Zwei haben sich schon bereit erklärt, einer zögert noch: Will Armin Laschet an die CDU-Spitze? Er könne, wenn er wolle – so hören sich zumindest seine eigenen Worte an. Für den 58-Jährigen steht jedoch viel auf dem Spiel.
Die Union hat zwei Spitzenämter zu vergeben - und alle drei derzeit gehandelten Top-Kandidaten kommen aus Nordrhein-Westfalen. Die Qual der Wahl stellt die Christdemokraten vor eine Entscheidung, die wesentlich davon abhängt, wie sich der grösste CDU-Landesverband aufstellt.
Zwei Kandidaten haben ihren Hut bereits in den Ring geworfen: Der frühere Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Friedrich Merz, will die Nachfolge von Annegret Kramp-Karrenbauer an der Parteispitze antreten.
Neben dem 64-Jährigen stellt sich auch der Bundesgesundheitsminister zur Verfügung: Jens Spahn erklärte am Mittwoch, er sei bereit, Verantwortung zu übernehmen. Der dritte Kandidat zögert noch: Seit am Mittwochabend bekannt wurde, dass
Wer wird CDU-Kanzlerkandidat?
Fakt ist: Er könnte, hätte jedoch viel zu verlieren. Doch will er überhaupt? Die Frage, ob Laschet Kanzler werden möchte, ist für den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen zu einem Spielchen geworden, das er inzwischen ziemlich gut beherrscht.
Seine Antworten auf die Kanzler-Frage lassen sich meistens so interpretieren: Ich könnte schon, wenn ich denn wollte. Laschet versteht es, in dieser Sache deutlich zu sein, aber nicht überheblich.
Viele sehen in dem 58-Jährigen den Favoriten im Rennen um die Kanzlerkandidatur - weil er schon mal eine wichtige Wahl gewonnen hat, weil er das bevölkerungsreichste Bundesland regiert, weil er Chef des grössten CDU-Landesverbands ist, weil er europäisch denkt und bis 2005 im Europäischen Parlament sass. Und weil Laschet als jemand gilt, der ohne grosse Probleme mit den Grünen koalieren könnte - in der Union ist er als Versöhner bekannt.
Für Armin Laschet steht viel auf dem Spiel
Laschet steckt jedoch in einer verzwickten Lage. Im Vergleich zu den anderen derzeit gehandelten CDU-Kanzlerkandidaten hat der Ministerpräsident am meisten zu verlieren. Und deswegen wohl auch am meisten Druck auszuhalten.
Seit rund zweieinhalb Jahren regiert Laschet in Nordrhein-Westfalen, seine schwarz-gelbe Koalition funktioniert reibungslos. Das ist durchaus bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass sie im Landtag nur über eine Stimme Mehrheit verfügt.
Derzeit sieht es so aus, als hätte Laschet gute Chancen, bei der Landtagswahl 2022 wieder zu gewinnen. Die 2017 erzielten 33 Prozent für die CDU in NRW konnte er in Umfragen der vergangenen Monate annähernd halten, seine persönlichen Beliebtheitswerte sogar enorm steigern. Warum sollte er das aus der Hand geben?
Wird Laschet Kanzlerkandidat und verliert danach bei der Bundestagswahl, wäre der Weg zurück in die wohlig-warme Staatskanzlei in Düsseldorf ziemlich sicher versperrt. Seine politische Karriere wäre wohl vorbei.
NRW-Ministerpräsident spielt auf Zeit
Bereits 2018, als es um die Nachfolge von Parteichefin Angela Merkel ging, verzichtete Laschet auf eine eigene Kandidatur und begründete dies damit, dass - bei einer Trennung von Kanzleramt und Parteivorsitz - das Amt des Ministerpräsidenten im grössten Bundesland mit dem Vorsitz der Regierungspartei im Bund nicht vereinbar sei. Zudem wolle er die gut funktionierende schwarz-gelbe Koalition in NRW "nicht für ein Parteiamt gefährden".
Viele Rückzieher kann sich Laschet aber nicht mehr erlauben. Lässt er die zweite Chance auf einen Aufstieg verstreichen, wäre er nicht mehr glaubwürdig. Er müsste vermutlich mit dem Image des Zauderers leben.
Für den Politiker geht es jetzt erst einmal darum, Zeit zu gewinnen. In einem Statement, das er am Montag verbreiten liess, stand kein Wort zu seinen künftigen Ambitionen oder persönlichen Plänen. Er dankte der zurückgetretenen
Während viele in der CDU die Führungsfrage gerne schnell klären würden, hofft Laschet, dass erst der Parteitag im Dezember eine Lösung bringt.
Laschet hat stark an Profil gewonnen
Laschet, gebürtiger Aachner, zeigt sich bei Terminen vor Ort nahbar, trinkt mit den Leuten gerne ein Bier und nimmt sich oft mehr Zeit als eingeplant, um sich ihre Sorgen und Nöte anzuhören. An der Basis ist keine offene Kritik an ihm hörbar.
Seit er im Sommer 2017 mit der FDP die Regierung in NRW übernommen hat, hat der früher auch in eigenen Reihen oft unterschätzte Politiker stark an Profil gewonnen. So viel, dass er nun an die Spitze springt? (msc/dpa)
Verwendete Quelle:
- Spiegel.de: Zaudern oder zugreifen
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