(mgb) - Mit Provokationen kennt sich Bushido seit dem Beginn seiner Karriere bestens aus. Doch nun scheint der geläuterte Bad Boy des deutschen Rap und Bambi-Preisträger für Integration einen Schritt zu weit gegangen zu sein. Auf seiner Twitter-Seite veröffentlichte der Musiker ein Profilbild, das vermeintlich seine Sicht der Lösung des Nahost-Konflikts zwischen Israel und Palästinensern zeigt. Deutsche Politiker sind empört und sprechen bereits von einem Skandal.
Wer derzeit das Twitter-Profil von "@Bushido78" aufruft, wird von einem sehr einfachen Profilbild begrüsst. Doch in der Grafik liegt politische Sprengkraft. Zuerst fallen der Schriftzug "Free Palestine" und die grünen, roten, schwarzen und weissen Flächen ins Auge – die Farben der Nationalflagge des Palästinensergebietes. Dann das Pikante: Sie füllen die Umrisse einer Karte aus, die nicht nur Westbank und den Gazastreifen, sondern das gesamte Heilige Land zeigen. Der Staat Israel existiert schlichtweg nicht mehr, er ist ausgelöscht. Der Inhaber des Twitter-Profils ist
Das Spiel mit der Provokation als Karriereplan
Im Laufe seiner Karriere wurde der Bad Boy des deutschen Rap immer wieder mit antisemitischen und rechtsextremen Vorwürfen konfrontiert. Schliesslich bieten die expliziten Texte seiner Songs mehr als genug Angriffsfläche. Doch der Sohn einer Deutschen und eines Tunesiers wiegelt ab – von wegen rassistisch und homophob. Alles sei nur ein grosses Missverständnis, seine Lyrics würden falsch verstanden. In einem Interview mit der Online-Ausgabe des Magazins "Hiphop" äussert er sich 2007 persönlich: "Es ist einfach eine seltsame Interpretation meiner Texte. (...) Der Autor gibt letztlich ja nur einen gewissen Spielraum vor. Was ich darin sehen will, kommt aus meinem eigenen Kopf. Wenn Leute in mir einen Nazi, einen Juden- oder Schwulenhasser sehen wollen, dann ist das wohl so."
In den letzten Jahren schien es, als ob der böse Junge von einst tatsächlich gesellschaftsfähig geworden wäre und seiner umstrittenen Vergangenheit abgeschworen hätte: 2010 erscheint die sehr erfolgreiche Filmbiografie "Zeiten ändern dich", in der Bushido sich selbst spielt. 2011 zeichnet ihn der Burda-Verlag mit dem Bambi für Integration aus. 2012 folgen ein Praktikum im Deutschen Bundestag, die Heirat mit Anna-Maria Lagerblom und die Geburt seiner Tochter. Fast etwas zu spiessig für den einstigen Rüpel der Nation. Doch nach dem neuerlichen Eklat scheint das Image der heilen Welt Risse zu bekommen.
Politiker entsetzt von vermeintlichem Anti-Israel-Statement
Denn die entscheidende Frage ist: Handelt es sich bei Bushidos Bild-Statement wirklich um ein politisches Statement oder nur einen ungewollten Patzer? Für deutsche Politiker wie CDU-Mann Ruprecht Polenz, Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, macht das keinen Unterschied, wie er gegenüber "Sueddeutsche.de" bekräftigt: "Es ist ein Skandal, dass ein deutscher Musiker, der eine Menge Menschen erreicht, in dieser Weise das Existenzrecht Israels infrage stellt. Bisher waren solche Darstellungen von der Hamas und anderen extremistischen Palästinenser-Organisationen bekannt."
Auch Grünen-Politiker Omid Nouripour verlangt schnell eine Klarstellung durch den Rapper: "Bushido muss dringend erklären, ob er die Zweistaaten-Lösung ablehnt. Er ist ein Vorbild gerade für viele junge Muslime in Deutschland und darf keine Hetze von sich geben."
Die Sicht der Politik auf den Vorfall ist damit klar, die Absicht des Künstlers bleibt aber weiter im Dunkeln – denn Bushido schweigt bislang zu dieser Angelegenheit. Und sein Twitter-Profil zeigt immer noch eine Welt ohne Israel.
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