, wie er sich bei seinen ersten grossen Amtsentscheidungen schlagen wird - etwa bei der Abstimmung am 9. Februar, wenn Burkhalter die Personenfreizügigkeit gegen die Zuwanderungsinitiative der SVP verteidigen muss. Zudem werden Verhandlungen mit der EU erwartet über institutionelle Fragen bezüglich der Schweiz. Wie schon sein Vorgänger Maurer sieht auch Burkhalter eine Gefahr, die von der EU ausgehen könnte: Die Freiheiten der Schweiz könnten eingeschränkt werden. Dennoch soll in 2014 mehr Verbindlichkeit für die bilateralen Verträge signalisiert werden. Da sich das Amt des Bundespräsidenten im wesentlichen auf Repräsentationspflichten und die Leitung der Regierungssitze beschränkt, wird Burkhalter seine Aufmerksamkeit künftig verstärkt auf das heimische Parkett richten müssen.

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