- Moderator Tucker Carlson lässt mit seiner Meinungssendung auf Fox News die Herzen Konservativer höher schlagen.
- Er gilt als potentieller Präsidentschaftskandidat der Republikaner im Jahr 2024 - und seine Chancen stehen nicht schlecht.
- Seine möglichen Konkurrenten im Rennen um das Amt des Präsidenten könnten aus der Familie Trump kommen.
Der Fox-News-Kommentator Tucker Carlson wäre aus Sicht vieler Republikaner der geborene Präsidentschaftskandidat 2024. Carlson steht für den populistischen Kurs, den die Partei schon mit Trump eingeschlagen hat. Politische Ambitionen werden aber auch Trumps Söhnen nachgesagt – vor allem Donald Trump Junior.
Jeden Werktag geht Tucker Carlson live im US-Sender Fox News auf Sendung. In einer Mischung aus Monologen und Interviews fungiert er eine Stunde lang als Sprachrohr des konservativen bis rechtsnationalen Amerika.
Beleidigungen und Polemik sind für Carlson Programm. Eine kriegsversehrte Politikerin der US-Demokraten bezeichnete er als "dämliche und unbeeindruckende Person". Zuwanderung hat die USA seiner Meinung nach "ärmer, schmutziger und gespaltener" gemacht.
"Wenn er will, hat er Nominierung der Partei sicher"
Carlson verkörpert den "Trumpismus" mindestens genauso wie Donald Trump selbst. Dem Moderator wird sogar ein direkter Einfluss auf den Noch-Präsidenten nachgesagt: Unter anderem soll er Trump von einem Militärschlag gegen den Iran abgebracht haben.
Für republikanische Strategen sei er der "Anführer der nächsten Generation der Trump-Bewegung", schrieb das Magazin "Politico". Seit einiger Zeit wird spekuliert, Carlson könnte in die Politik wechseln und 2024 Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden. Ein ehemaliger Trump-Berater sagte zu Politico: Wenn Carlson es wolle, habe er die Nominierung der Partei sicher.
Carlson steht für "America First"
"Tucker Carlson ist für die Republikaner eine interessante Personalie", sagt auch Philipp Adorf, Politikwissenschaftler an der Universität Bonn, im Gespräch mit unserer Redaktion. "Er steht für die America-First-Doktrin, er kritisiert linke wie rechte Eliten und ist ein Gegner von Neoliberalismus, Globalisierung und Militärinterventionen."
Die Republikaner standen eigentlich immer für freie Märkte, die sie fast auf religiöse Weise verehrten, erklärt Philipp Adorf. Carlson dagegen vertrete die Auffassung, dass Globalisierung zu Arbeitslosigkeit und zum Veröden ganzer Landstriche führt.
"Falls die Partei ihn wirklich nominieren würde, würden sich die Republikaner endgültig in eine Richtung entwickeln, die wir auch von europäischen Rechtspopulisten kennen", so Adorf: "Sie verbinden die Ablehnung von Einwanderung mit dem Ruf nach einem aktiveren Sozialstaat."
Direkter Draht zu Millionen von Wählern
Mit mehr als vier Millionen Zuschauern ist Carlsons Sendung das quotenstärkste Nachrichtenformat im US-Kabelfernsehen. Ein Parteistratege sagte dem Magazin "Politico": "Wenn du Republikaner bist und wissen willst, wo deine Wähler stehen, musst du nur Carlsons Show anschauen." Seine Reichweite würde ihm auch bei einer politischen Karriere zugutekommen.
Denn die Präsidentschaftskandidaten werden nicht von Parteitagen oder Vorsitzenden bestimmt, sondern in Vorwahlen gesucht. "Es sind Millionen von registrierten Anhängern einer Partei, die darüber entscheiden. Carlsons Vorteil ist, dass er einen direkten Draht zu den Wählern hat", sagt Philipp Adorf.
Weitere Namen im Gespräch
Unklar ist allerdings, ob Tucker Carlson überhaupt Interesse an einer Kandidatur hätte. Der frühere Trump-Berater Sam Nunberg bezweifelt das: Der Kommentator habe schlicht eine viel zu schlechte Meinung von Politikern. Auch Carlson selbst hat bisher kaum Interesse erkennen lassen.
Noch sind es gut drei Jahre bis zum Beginn der nächsten Vorwahlen. Über mögliche Kandidaten der Republikaner wird allerdings schon spekuliert. Larry Hogan, Gouverneur von Maryland, und Ben Sasse, Senator aus Nebraska, gelten als Vertreter des Partei-Establishments.
Beide gehören allerdings zu den innerparteilichen Widersachern von Trump – und Kritik an ihrem Idol war bei den republikanischen Wählern in den vergangenen Jahren nicht mehrheitsfähig. Auf Trump-Linie liegen eher die Senatoren Ted Cruz (Texas), Tom Cotton (Arkansas) und Josh Hawley (Missouri).
Auch der Name Nikki Haley fällt immer wieder: Die frühere Gouverneurin und UN-Botschafterin würde eine modernere Seite der Partei verkörpern, bringt Erfahrung mit und pflegt gute Beziehungen zu Trump. Ob die Republikaner nach ihrem Rechtskurs der vergangenen Jahre aber bereit sind, eine Tochter von Einwanderern aufs Schild zu heben, ist eine andere Frage.
Hat auch Trump Junior Ambitionen?
Natürlich ist da auch noch Donald Trump selbst. Denkbar ist, dass er 2024 erneut antritt. "Ihm gefällt die Erzählung, dass er sich zurückkämpfen kann. Darüber hat er schon das Buch 'The Art of the Comeback' geschrieben", sagt Philipp Adorf. "Er will sicherlich nicht, dass sein Lebenslauf damit aufhört, dass er 2020 die Wahl verloren hat."
Trump wäre 2024 allerdings 78 Jahre alt und lässt zurzeit wenig Spass am Regieren erkennen. Dafür wird schon über politische Karrieren seiner Kinder spekuliert. Trump selbst hat im Wahlkampf gesagt, seine Tochter Ivanka solle einmal das erste weibliche US-Staatsoberhaupt werden.
Die Söhne Eric und Donald Junior haben sich beim vergeblichen juristischen Kampf gegen das Wahlergebnis vom 3. November in Szene gesetzt. Zuvor hatte Donald Trump Junior Ende Oktober bei Instagram ein Foto gepostet, auf dem er grinsend neben dem Schriftzug "Don Jr. 2024" posiert. Er spielte seine Ambitionen aber zunächst herunter: Zunächst gelte es, die Wahlen 2020 zu gewinnen – was dann bekanntlich nicht gelang.
Aus Sicht von Politikwissenschaftler Adorf wäre eine Kandidatur von "Don Jr." kein Selbstläufer. Schliesslich sei der Sohn nicht der Vater. "Ob Trump seine Popularität bei seinen Anhängern auch auf seine Familienmitglieder übertragen kann, ist offen", sagt Adorf. "Wenn die Republikaner sich zwischen Tucker Carlson und Donald Trump Junior entscheiden müssten, wäre nach meiner Einschätzung Carlson der klare Favorit."
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Dr. Philipp Adorf, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Instagram-Account von Donald Trump Jr.
- Forbes.com: Trump Sons Hint At 2024 Runs As President’s Polling Looks Dire
- Politico.com: Tucker Carlson 2024? The GOP is buzzing
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