Den Doktor-Makel hat Karl-Theodor zu Guttenberg mit einem unerwarteten Arbeits-Thema beseitigt. Der einstige Bundesminister der Verteidigung und damalige Hoffnungsträger der Union hat sich eingehend und nach den Regeln der Wissenschaft beschäftigt mit: Geld.
Es gibt Bilder, die haften bleiben. Jenes von
Dabei war der Abgebildete schon damals zurechnungsfähige 38 Jahre alt und immerhin Bundesminister der Verteidigung. "Der kleine Baron in der grossen Stadt", fiel der "Süddeutschen Zeitung" damals als Überschrift zu einem Foto ein, das so touristisch wirkte, als sei zu Guttenberg nicht dienstlich in die Staaten gereist. 2016 gab zu Guttenberg zu: "Ich habe lange gebraucht, um meine Eitelkeit zu überwinden."
Der einstige Hoffnungsträger der CSU und der Union insgesamt hat seiner Eitelkeit trotzdem noch einen Gefallen getan und den erschummelten Doktortitel in einen erarbeiteten verwandelt: den der Philosophie.
2011 entzog die Jura-Fakultät der Universität Bayreuth nach Plagiatsvorwürfen dem Adligen dessen Doktortitel. Damals war zu Guttenberg noch Verteidigungsminister in Berlin. Heute hat der Spross eines fränkischen Adelsgeschlechts als Berater und Unternehmer einen Wohnsitz in den USA.
Promotion an der Universität von Southampton
Die 488 Seiten starke Doktorarbeit, die er im November 2018 eingereicht hat, wurde im Juli 2019 in ihrer endgültigen Fassung an der Universität von Southampton veröffentlicht.
Mit seinem alten Fachgebiet Rechtswissenschaften hat die auf Englisch verfasste neue Doktorarbeit nichts zu tun. Vielmehr liefert Guttenberg in seiner wissenschaftlichen Abhandlung eine historische Betrachtung zu den frühen Methoden für die Überweisung von Geld - etwa im internationalen Handel. Dafür hat er sich unter anderem mit arabischen Händlern und den Kreuzzügen beschäftigt. Er hat in Archiven geforscht und - so schreibt er selbst im Vorwort - viel Zeit aufgewendet.
Guttenberg dankt seiner Familie und Freunden, "die an mich geglaubt haben"
Gewidmet hat er seine Doktorarbeit Ehefrau Stephanie und den beiden Töchtern, die während dieser Phase "sehr geduldig" mit ihm gewesen seien. Eine Danksagung geht ausserdem an eine Reihe von "verlässlichen Freunden auf beiden Seiten des Atlantiks, die an mich geglaubt haben und an ein Wertesystem, in dem es auch eine zweite Chance gibt".
In der CSU, für die er 2002 erstmals in den Bundestag einzog, trauern ihm immer noch einige Parteifreunde nach. Manche hoffen gar auf ein spätes politisches Comeback des smarten Ex-Ministers.
Verteidigungsminister war Guttenberg nur 16 Monate lang. Als herauskam, dass er in seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte, schied er im März 2011 aus der aktiven Politik aus. Mit seiner Familie siedelte er in die USA um. (dpa/hau)
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