Ein mutmasslicher Spion des MI6 ist in China enttarnt und festgenommen worden. An den britischen Auslandsgeheimdienst sollen vertrauliche Staatsgeheimnisse und nachrichtendienstliche Berichte geliefert worden sein.
Chinas Ministerium für Staatssicherheit hat nach eigenen Angaben einen mutmasslichen Spion des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 enttarnt und festgenommen. Die Behörde warf den Briten vor, eine Person aus einem Drittstaat für die Informationsbeschaffung angeworben zu haben, wie aus einer Mitteilung am Montag in Peking hervorging.
Die Person, die in der Mitteilung nur mit dem Nachnamen "Huang" genannt wird, soll demnach in mehreren Fällen vertrauliche Staatsgeheimnisse und nachrichtendienstliche Berichte an den MI6 geliefert haben.
Mehrfach nach China gereist, um Informationen zu sammeln
Der britische Geheimdienst habe 2015 mit der Person eine nachrichtendienstliche Zusammenarbeit vereinbart und sie für die Arbeit ausgebildet. Huang sei mehrfach nach China gereist, um dort Informationen zu sammeln und nach weiteren Leuten für den MI6 zu suchen, hiess es.
Huang habe vor seiner Enttarnung 17 Geheimdienstinformationen weitergegeben, darunter vertrauliche Staatsgeheimnisse, erklärte das Ministerium. Er habe zudem "professionelles Geheimdiensttraining" in Grossbritannien erhalten und "Spionage-Ausrüstung für Spezialisten" genutzt. Eine Untersuchung habe "umgehende strafrechtliche Beweise" hervorgebracht, hiess es weiter.
Der Mitteilung zufolge hat Huang keine chinesische Staatsbürgerschaft und arbeitete in leitender Funktion in einer ausländischen Beraterfirma. Nähere Angaben machte die Staatssicherheit allerdings nicht, weshalb unklar ist, aus welchem Land die verdächtigte Person kommt und ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.
Die Behörden ergriffen nach dem Aufdecken des Falls "strafrechtliche Zwangsmassnahmen". Darunter können etwa Freiheitseinschränkungen wie eine Festnahme fallen. Ausserdem seien konsularische Besuche für Huang arrangiert worden. Das Aussenministerium in London antwortete zunächst nicht auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zu dem Fall. Auch Chinas Aussenministerium lehnte eine Stellungnahme ab.
Peking und London werfen sich gegenseitig Spionage vor
Peking und London haben sich in den vergangenen Monaten wiederholt gegenseitig Spionage vorgeworfen. Grossbritannien wirft China vor, vermehrt Regierungsbeamte auszuspionieren, was Peking abstreitet. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des britischen Parlaments war im vergangenen Jahr unter Berufung auf den Official Secrets Act festgenommen. Er wies jedoch Vorwürfe zurück, für China spioniert zu haben.
China, das eine weit gefasste Definition von Staatsgeheimnissen hat, machte in den letzten Monaten mehrere andere angebliche Spionagefälle bekannt. Zudem wurden im vergangenen Jahr Razzien bei einer Reihe von namhaften Beratungs-, Forschungs- und Prüfungsunternehmen vorgenommen. (dpa/AFP/tas)
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