Ex-Vize-Präsident Joe Biden und Senatorin Kamala Harris stehen im Zentrum der zweiten Fernsehdiskussion der amerikanischen Demokraten. Von den anderen Kandidaten werden sie gehörig unter Druck gesetzt.

Eine Kritik

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Die TV-Debatte der US-Demokraten hat noch gar nicht begonnen, da sorgt Joe Biden schon für Aufsehen: "Go easy on me, kid", raunt er seiner Kontrahentin Kamala Harris zu, als die beiden sich auf der Bühne begrüssen.

Übersetzen lässt sich das mit: "Fass mich nicht so hart an, Kleines." Bei einer anderen Fernsehdebatte hatte die Senatorin aus Kalifornien den früheren Vize-Präsidenten scharf angegriffen.

Ist Bidens Bemerkung ein Beispiel dafür, dass er Frauen herablassend behandelt? Die Diskussion auf Twitter dazu startet sofort.

Weil mehr als 20 Politiker im Namen der Demokratischen Partei im kommenden Jahr den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump herausfordern wollen, hat der Nachrichtensender CNN seine parteiinterne Debatte auf zwei Abende aufgeteilt.

Am Vorabend hatten unter anderem die Senatoren Elizabeth Warren und Bernie Sanders, Vertreter des linken Parteiflügels, den Anfang gemacht. In der Nacht auf Donnerstag tritt im Detroiter Fox Theatre die zweite Hälfte des grossen Bewerberfelds an.

Biden zu zögerlich beim Klimaschutz?

Die Blicke richten sich vor allem auf Biden und Harris. Um auf sich aufmerksam zu machen und im Rennen zu bleiben, müssen ihre acht Mitbewerber die beiden Favoriten angreifen – und diese Chance nutzen sie ausgiebig. Sowohl Biden als auch Harris wirken bei vielen Themen wie Gejagte.

Biden, Vize-Präsident unter Barack Obama, gilt Umfragen zufolge derzeit als populärster Demokrat und tritt kampflustiger auf als bei der ersten Debatte Anfang Juli.

Er muss sich an diesem Abend allerdings gegen eine ganze Reihe Vorwürfe wehren: Die New Yorker Senatorin Kirsten Gillibrand hält ihm eine Aussage aus der Vergangenheit vor: Biden soll gesagt haben, arbeitende Frauen würden zum "Verfall der Familie" beitragen.

Der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio prangert die hohe Zahl von Abschiebungen in der Amtszeit der Obama-Regierung an, für die er Biden mitverantwortlich macht.

Jay Inslee, Gouverneur des Bundesstaates Washington, kritisiert wiederum, der ehemalige Vizepräsident biete nur halbherzige Lösungen beim Klimaschutz. Inslee dagegen macht das Thema zum Mittelpunkt seiner Kampagne: "Die Zeit läuft ab – unser Haus steht in Flammen."

Schwere Vorwürfe gegen Harris

Harris, die Anfang Juli bei der ersten TV-Debatte viel Aufsehen erregt hatte, gerät an diesem Abend mehrmals unter Druck.

Ein wichtiges Thema für viele Demokraten ist die Frage, wie mehr Amerikaner an eine Krankenversicherung kommen können. Harris hat dazu einen Plan vorgelegt, der von allen Seiten zerpflückt wird: Manchen Konkurrenten geht er nicht weit genug, Biden wiederum hält Vorschläge für eine universelle Krankenversicherung für nicht finanzierbar.

Einen harten Angriff auf Harris startet auch Tulsi Gabbard, Kongressabgeordnete aus Hawaii: Sie hält der Senatorin ihre Bilanz als Generalstaatsanwältin in Kalifornien vor: Harris habe damals Insassen über ihre Haftzeit hinaus festgehalten, Harris habe Beweise blockiert, die einen unschuldigen Mann vor der Todesstrafe bewahrt hätten. "Sie schulden diesen Menschen eine Entschuldigung", schimpft Gabbard.

Trump als "Rassist" und "Raubtier"

Einig sind sich alle Kandidaten in ihren Angriffen auf Donald Trump. "Der Präsident ist ein Rassist", sagt der frühere Wohnungsbau-Minister Julian Castro.

Harris bezeichnet Trump als "Raubtier im Weissen Haus", das es vor allem auf die Schwachen in der Gesellschaft abgesehen habe.

Viel Beifall erhält auch Cory Booker, Senator von New Jersey, der die Einheit der Partei und des ganzen Landes beschwört: "Wir müssen als Nation gesund werden – und wir müssen endlich vorankommen."

Weil sie häufig angegriffen werden und reagieren müssen, liegen Biden und Harris bei der Redezeit am Ende vorn: Biden hat laut CNN 21 Minuten gesprochen, Harris knapp 18 Minuten.

Insgesamt ist das Feld ausgeglichener als am Vorabend, als Warren und Sanders die Debatte dominiert hatten.

In der CNN-Expertenrunde im Anschluss ist daher auch die Einschätzung zu hören, die wahre Gewinnerin der zweiten Diskussion sei Warren – weil in der zweiten Runde niemand besser gewesen sei als sie am Vorabend.

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