Einen Tag nach der überraschenden Ablösung des bisherigen Aussenministers Qin Gang schweigt die Führung weiter zu den Gründen. "Ich habe keine zusätzlichen Informationen", sagte eine Sprecherin des Aussenministeriums am Mittwoch auf Nachfragen zu Qin. Auf der Website des Ministeriums waren derweil alle Erwähnung des bisherigen Aussenministers gelöscht. Sein Name war allerdings noch auf anderen Regierungswebsites zu finden.
"Es gibt Hinweise darauf, dass es sich um eine politische Säuberungsaktion handelt", schrieb der China-Experte Neil Thomas von der US-Denkfabrik Asia Society Policy Institute im Online-Netzwerk Twitter, das in "X" umbenannt wurde. "Wenn er noch ein beliebter Kamerad wäre, der lediglich krank geworden sei, dann wäre das nicht so abgelaufen", schrieb seinerseits der China-Experte Bill Bishop in einem Newsletter.
Chinas Präsident Xi Jinping hatte den seit Wochen aus der Öffentlichkeit verschwundenen Aussenminister am Vortag ausgetauscht. Qins Vorgänger Wang Yi habe das Amt erneut übernommen, berichteten chinesische Staatsmedien. Qin galt lange Zeit als Vertrauter des Präsidenten und hatte eine rasante diplomatische Karriere hinter sich. Der 57-Jährige war erst im vergangenen Dezember zum Aussenminister ernannt worden.
Qin war zuletzt am 25. Juni bei einem Treffen mit dem russischen Vize-Aussenminister Andrej Rudenko in der Öffentlichkeit gesehen worden. Seine Abwesenheit beim Asean-Gipfel in Indonesien Mitte Juli hatte Gerüchte ausgelöst. Auch eine geplante China-Reise des EU-Aussenbeauftragten Josep Borrell war überraschend abgesagt worden.
Das Ministerium hatte Qins Abwesenheit zunächst mit Gesundheitsproblemen erklärt. In Online-Netzwerken wurde darüber spekuliert, dass Qin beim Staatschef in Ungnade gefallen sein könnte, möglicherweise wegen einer unehelichen Affäre mit einer Fernsehmoderatorin eines Hongkonger Senders.
Qin, der fliessend Englisch spricht, war unter anderem chinesischer Botschafter in den USA. In Washington galt er als "Wolfskrieger" - ein Spitzname für chinesische Diplomaten, die die Position ihres Heimatlandes besonders vehement vertreten. © AFP
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