Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofes, Karim Khan, hat deutliche Hinweise auf Gräueltaten in der Region Darfur im Krisenstaat Sudan. In einem dringenden Aufruf fordert Khan am Dienstag in Den Haag internationale Organisationen, Partner und nationale Behörden dazu auf, Beweise und Informationen zu sammeln und ihm zu übergeben. Täglich erreichten seine Ermittler Informationen aus Darfur, die auf "einen organisierten, systematischen und schweren Angriff auf die Menschenwürde" deuteten.

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Der Strafgerichtshof mit Sitz in Den Haag ermittelt bereits seit 2005 zu Völkermord in Darfur. Es war vom UN-Sicherheitsrat damit beauftragt worden. Das Gericht erliess 2009 auch einen internationalen Haftbefehl gegen den damaligen Präsidenten Sudans Omar al-Bashir wegen des Verdachts auf Völkermord. Ein Schwerpunkt der Ermittlungen ist ein Massaker in West Darfur 2023

Khan nannte nun ständige Angriffe auf die Zivilbevölkerung und vor allem auf Flüchtlingslager, massive und weit verbreitete Vergewaltigungen und andere Arten sexueller Gewalt, Bombenangriffe auf Wohngebiete, Plünderungen und Angriffe auf Krankenhäuser. Die Krise verschlimmere sich, das Leiden nehme zu, sagte der Chefankläger. "Und wir können nicht sagen, dass es keine Warnung gab." UN-Experten würden bereits von einem erneuten Völkermord sprechen.

Hintergrund der neuen Gewaltwelle ist der blutige Machtkampf zwischen dem sudanesischen faktischen Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem früheren Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo. Er führte nach UN-Angaben zur Flucht von fast zehn Millionen Menschen. Die Hauptstadt Khartum ist in grossen Teilen zerstört, derzeit finden vor allem in der Provinz Nord Darfur heftige Kämpfe statt.

Khan sagte: "Es ist empörend, dass wir es zulassen, dass sich die Geschichte in Darfur wiederholt. Wir können, und wir dürfen nicht zulassen, dass Darfur erneut zum vergessenen Gräuel der Welt wird." Der Chefankläger rief insbesondere dazu auf, Fotos, Videos und Tonaufnahmen zu sammeln und Kontakte zu Zeugen zu vermitteln.   © dpa

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