Er ist milliardenschwer, gilt als geltungssüchtig - und verstört mit rassistischen Kommentaren und heftigen Angriffen sogar auf Parteifreunde: Donald Trump hat mit seiner Präsidentschaftskandidatur den Vorwahlkampf in den USA mächtig angeheizt. Glaubte man anfangs noch an einen PR-Coup, ist jetzt klar, dass der Immobilien-Tycoon es ernst meint und wirklich ins Weisse Haus einziehen will. Umfragen sehen ihn schon vor seinen republikanischen Mitbewerbern. Doch wie gross sind Trumps Chancen wirklich?
Donald Trump ist ein Phänomen. Mit Immobilien zu einem unfassbaren Vermögen gekommen – laut dem "Forbes"-Magazin verfügt er über umgerechnet 3,6 Milliarden Euro – hat sich der 69-Jährige längst einen Namen weit über die USA hinaus gemacht. Bekannt ist der Baulöwe mit der aussergewöhnlichen Haartolle aber auch deswegen: Er prahlt gern - und diffamiert und beleidigt andere nahezu ebenso gern. Nun hat er seine langjährige Drohung wahr gemacht, 2016 für das Präsidentenamt kandidieren zu wollen.
Doch welche Positionen der politische Aussenseiter vertritt, wofür er steht, das ist noch nicht klar. Sicher ist nur: Der Republikaner hat grosse Ambitionen. Dem TV-Moderator Bill O'Reilly sagte er, er werde den IS besiegen: "Wenn wir rüber gehen und ihnen das Öl wieder wegnehmen, haben sie nichts mehr. Dann bomben wir sie aus, umzingeln sie und dann gehen wir dort rein". Woher die Unterstützung der über 3.000 im Irak stationierten US-Soldaten kommen soll, das liess
Auch innenpolitische Ziele lässt Trump für sich selbst stehen. So soll die Gesundheitsinitiative "Obamacare" gestrichen werden. "Das Programm kann mit etwas Besserem ersetzt werden", sagte er und fügte hinzu, dass seine Alternative weniger kosten würde – für die Menschen und den Staat. "Wir können das schaffen." Nur wie das zu schaffen ist, das führte Trump nicht aus. Sogar zur Bildungspolitik äusserte er sich bereits. Diese soll wieder lokal entschieden werden. Dass dann die derzeit erarbeitete Vergleichbarkeit von Abschlüssen hinfällig werden würde, interessiert Trump nicht.
Veteranen gegen Trump
Überhaupt fällt Trump vor allem durch seine reisserischen Kommentare auf. Bei der Bekanntgabe seiner Kandidatur wetterte er beispielsweise gegen Mexikaner. "Sie bringen Drogen, Kriminalität und Vergewaltiger."
Auch Parteikollegen bekommen die Wut Trumps zu spüren. So bezeichnete er beispielsweise den ehemaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney als "Rohrkrepierer" bezeichnete. "Gegen einen Versager wie Obama zu verlieren, zeigt, dass er nicht über die Ziellinie laufen kann." 2012 hatte Trump den 68-Jährigen Romney während des Präsidentschaftswahlkampfs finanziell unterstützt.
Verscherzt hat es sich der Unternehmer auch mit einem anderen parteiübergreifend angesehenen Republikaner: Am Samstag machte sich Trump bei einer Rede in Iowa über den Senator John McCain lustig. "Er ist kein Kriegsheld. Er ist ein Held, weil er gefangen genommen wurde. Ich mag Leute, die sich nicht gefangen nehmen lassen." McCain war als Pilot 1967 über Hanoi abgeschossen und von der vietnamesischen Regierung fünf Jahre lang gefangen gehalten worden. Dass der heutige Senator sich trotz Einzelhaft und Folter seine mentale und körperliche Stärke bewahren konnte, hat ihm parteiübergreifend Respekt eingebracht.
Amerikas "Niedergang" aufhalten
Was den USA mit einem Präsident Trump blühen könnte, wollen sich viele lieber nicht ausmalen. Vor allem auf mexikanische Immigranten hat der New Yorker Trump es abgesehen. Er werde eine unüberwindbare Mauer zur mexikanischen Grenze hin bauen, um illegale Einwanderer aufzuhalten. Dann werde er Amerika wieder gross und dem Terror in Nahost den Garaus machen, lauten die Schlagzeilen zu Trump. Denn, so Trump selbst, Amerikas "Niedergang" müsse aufgehalten werden.
Und der Milliardär ist überzeugt, dass er insbesondere in der Wirtschaftspolitik zu Grossem in der Lage wäre. "Ich werde der grossartigste, arbeitsschaffende Präsident sein, den Gott je erschaffen hat", tönte Trump. "Ich werde unsere Jobs aus China, Mexiko, Japan und vielen anderen Orten zurückholen. Und ich werde unser Geld zurückbringen."
Einer Studie der staatlichen Universität von Pennsylvania in Zusammenarbeit mit Universitätsprofessoren aus Stanford zufolge, ist ein solches Vorhaben in Zeiten der Globalisierung jedoch nicht zu stemmen. Die Kosten wären zu hoch.
Die Basis steht auf Trump
Die Chancen, dass Trump tatsächlich politisch erfolgreich sein könnte, sind indes gering. Zwar liegt er laut einer Umfrage der "Washington Post" unter Parteianhägern inzwischen auf Platz eins der Wählergunst, dahinter kommt Scott Walker, Gouverneur aus Wisconsin, und erst auf Platz drei Jeb Bush.
Die Eliten der "Grand Old Party" werden ihn trotzdem nicht als offiziellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten nominieren, glaubt Jamelle Bouie, Politikredakteur des Onlinemagazins "Slate". Die Begründung kommt von dem ehemaligen Gouverneur von Texas, Rick Perry: "Er ist nicht qualifiziert, Commander in Chief zu werden."
Trump selbst gibt sich trotzdem selbstüberzeugt. "Vielleicht kandidiere ich auch für eine dritte Partei", sagte er am Samstag in Iowa.
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