Ein verstörendes Video kursiert im Internet und wird heftig diskutiert. Im sächsischen Clausnitz blockierten am Donnerstag aufgebrachte Demonstranten einen Bus mit Flüchtlingen auf dem Weg in eine Asylunterkunft in Rechenberg-Bienenmühle. Die Polizei Sachsen zeigte sich in einer Antwort bei Facebook zwar empört. Ein zweites Video wirft aber zum Verhalten der Polizisten Fragen auf.

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Wie der "Tagesspiegel" berichtet, hätten etwa 100 Menschen dem Bus zunächst mit drei Autos den Weg versperrt. Als der Fahrer den Bus stoppte, versammelte sich die Menschenmenge davor und fing an, die Insassen wüst zu beschimpfen und zu bedrohen.

Sie pöbelten und brüllten, reckten die Fäuste und skandierten: "Wir sind das Volk!" Die Flüchtlinge in dem Bus wirkten angesichts des Mobs sichtbar verstört und verängstigt.

Worte wie "Pack" waren zu hören. Auf den Bildern sieht man, wie ein Kind angesichts des Hasses auf der Strasse weint, eine Frau bricht ebenfalls in Tränen aus.

Der digitale Schriftzug auf dem Bus "Reisegenuss" wirkt in diesem Zusammenhang zynisch.

"Deutscher Angstmob" begrüsst Schutzsuchende

In den sozialen Netzwerken wird das Video hitzig diskutiert. Neben Befürwortern der Aktion gibt es unzählige Stimmen, die ihr Entsetzen und ihre Wut über die Situation in clausnitz zum Ausdruck bringen.

"Der deutsche Angstmob begrüsst die, die dem Tod von der Schippe gesprungen sind", kommentiert Satiriker Jan Böhmermann die hässliche Szene im Erzgebirge.

Auch die sächsische Polizei wird hart kritisiert, weil ein umgehendes und konsequentes Einschreiten gegen den wütenden Mob ausblieb. Der Bus mit den Flüchtlingen konnte erst nach etwa zwei Stunden den Weg in die Unterkunft in Rechenberg-Bienenmühle fortsetzen.

Die Polizei, die mit rund 30 Beamten vor Ort gewesen war, rechtfertigte sich später auf Facebook mit einer Antwort an einen Kritiker:

"Die schrecklichen Bilder/Videos erreichten uns heute morgen via Social Media", heisst es dort. "Wir als Polizei müssen die Neutralität in unseren Einsätzen wahren. Das fällt uns in dieser Situationen wirklich schwer. Wir sind alle Menschen in den blauen Uniformen, die genau wie Du empfinden beim Schauen des Videos."

Polizisten zerren junge Flüchtlinge aus dem Bus

"Die Ankunft wurde von einer grossen Personengruppe blockiert u.a. mit Fahrzeugen", erklärt die Polizei weiter und betont, dass man wenigstens verhindern konnte, "dass es zu körperlichen Auseinandersetzungen oder Verletzten kommt."

Gegen 13 Personen wurde Anzeige wegen des Verstosses gegen das Versammlungsgesetz erstattet.

Auf Twitter kursiert jedoch noch ein zweites Video, welches ein fragwürdiges Licht auf die Polizei wirft.

Das Video ist ebenfalls bei besagtem Vorfall aufgenommen worden, was die Übereinstimmung mit dem Busfahrer zeigt. Auf dem Video ist zu sehen, wie Beamte unter den Anfeuerungsrufen der Demonstranten völlig verängstigte junge Flüchtlinge mit Gewalt aus dem Bus zerren.

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