Mit Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen wollen drei prominente Bewerber die CDU als Parteichef aus der Krise führen. Einer setzt auf Versöhnung, einer betont, die Partei stehe vor einer Richtungsentscheidung. Und ein anderer verzichtet auf das Spitzenamt.
Mit der Kandidatur von
Merz: CDU steht vor "Richtungsentscheidung" - Laschet in der Rolle des "Versöhners"
"Wir haben seit heute einen offenen Wettbewerb in der CDU", sagte Merz. Das sei innerparteiliche Demokratie. Es gebe allerdings sehr unterschiedliche Akzente. "Diese Entscheidung ist auch eine Richtungsentscheidung für die CDU." Die Alternative sei Kontinuität, wofür Laschet stehe, oder Aufbruch und Erneuerung, wofür er stehe, sagte Merz. Er wolle, "dass sich diese Partei wirklich grundlegend erneuert", so der 64-Jährige. "Wir verkörpern auch zwei unterschiedliche Richtungen."
Laschet bot sich dagegen als Versöhner für die Partei an. Er habe in den vergangenen Tagen versucht, mehrere der Bewerber für den Chefposten einzubinden, betonte er. "Ich bedauere, dass nicht alle Kandidaten sich diesem Team-Gedanken anschliessen konnten", sagte er - offensichtlich ein Seitenhieb gegen Merz.
Der 59-jährige Laschet sieht sich zugleich als möglicher Kanzlerkandidat der Union. Die Frage werde aber gemeinsam mit der CSU entschieden. Dazu werden nach seinen Worten die Chefs der Schwesterparteien einen Vorschlag machen - wann genau, liess er offen. Sofort solle dies nicht geschehen. "Aber für den CDU-Teil ist jedenfalls mit einer Entscheidung auf dem Bundesparteitag klar, wer der CDU-Vorschlag in diesem Gespräch sein wird."
Laschet erklärte, er wolle, sollte er gewählt werden,
Auch Merz sagte, über die Kanzlerkandidatur werde im Einvernehmen von CDU und CSU entschieden. Zuständig seien üblicherweise die Parteivorsitzenden und -präsidien. "Das wäre auch meine Lösung." Bei seiner Wahl als Parteichef werde er auf jeden Fall eine Frau als Generalsekretärin vorschlagen. Die weitere personelle Neuaufstellung der CDU finde beim regulären Parteitag im Dezember statt.
Merz wollte als Stellvertreter kandidieren, diese Option sei mit Spahn vom Tisch
Merz teilte mit, er habe im Gespräch mit Laschet signalisiert, dass er bereit sei, für den Platz des Stellvertreters zu kandidieren, der bei einer Wahl Laschets frei werde. Diese Frage habe sich mit dem heutigen Tag aber erledigt, sagte er angesichts Spahns Ambitionen als Vize. Daher gelte: "Ich spiele hier auf Sieg und nicht auf Platz." Auf die Frage, was er von dem Tandem Laschet-Spahn halte, sagte er, ihm stehe es nicht zu, "die beiden jetzt persönlich zu bewerten". In der Wirtschaft "würde man vielleicht von einer Kartellbildung zur Schwächung des Wettbewerbs sprechen". Das sei hier aber "legitim".
Spahn sagte: "Es kann nur einen Parteichef geben." Das bedeute auch, dass jemand zurückstehen müsse. Deshalb unterstütze er Laschet bei seiner Kandidatur. Dieser habe in NRW bewiesen, dass er liberale und konservative Strömungen zusammenführen könne. "Wir müssen mehr denn je zusammenstehen", beschwor Spahn seine Parteikollegen.
Laschet sagte, er wolle die "vertrauensvolle Zusammenarbeit" mit der CSU und ihrem Vorsitzenden Markus Söder fortsetzen. Dessen Forderung nach einer baldigen Kabinettsumbildung machte er sich aber nicht zu eigen. Querschüsse gegen die Regierung oder Kritik an der grossen Koalition werde es von ihm nicht geben, versprach er - wohl auch mit Blick auf die neue SPD-Spitze. Er betonte aber, "die Zukunft muss anders sein als der jetzige Koalitionsvertrag".
Laschet erklärte, er könne seine Erfahrung als Ministerpräsident aus Nordrhein-Westfalen einbringen, wo es genauso wie im Bund darum gehe, die verschiedenen Interessen von Stadt und Land zu berücksichtigen. In Deutschland und Europa werde im Moment wieder Grundlegendes infrage gestellt. Juden und Menschen mit Zuwanderungsgeschichte berichteten ihm von Ängsten. In dieser Lage sei es auch wichtig, "Zuversicht" auszustrahlen. Laschet kündigte an, er wolle weiterhin Ministerpräsident bleiben.
Merz will mehr "Chancengerechtigkeit für die junge Generation"
Merz betonte, er wolle für mehr "Chancengerechtigkeit für die junge Generation" eintreten. Zudem erklärte er: "Der innere Friede in unserem Land ist bedroht." Zu den jüngsten Anschlägen sagte er: "Wir haben in diesem Lande über viele Jahre das Problem des Rechtsradikalismus massiv unterschätzt."
Laschet hat in seiner Partei die berühmte "Ochsentour" durch sämtliche Ebenen durchgezogen - vom Aachener Stadtrat über den Bundestag, das Europaparlament hin zum Düsseldorfer Landtag - bis er 2017 Ministerpräsident wurde. Merz war 2002 von Angela Merkel nach der verlorenen Bundestagswahl vom Unionsfraktionsvorsitz verdrängt worden. Ende 2018 unterlag Merz Annegret Kramp-Karrenbauer knapp im Kampf um den CDU-Vorsitz. Kramp-Karrenbauer hatte am Montag angekündigt, dass sich mögliche Kandidaten noch in dieser Woche erklären wollen. Spahn sieht seine Partei aktuell "in der grössten Krise unserer Geschichte". (mgb/dpa)
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